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Alles steht bereit. Yamen Alhaggar und Fuad wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft. Sie machen auch mit beim Freiwilligentag am kommenden Freitag.

© Helke Ellersiek

Gemeinsame Sache in Pankow 2017: Damit Gemütlichkeit wachsen kann

In einem Flüchtlingsheim in der Treskowstraße in Berlin Pankow sollen Hochbeete, Sitzmöbel und ein Sandkasten entstehen.

Eigentlich ist es schon ganz schön in der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Pankow. Das sechsstöckige Gebäude liegt in der Treskowstraße, eine ruhige Gegend mit ein wenig Gewerbe. In der gegenüberliegenden Halle werden Fahrräder und Motorräder verkauft, ein paar hundert Meter weiter fährt die Tram.

Seit genau einem Jahr wohnen hier etwa 500 Geflüchtete mit Bleibeperspektive. Das Haus unterscheidet sich deutlich von den oft provisorischen Notunterkünften, die in den letzten beiden Jahren oft hastig in anderen leer stehenden Gebäuden eingerichtet wurden: Dieses Haus ist für längerfristige Aufenthalte gedacht, es gibt Küchen und genug Badezimmer.

Vorher stand das Gebäude jahrelang leer

Das Unionhilfswerk, das die Unterkunft betreibt, hat das Gebäude gemeinsam mit dem Vermieter extra für diesen Zweck konzipiert und kernsanieren lassen. Vorher hatte es jahrelang leer gestanden.

„Ein bisschen haben wir schon gemacht, aber wir haben noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns“, sagt Frank Ziegler, Leiter der Unterkunft, als er durch die Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss nach draußen tritt.

Die Sitzecke haben die Bewohner selbst gebaut

An der Rückseite des Hauses führt hier ein gepflasterter Weg entlang, gesäumt von einem Geländer. Links stehen einladende Holzmöbel aus Europaletten. Sie sehen stabil und freundlich aus, zwischen den Bänken aus hellem Holz sind Hochbeete angelegt, aus denen das Grün sprießt. Hier hat sich jemand Mühe gegeben, eine gemütliche Atmosphäre auf dem vormals kahlen Terrassenweg entstehen zu lassen.

Die Sitzecke haben die Bewohner selbst gebaut, das Material bekamen sie gestiftet. Für den Aktionstag am 8. September gibt es weitere Pläne. „Hier soll noch mindestens eine weitere Sitzbank entstehen“, sagt Freiwilligenkoordinator Ralf Gottschalk. Außerdem sollen die vorhandenen Bänke abgeschliffen und lasiert werden. „Sie sollen ja den Winter überstehen“, sagt Gottschalk.

„Es sollen auch neue Beete entstehen“

Ein Einkaufswagen voller Pflanzen steht neben einem angefangenen Hochbeet. Die roten Blüten einer einzelnen Pflanze leuchten in einer Ecke, ansonsten ist das Beet leer. „Es sollen auch neue Beete entstehen“, erklärt Gottschalk. Weiter hinten liegen schon stapelweise Packungen mit Blumenerde und Bretter. „Das muss noch alles ein bisschen nett gemacht werden“, sagt Heimleiter Ziegler.

Ein Junge im Drachenkostüm rennt den Weg entlang, auf Inlinern fährt der neunjährige Fuad hinterher. „Dort hinten ist der Kinderspielplatz“, sagt er und zeigt in die Richtung. Es gibt hier eine Schaukel und zwei Tischtennisplatten, aber trotz der bunten Bodenplatten sieht es noch recht karg aus.

„Damit die Kinder auch was zum Greifen und Bauen haben.“

„Hier soll eine Sandkiste entstehen, das ist Projekt zwei“, sagt Ziegler. „Die Kiste ist bestellt, der Sand auch: sechs Tonnen braucht man dafür. Die werden in ein paar Tagen vor dem Haus aufgeschüttet“ sagt er und sieht dabei halb besorgt, halb belustigt aus. Drei mal vier Meter groß soll der Sandkasten werden, sagt er nicht ohne Stolz. „Damit die Kinder auch was zum Greifen und Bauen haben.“

Die Pankower Gemeinschaftsunterkunft gilt als besonders familienfreundlich: Für die Kinder gibt es nachmittags eine Kinderbetreuung, damit die Eltern die Sprach- und Integrationskurse besuchen oder arbeiten gehen können. „Die Apartments sind ideal für Familien mit bis zu vier Personen“, sagt Ziegler.

15 Quadratmeter pro Bewohner

Etwa die Hälfte der knapp 500 Wohnungen bewohnen Familien, die andere Hälfte Alleinreisende. 15 Quadratmeter stehen jedem Bewohner im Schnitt zu. Die meisten sind Geflüchtete aus Syrien oder kommen aus Afghanistan oder dem Irak. Für die Bewohner gibt es Sprachkurse, eine Fahrradwerkstatt, in denen sie ihre Räder selbst reparieren, die Nähwerkstatt, die anfallende Näharbeiten erledigt, es gibt Asylverfahrensanwälte, die bei der Bürokratie helfen, Bewerbungscoachings und vieles mehr.

Urban Gardening als Motivation

„Das Urban Gardening motiviert die Leute, es sich hier schön zu machen und sich zu Hause zu fühlen“, sagt Ziegler. Auch Fuad ist neugierig auf den Aktionstag und begutachtet die Pflanzen im Einkaufswagen. Daneben sitzt Yamen Alhaggar, er wohnt in der Unterkunft. „Den Tag habe ich mir jetzt aufgeschrieben“, sagt er.

Neben ihm haben sich bisher zwölf Bewohner gemeldet, „erfahrungsgemäß stoßen die meisten dazu, wenn es losgeht und sie spontan mitmachen können“, sagt Gottschalk. Außerdem kommen noch zwölf Freiwillige vom Deutschen Verein und dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement.

Gekocht wird mit Kräutern aus dem eigenen Garten

Es gibt auch noch eine Kochaktion, das ist Projekt drei für den Tag. Einige Bewohner kaufen dann ein und bereiten Essen vor, bei dem sich dann abends Freiwillige und Bewohner austauschen können. Gekocht wird natürlich mit Kräutern aus den eigenen Hochbeeten.

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