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Gesicht des Protests. Judith Demba war in den neunziger Jahren bei vielen Aktionen der Gegner einer Berliner Bewerbung für Olympia 2000 aktiv.

© Imago

Gegen eine Berliner Bewerbung: "Die Stadt würde sich mit Olympia übernehmen"

Judith Demba organisierte einst den Protest gegen die Berliner Olympiabewerbung für die Spiele 2000. Auch heute ist die einstige Grüne und heutige Linkspolitikerin gegen Olympia in Berlin.

Ein olympisches Dorf auf dem Tempelhofer Feld? Nein, das möchte sich Judith Demba, die gerade eben noch beim Fahrradfahren die Weitläufigkeit des Areals genossen hat, nun ganz und gar nicht vorstellen. „Das wäre schrecklich“, sagt Demba. Und meint nicht nur eine Bebauung in Tempelhof. Berliner Ambitionen für Olympische Spiele in der Stadt, die unmittelbar nach dem Aus für die Münchner Bewerbung auch vom Regierenden Bürgermeister geäußert wurden, hält sie für Größenwahn. „Ich frage mich, ob Wowereit noch bei Verstand ist.“

Das Gesicht der „NOlympics“-Bewegung

Judith Demba hat Erfahrungen mit einer Berliner Olympia-Bewerbung. Sie war Anfang der neunziger Jahre das Gesicht der „NOlympics“-Bewegung in der Stadt. Wann immer ein IOC-Mitglied in der Stadt eintraf, war Demba mit ihren Mitstreitern und Plakaten zugegen. Auch zum IOC-Sitz in Lausanne fuhr die heute 56-Jährige, um auf der Zufahrt die Olympischen Ringe zu verbrennen. Damals war sie Abgeordnete der Grünen, die entschiedene Olympiagegner waren. Die Partei hat sie längst verlassen. Das war 1999, als die rot-grüne Bundesregierung eine Beteiligung am Kosovokrieg beschloss. Inzwischen ist die Linkspartei ihre politische Heimat, dort engagiert sie sich vor allem in der Arbeitsgruppe Antifaschismus.

Berlins Bewerbung für die Spiele 2000 war krachend gescheitert

An die Anti-Olympia-Aktionen denkt Demba gern zurück. „Die Kampagne war erfolgreich“, freut sie sich noch heute. Berlins Bewerbung für die Spiele 2000 war krachend gescheitert. Sie kann sich vorstellen, sich auch heute gegen Olympia zu engagieren, will sich aber nicht zu wichtig nehmen: „Es gibt bestimmt viele andere, die aktiv werden.“ „Die Stadt würde sich mit Olympia übernehmen“, sagt Demba und kann sich den Verweis auf das „große BER-Desaster“ nicht verkneifen. Berlin habe weiter große finanzielle und soziale Probleme und könne es sich gar nicht leisten, durch Olympia die öffentliche Hand zu belasten. Hinzu kommen ökologische Bedenken. „Außerdem muss man sich fragen, ob Olympia noch zeitgemäß ist“, sagt Demba. Das IOC handle nach wie vor intransparent. Der sportliche Gedanke sei seit langem Vermarktungsinteressen untergeordnet worden. Und auch der Sport selber habe sich durch Dopingskandale diskreditiert.

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