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Spielend integriert. Dieses Kind aus einer irakischen Flüchtlingsfamilie hat einen Kitaplatz bekommen.

© Monika Skolimowska/dpa

Geflüchtete in Berlin: Auch Flüchtlingseltern wünschen sich mehr Kitaplätze

Einen Kitaplatz in Berlin zu ergattern ist nicht einfach. Vor allem nicht für Kinder aus geflüchteten Familien.

Einen Kitaplatz in Berlin zu ergattern ist nicht leicht. Besonders gilt das für Eltern, die nach Deutschland geflüchtet sind. Dabei würden viele ihre Kinder gerne in einer öffentlichen Einrichtung unterbringen. „Aus unseren Unterkünften können wir berichten, dass die meisten Eltern stark daran interessiert sind, ihre Kinder in die Kita zu geben, damit sie Deutsch lernen und eine geregelte Tagesstruktur haben“, sagt Regina Radke-Lottermann, Sprecherin beim Berliner Roten Kreuz.

Kinder aus geflüchteten Familien werden wie andere Kinder behandelt

Aus einer Antwort der Stadtverwaltung Potsdam auf Anfrage der AfD ging hervor, dass weniger als die Hälfte der Flüchtlingskinder, die einen Anspruch auf einen Kitaplatz hätten, die Einrichtung tatsächlich besuchten. In Berlin liegen dazu aktuell noch keine genauen Zahlen vor. Laut Iris Brennberger, Sprecherin der Senatsverwaltung für Jugend und Familie, liegt die Zahl der Kinder, die mit ihren Eltern bereits Wohnraum bezogen haben, für das Jahr 2016 noch nicht vor. „Derzeit befinden sich rund 3800 Kinder im Alter unter 6 Jahren in Gemeinschaftsunterkünften“, sagt sie. Kinder aus geflüchteten Familien werden laut Senatsverwaltung wie andere Kinder behandelt. Eine Änderung bei der Erfassung ist geplant.

Insgesamt gibt es zu wenig Kita Plätze

Auch Diana Henniges, Vorstand bei „Moabit Hilft“, hat die Erfahrung gemacht, dass Eltern, die ihr gemeinnütziger Verein betreut, keinen Kitaplatz finden, weil es insgesamt zu wenig Plätze gibt. „Das betrifft diese Familien wie alle anderen in Berlin.“ Auf Anfrage des Tagesspiegels meldete das Jugendamt Steglitz-Zehlendorf rund 190 Kinder aus bezirklichen Unterkünften. Von diesen Kindern seien insgesamt 60 mit einem Kitaplatz versorgt, für 42 Kinder existiere ein Betreuungsbedarf, der noch nicht erfüllt ist, so das Bezirksamt.

„Kitas sind in dem Kulturkreis der Eltern vielleicht nicht üblich"

Finden die Eltern aus anderen Gründen nicht zu den Kitas, kann das kulturelle Gründe haben. „Kitas sind in dem Kulturkreis der Eltern vielleicht nicht üblich“, sagt Regina Radke-Lottermann, Sprecherin beim Berliner Roten Kreuz. Eine andere Hürde sei, dass die Kitas nicht in der Nähe der Unterkunft liegen würden und häufig Geschwisterkinder nicht in der gleichen Kita aufgenommen werden könnten. Denn oft müsste für einen freien Kitaplatz ein weiter Weg quer durch die Stadt in Kauf genommen werden.

Personal in Beratungsstellen sollte aufgestockt werden

Die Hilfsorganisation „Moabit Hilft“ fordert, dass das Personal in den zuständigen Beratungsstellen aufgestockt wird. „Viele Organisationen wie die Kiezmütter und die Kiezlotsen bangen jedes Jahr um ihre Stellen“, berichtet Diana Henniges. Dabei gehe es um Personal, das die Eltern von Flüchtlingen unter anderem dabei unterstützen soll, einen Kitaplatz zu finden. Uwe Kamp vom Deutschen Kinderhilfswerk fordert zudem, dass die Kinder und ihre Familien auch sprachlich besser willkommen geheißen werden. „Sprache schafft Vertrauen. Es braucht auch mehr Menschen in den Kitas, die die Sprachen der Kinder sprechen können“, sagt er. Sein Appell geht an die Senatsverwaltung, die mit gestärkten Beratungsstellen mehr Aufklärungsarbeit leisten solle.

Milan Ziebula

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