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Angela Gärtner, die Leiterin des Kreativhauses; im Hintergrund ein Kinder-Trommel-Ferienkurs im Indianerzelt.

© Sven Darmer/Davids

Gemeinsame Sache - Aktionstage am 8./9. September: Kreativhaus Mitte bietet 100 verschiedene Aktivitäten

Das Kreativhaus in Mitte bringt Alte und Junge, Ureinwohner und Neuberliner zusammen – durch das Engagement vieler Freiwilliger.

Seit 25 Jahren gibt es das Kreativhaus in Mitte. Und seit 25 Jahren leitet Angela Gärtner die Einrichtung. Begonnen als Berlins erstes theaterpädagogisches Zentrum, kamen über die Jahre mehr und mehr Aufgaben dazu: Seit 2007 ist das Kreativhaus in Mitte ein Mehrgenerationenhaus, seit 2012 ein Familienzentrum und seit 2015 auch ein Stadtteilzentrum. Das Jubiläumsjahr steht unter dem Motto „Brücken bauen“. Schließlich befindet sich das Haus auf einer Insel, der Fischerinsel. Aber auch symbolisch wollen Angela Gärtner und ihre Kollegen Brücken bauen – zwischen den Kulturen und Generationen.

Seit 16 Jahren ist der Verein Kreativhaus e. V. in der ehemaligen Kita auf der Fischerinsel ansässig. Rund 2000 Quadratmeter Fläche bietet allein das Gebäude. Im Garten mit eigenem Steinofen und Grill lassen sich gemütlich auch private Feiern veranstalten. „Das Kreativhaus ist eine grüne Oase mitten in der Stadt“, sagt Gärtner. Umgeben ist es von Hochhäusern aus den 1970er Jahren. Noch immer leben viele der Erstbezieher dort, erzählt die Geschäftsführerin. „Sie sind inzwischen alt geworden. Das Kreativhaus ist für sie ein fester Treffpunkt.“ Die Anwohner kommen zum Mittagstisch ins Café CoCo oder zu den etlichen Freizeitangeboten für ältere Menschen: Gymnastik, Lachyoga, Englischkurse, Chöre, Gedächtnistraining oder Rechtsberatung.

Orchester, Theater, Baby-Treff, Musiklabor usw.

Aber auch Kinder und Jugendliche kommen auf ihre Kosten – mit einem Musiklabor, einer Holzwerkstatt sowie Theater- und Musicalklassen. Zum Sommerferienprogramm oder zu Projekttagen reisen Kitas und Schulklassen auch aus Spandau oder Strausberg an. Für Familien gibt es eine Hebammensprechstunde, einen Baby-Treff und einen regelmäßigen Flohmarkt. Menschen mit Migrationshintergrund finden Beratung, Kreativ- und Bewegungskurse auf der Fischerinsel. Und dann sind da noch ein Orchester, ein Kabarett, eine offene Bühne und ein Bewegungstheater. Über 100 Angebote kommen in dem Kulturzentrum zusammen.

Diese breite Angebotspalette ist auch dem Engagement der vielen Freiwilligen zu verdanken. Derzeit unterstützen rund 40 Engagierte das Kreativhaus. Franziska Frericks koordiniert die Interessierten. „Wir versuchen, für jeden einen Platz zu finden“, sagt sie. Viele sind Rentner, andere sind berufstätig oder studieren. Auch der Bundesfreiwilligendienst vermittelt Engagierte. Rund ein Drittel der Freiwilligen hat psychische oder gesundheitliche Einschränkungen, sagt Frericks. Sie kommen oft über das Jobcenter her: Ein Ehrenamt soll ihnen den Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag erleichtern. Je nach Fähigkeiten und Interessen können sie sich hier einbringen, nach Wunsch auch stundenweise.

Viele engagieren sich, um eine Krise zu überwinden

Der 63-jährige Hans engagiert sich seit zwei Jahren ehrenamtlich in der sogenannten Holzhütte: ein kleines Häuschen auf dem weitläufigen Grundstück der Einrichtung. Unter seiner Anleitung fertigen Kinder und Jugendliche Figuren aus Holz. Den Pädagogen führte eine Krise hierher, er wurde vor vier Jahren arbeitslos. Das Jobcenter vermittelte ihn an das Kreativhaus. Inzwischen hat sich sein Engagement verselbstständigt: Mehrmals wöchentlich gibt er Workshops für Schülerinnen und Schüler.

Andere Ehrenamtliche des Kreativhauses arbeiten als Theaterregisseure oder in der Projektkoordination, manche engagieren sich im hauseigenen Kostümfundus, in der Kreativwerkstatt oder im Garten. „Wir müssen natürlich immer damit rechnen, dass jemand sein Engagement aufgibt. Das ist für uns nicht leicht“, sagt Gärtner. Denn die Einrichtung finanziert sich über eingeworbene Projektgelder und die Vermietung der Räume. Eine Regelfinanzierung gab es nie. „Wir konnten nur überleben, weil wir uns so breit aufgestellt haben.“

"Die Theatermacher" werden vom Jobcenter gefördert

Schon bei seinen Anfängen in den 1990er Jahren war es der Anspruch des Zentrums, Menschen zu unterstützen, die durch Arbeitslosigkeit in eine Krisensituation geraten waren. Damals arbeitete Gärtner auch mit qualifizierten Theaterleuten zusammen, die mit dem Ende der DDR ihre Arbeit verloren hatten. Den theaterpädagogischen Ansatz hat das Kreativhaus beibehalten. „Die Theatermacher“ ist ein Projekt, das von den Jobcentern Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg gefördert und seit vielen Jahren auf der Fischerinsel angeboten wird. Regelmäßig sind ihre Aufführungen im Kreativhaus zu sehen.

Es richtet sich an Personen, die aufgrund von Erkrankungen, Schulden oder Suchtproblemen nur schwer in den Arbeitsmarkt integrierbar sind. „Mit dem Theaterprojekt wollen wir sie fürs Arbeitsleben fit machen“, sagt Gärtner. Die täglichen Proben geben aber nicht nur eine Struktur. Theater ist auch ein Mittel gegen Einsamkeit, findet Gärtner. Für die 64-Jährige war die Theaterpädagogik immer der „Herzschlag“ des Hauses. In einigen Jahren wird sie selbst in Rente gehen. Wichtig ist ihr dann vor allem eines: „Ich möchte etwas hinterlassen, das Bestand hat.“

Aktionstage: Baumhaus aufmöbeln und Bambus roden

Am Aktionstag, dem 8. September, will das Team vom Kreativhaus von 9.30 bis 18 Uhr die Innenhöfe neu gestalten. Zusammen mit Freiwilligen wollen sie das Baumhaus aufmöbeln, den Bambus roden und weitere Hochbeete anlegen. Zwei neue Bänke und Spielplatztiere sollen aufgestellt werden. Am Ende wartet ein Dankeschön-Grillfest auf die Helferinnen und Helfer.

Jana Scholz

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