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Die Mitglieder der Gärtner-Initiative Arnswalder Platz in Berlin-Prenzlauer Berg halten ihren "Arnsi" sauber.

© Thilo Rückeis

Gemeinsame Sache Prenzlauer Berg: Am Arnswalder Platz wird zusammengeharkt

Am Arnswalder Platz ist zu sehen, was tatkräftiger Bürgersinn alles erreichen kann. Jetzt klappt auch die Zusammenarbeit mit dem Grünflächenamt.

Beinahe wäre der Arnswalder Platz zum Gartendenkmal geworden, das man vor lauter Bäumen nicht sieht. Immer höher wucherten Hecken und Unkraut in den Rosenbeeten. Nur der monumentale Stierbrunnen in der Mitte blieb unübersehbar: Wuchtig und wasserlos thronte er inmitten dieses verwilderten Areals im Bötzowviertel in Prenzlauer Berg.

Heute sprudelt das Wasser wieder. Damit das so bleibt, rücken jeden dritten Samstag im Monat die freiwilligen Helfer der Gärtnerinitiative Arnswalder Platz an und befreien den Platz vom wiederkehrenden Unkraut. „Das ist eine echte Sisyphos-Aufgabe“, sagt der Initiator Carsten Meyer.

Seit fünf Jahren geht das schon so. Der Tagesspiegel mit seinem „Aktionstag für ein schönes Berlin“ gab 2012 den Anstoß. Aber selbst ein Dutzend fleißige Helfer mit Harke, Rechen, Schaufel und Schubkarren kommt auf Dauer nicht allein gegen die Verwahrlosung an. Bezirk und Senat sollen helfen, fordern die Anwohner und machen Druck. Meyer setzte sogar eine Petition in Gang.

Ein guter Draht zum Amt

Vor allem das Grünflächenamt solle sich mehr für ihren „Arnsi“ ins Zeug legen, so die Forderung der Hobbygärtner. „Anfangs waren wir auf Krawall gebürstet“, gibt Meyer zu. Schließlich war das Brunnenplateau damals gerade erst für 650 000 Euro aufwendig saniert worden. „2010 wurde der Platz ganz feierlich wiedereröffnet“, erinnert sich Meyer. Doch um die anschließende Pflege des Ensembles aus Hecken, Treppen, Rosenbeeten und geometrisch angelegten Wegen kümmerte sich niemand. Der Senat: Nicht zuständig. Der Bezirk: überfordert.

Unter dem Motto „Wir zeigen der Politik, was eine Harke ist“, griffen die Bürger also selbst zum Gartenhandschuh, um das Monument vor dem erneuten Verfall zu retten. Einsatz und Hartnäckigkeit zahlen sich aus. Inzwischen habe er einen guten Draht zum Bezirksamt, sagt Meyer. Wenn er Hilfe braucht, bekomme er die nun auch, sofern es das Budget zulässt.

Umgraben und Unkraut jähten

Auch der Platz und sein Publikum haben sich sichtbar verändert, sagen die Anwohner. Am Brunnen versammeln sich jetzt nicht mehr nur die Trinker, sondern auch die Familien. Bei schönem Wetter finden Boule-Spiele statt. Auch Hanna Pflug freut sich über die Veränderung. Sie kommt von Anfang an regelmäßig zum Unkrautjäten und stellt fest: „Wir finden weniger Schnapsflaschen und Spritzen.“

Auf der Seite zur angrenzenden Pasteurstraße kümmert sich Frank Brunhorn um das Blumenbeet, das die Initiative auf eigene Faust angelegt hat. Rosen, Wildblumen und Immergrün wachsen hier. Schließlich soll der Eingang zum Denkmal einladend und repräsentativ aussehen, erklärt Brunhorn. Auf der anderen Seite des Weges hingegen überwuchert meterhohes Gras die verdorrten Blütenköpfe eines letzten verbliebenen Rosenbusches. „Da gehen wir schon gar nicht mehr rein“, sagt Brunhorn. Nach jahrelanger Vernachlässigung hilft eigentlich nur noch umgraben und von vorne anfangen.

Auf der nördlichen Seite des Platzes passiert das gerade. Hinter dem Bauzaun reißt ein Bagger braune Furchen in den Boden. Auch dieser Teil des Arnswalder Platzes wird nun grundsaniert. Meyer, der sich selbst als „denkmalaffin“ bezeichnet, begrüßt das. Endlich werde die alte Klinkereinfassung rund um den Rasen wieder zur Geltung kommen.

Eine ausgezeichnete Leistung

Bevor der Platz wieder den Geist verströmt, den seine Architekten anno 1900 im Sinn hatten, bleibt noch viel zu tun. Die Hecken zu stutzen, wäre beispielsweise wieder längst überfällig, beklagt sich Brunhorn. „Die Hecken sind ein Teil des Denkmals. Das sieht man aber nicht.“

Für die Zukunft ist Brunhorn trotzdem optimistisch. Immerhin erfahre der Arnswalder Platz nun viel mehr Aufmerksamkeit. Für ihr Engagement wurden die ehrenamtlichen Gärtner sogar schon ausgezeichnet. Letztes Jahr erhielten sie die Ferdinand-von- Quast-Medaille, die vom Senat auf Vorschlag des Landesdenkmalamts verliehen wird. „So etwas baut natürlich auf“, sagt Brunhorn.

Für solche Erfolge darf man sich ruhig feiern. So soll es zum diesjährigen Aktionstag auch eine kleine Jubiläumsparty geben. Den idealen Kuchen für diesen Anlass präsentierte Pflug ihren Mitstreitern schon in der wohlverdienten Kaffeepause im Juli: kleine süße Scheiben mit einem Zuckerguss in Form des Stierbrunnens.

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