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Bewohner Gerhard Nagli und eine Mitarbeiterin vom Sozialdienst.

© Mike Wolff

Gemeinsame Sache in Treptow-Köpenick 2017: Im Haus Müggelspree grünt es grün

Der Quartiersgarten des Hauses Müggelspree lädt zum Mitmachen ein. Die Pflegeeinrichtung kümmert sich um Senioren und Menschen mit Behinderung.

Gerhard Naglis Füße tippen leicht über den Boden, während er sich mit seinem Rollstuhl zur Kapuzinerkresse bewegt. Sein Weg durch den Quartiersgarten führt vorbei an Kartoffelpflanzen, auf denen Ohrenkneifer schaukeln und Sonnenblumen, die aus holzverkleideten Hochbeeten lugen. Der Garten liegt hinter der Pflegeeinrichtung Haus Müggelspree für Senioren und Menschen mit Behinderung der Stephanus Stiftung in Köpenick. Hier leben 72 Menschen in 22 Wohneinheiten – auch der 90-jährige Nagli.

Die Einrichtung setzt auf Offenheit und Kontakt zum Kiez. Im Café Lebenskunst der Einrichtung können zum Beispiel auch Anwohner Mittag essen oder einen Kaffee trinken. Besonders innovativ ist der Quartiersgarten des Hauses. Dieser wird vom Bezirksamt Treptow-Köpenick und der „Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis“ gefördert.

Jung und Alt sind eingeladen, sich auszutoben

Im etwa 300 Quadratmeter großen Garten gibt es Hochbeete mit allerlei essbarem Gemüse und Wildkräutern, einem Bienenkasten und viel grüner Freifläche. Das Gelände zeigt in einen weitläufigen Innenhof und ist öffentlich zugänglich. Jung und Alt aus der Umgebung sind eingeladen, sich planerisch und praktisch auszutoben.

Das Besondere am Garten ist, dass er den Menschen im Heim die Möglichkeit gibt, in ihre Nachbarschaft eingebunden zu sein. Sie tragen Verantwortung für das, was angepflanzt wird und können sich täglich daran erfreuen. Außerdem ermöglicht der Garten den Kontakt zu Experten zum Thema urbaner Nutzgarten. Von Frühjahr bis Herbst finden regelmäßig Sprechstunden für die Bewohner statt, die vom Kooperationspartner, den Prinzessinnengärten in Kreuzberg und vom Personal der Einrichtung veranstaltet werden. In dieser Zeit können die Gartenfreunde vor Ort von den Experten lernen, wie ihr Angebautes noch prächtiger wachsen kann. Gerhard Nagli fühlt sich als Vorstand des Bewohnerbeirats der Pflegeeinrichtung verantwortlich für den Garten. Bei der Kapuzinerkresse angekommen streckt er seine Hand nach einer der leuchtend orangen Blumen aus. Die hübsche Kressesorte ist essbar und wird gern im Salat verwendet.

Dann nickt er rüber zum Bienenkasten und schmunzelt. „Ich hol mir jetzt noch ein bisschen Honig für die Nachspeise." Das macht er natürlich nicht. Die Bienen werden von Fachpersonal betreut. Wenn sich die Bewohner aber selbst was kochen wollen, können sie sich jederzeit von den Kräutern etwas abzupfen.

Gemeinsame Planung

Der erste Spatenstich für den Nutzgarten wurde vor anderthalb Jahren gesetzt. Die Leitung des Hauses Müggelspree initiierte das Vorhaben und ging eine Kooperation mit der Fachhochschule Eberswalde ein. Studierende planten den Garten gemeinsam mit einer Interessengemeinschaft aus Bewohnern des Hauses und des Nachbarschaftsgarten in der Wulheide.

„Uns war wichtig, dass die Bewohner das selbst machen und auch Menschen von außerhalb mitmachen können“, erinnert sich die Leiterin der Einrichtung. Passend zum Konzept des Hauses, welches auf ein selbstbestimmtes Leben der Bewohner setzt.

Einladung am Freitag

Das Haus Müggelspree lädt am Freitag, den 8. September von 10 bis 14 Uhr ein, den Garten gemeinsam fit für den Herbst zu machen. Wer ernten und jäten möchte, kann sich bis zum 6. September anmelden.

Milan Ziebula

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