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Stolze Stolperstein-Patin: Freya Willenbrock.

© Irena-Trivonoff-Ilieff

Gastbeitrag: Erste Stolperstein-Patenschaften in Reinickendorf

Die AG Stolpersteine Reinickendorf erläutert hier in einem Gastbeitrag ihr Engagement für die Erinnerung an den Holocaust und stellt ihr neues Patenschaftsprojekt vor.

Über 170 Stolpersteine erinnern in Reinickendorf an Menschen, ehemalige Nachbarn, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden, sei es, weil sie jüdischen Glaubens waren, sei es weil sie andere politische Ansichten vertraten und opponierten, sei es weil sie krank und daher aus Sicht der Nationalsozialisten nicht lebenswert waren, sei es weil sie, wie zwei Stolpersteine ab Dezember berichten werden, schwul waren. Im Laufe der Zeit verblassen die glänzenden Oberflächen der Stolpersteine. So hat die AG Stolpersteine Reinickendorf bei Spaziergängen oder Fahrradtouren zu verlegten Stolpersteinen an die Menschen und ihre Schicksale erinnert, für die die Steine verlegt wurden und aus diesem Anlass die Steine auch gereinigt. Dies war Anlass für eine Reihe von Reinickendorfer Bürgerinnen und Bürgern, Firmen und Organisationen Patenschaften für verlegte Stolpersteine zu übernehmen.

Am Montag überreichte die AG Stolpersteine Reinickendorf in der Paul-Löbe-Oberschule in Gegenwart der Stadträtin Katrin Schultze-Berndt zwölf Urkunden, mit der die Patenschaft über 46 Stolpersteine besiegelt wurde. Mit ihren jeweiligen Unterschriften erklären die AG Stolpersteine Reinickendorf und die Paten, „damit ein Zeichen setzen zu wollen, dass die Opfer der Verfolgung aus rassischen, politischen oder anderen Gründen in der Zeit des Nationalsozialismus nicht vergessen werden. Die Patenschaft beinhaltet die regelmäßige Reinigung der Stolpersteine, die mindestens 2 mal im Jahr erfolgen sollte.“

Torsten Hauschild von der AG Stolpersteine Reinickendorf übergibt die Patenschafts-Urkunden.
Torsten Hauschild von der AG Stolpersteine Reinickendorf übergibt die Patenschafts-Urkunden.

© Irena-Trivonoff-Ilieff

Zu Beginn der Übergabefeier erläuterte der Sprecher der AG Stolpersteine Reinickendorf, Peter Rode, wie es zu der Idee der Patenschaften gekommen sei, als er auf Einladung Schülerinnen und Schülern der Paul-Löbe-Oberschule über das Projekt Stolpersteine berichtete und mit ihnen zu den nahegelegenen Steinen im Luisenweg und der Hoppestraße ging, sie dort über das Schicksal der einzelnen Menschen sprachen und die Stolpersteine reinigten.

Frau Schultze-Berndt betonte die Bedeutung des Projektes Stolpersteine für die geschichtliche Erinnerung, verwies auf die vom Bezirk eingerichteten Gedenkorte Eichborndamm 238-240 und den Krumpuhler Weg und dankte allen Beteiligten für das vielfältige Engagement rund um das Projekt Stolpersteine. Dann übergab sie zusammen mit Torsten Hauschild von der AG Stolpersteine Reinickendorf die Urkunden an die anwesenden Paten.

Bezirksstadträtin Katrin Schulze-Berndt (CDU) betont die Wichtigkeit des Stolperstein-Projekts.
Bezirksstadträtin Katrin Schulze-Berndt (CDU) betont die Wichtigkeit des Stolperstein-Projekts.

© Irena-Trivonoff-Ilieff

Im Anschluss schilderten eine Schülerin und ein Schüler der Paul-Löbe-Oberschule ihre Eindrücke aus den Gesprächen mit Peter Rode und dem Beschäftigen mit den Biografien der Menschen, für die Stolpersteine im Luisenweg liegen. Besonders eindrücklich war die Erkenntnis der Schüler, dass in ihrer Klasse heute der größte Teil durch die Ideologie der Nationalsozialisten gefährdet wäre.

Zum Abschluss der Veranstaltung kamen die anwesenden Paten und Patinnen, u.a. die 10jährigen Freya Willenbrock, Hans-Jürgen Hube, Vorstand der Baugenossenschaft Freie Scholle oder Irena Trivonoff Ilieff aus Heiligensee, miteinander und mit den Mitgliedern der AG Stolpersteine Reinickendorf in Gespräch, verköstigt durch die Schülerinnen und Schüler der Paul-Löbe-Oberschule.

Peter Rode, Sprecher der AG Stolpersteine Reinickendorf, berichtet.
Peter Rode, Sprecher der AG Stolpersteine Reinickendorf, berichtet.

© Irena-Trivonoff-Ilieff

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