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Die Jungen-Umkleidekabine der Insulaner-Grundschule im April 2017. Seit Februar ist die Halle gesperrt.

© privat

Grundschule in Berlin-Steglitz: Massenweise Schimmelpilze in der Sporthalle

Ein Gutachten belegt die Gesundheitsgefährdung in der Schulturnhalle am Insulaner. Bauarbeiter sollen "Mundschutz" tragen, wo bis Februar noch Sport getrieben wurde.

Da liegt sie also – die 15-seitige „Gutachterliche Stellungnahme“ zum Zustand der gesperrten Turnhalle der Grundschule am Insulaner. Herausgeben wollte Bürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) das Papier nicht, aber lesen darf man es jetzt immerhin. Nichts wie hin also ins Schulamt Steglitz-Zehlendorf, wo das Gutachten für den Tagesspiegel auf einem Schreibtisch bereit liegt.

Das Papier lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Der Gutachter des beauftragten Ingenieurbüros beschreibt an mehreren Stellen starke Wasserschäden und sichtbaren Schimmelpilzbefall – insbesondere im Geräteraum und im Umkleideraum der Jungen, wo sogar eine „sehr starke Schimmelpilzbesiedlung“ und eine „starke Geruchsbelästigung“ festgestellt wurde: Grund genug, an den verdächtigen Stellen Proben zu nehmen und sie ins Labor zu schicken.

Von Fließschnupfen bis Asthma

Was diese Proben ergaben – auch dies ist bereits dem Gutachten zu entnehmen: Demnach gilt die „starke Besiedlung“ für zwei verschiedene Pilzsorten: Cladosporium und Penicillium. Und für beide Sorten sagt das Gutachten, dass sie „als Krankheitserreger zu opportunistischen Infekten bei immungeschwächten Personen führen“. Zudem könnten sie allergische Reaktionen wie „Fließschnupfen, Husten, Niesanfälle, Nesselfieber oder Asthma auslösen“, heißt es weiter in der Stellungnahme. Im Falle einer Sanierung wird für die Bauarbeiter „Mundschutz und eine Schutzbrille“ empfohlen. Zudem sollen sie nach der Arbeit „duschen und die Kleidung wechseln“.

Auch sonst liest sich das Gutachten alarmierend. So heißt es weiter, „dass die Besiedlungswerte eine erhöhte Sporenbelastung der Raumluft bewirken“. Die Pilzsporen würden schon beim „geringsten Lufthauch“ aufgewirbelt und „schweben als Staub teilweise stundenlang in der Raumluft“, warnen die Gutachter. Ob Schüler, Sportler oder Lehrer Gesundheitsschäden davontrugen, lässt sich zurzeit nicht sagen. Elternvertreter wollen das Gutachten in den nächsten Tagen einsehen.

Die Nässe kam durch's defekte Dach

Wie berichtet war die Turnhalle im Februar gesperrt worden - kein Einzelfall im Bezirk. Seither müssen Schüler und Vereine auf eine andere – ebenfalls stark frequentierte – Halle ausweichen. Wie lange die Renovierung dauert, ist ungewiss: Zunächst war von drei Monaten die Rede, worauf sich das Bezirksamt aber zuletzt nicht mehr festlegen wollte. Denn es gibt viel zu tun: Laut Gutachten wurden bei einer früheren Renovierung des Daches Fehler gemacht. In der Folge drang immer wieder Wasser ein. „Sichtbaren Wassereintritt bei Regen“ habe es nach Auskunft des Hausmeisters gegeben, wird zitiert. In der Folge wurden die Wände großflächig durchfeuchtet. Fotos im Gutachten zeigen das aufgewölbte Parkett und abblätternden Deckenputz.

Ein Jahr lang nur Dixi-Toiletten

Die Nutzer der Halle sind besonders darüber verärgert, dass sie bereits seit einem Jahr mit einem anderen Übel leben müssen: So lange ist es her, dass das Wasser in der Turnhalle wegen defekter Abwasserrohre abgedreht werden musste: keine Duschen, keine Toiletten, nur Dixiklos. Eltern berichten, dass eine Reparatur wiederholt angekündigt wurde, aber immer wieder habe man sie vertröstet, weil in dem Bezirk mit dem mit Abstand größten akuten Sanierungsbedarf von über 340 Millionen Euro andere Baustellen für wichtiger gehalten wurden.

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