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Eingeschworen. Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger der Polizei schwören bei einem Festakt im vergangenen Jahr in Berlin ihren Eid auf die Verfassung.

© Imago/Markus Heine

Gastbeitrag eines Polizisten mit Migrationshintergrund: "Das schadet dem Ansehen der gesamten Berliner Polizei"

Die Vorwürfe gegen die Berliner Polizei gehen nicht an allen spurlos vorüber. Hier erklärt ein Mitglied des Korps, dass der Migrationshintergrund keine Rolle spielt.

Ein „dummer“ und „respektloser“ Polizeibeamter mit Migrationshintergrund meldet sich auch mal zu Wort: Ich bin Berliner und seit einigen Jahren bei der Polizei Berlin und habe sowohl die Laufbahn des mittleren als auch die des gehobenen Dienstes (Ausbildung und Studium) erleben dürfen. Ich bin mit Herz und Seele Polizeibeamter geworden, weil ich zum einen ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden habe und zum anderen für den „Bürger“ in Not da sein wollte. Ich werde mir meine Einstellung zum Dienst von dem einen oder anderen (vermeintlichen) Kollegen oder auch von den Medien, die meines Erachtens das Thema noch zusätzlich anheizen, nicht vermiesen lassen.

Aber ich würde lügen, wenn diese undifferenzierte und unbelegte Berichterstattung an mir emotionslos vorbeiziehen würde. Gegen Kritik, wen immer sie betrifft, habe ich nichts, solange sie in einer angemessenen Form erfolgt. In der aktuellen Debatte gewinne ich persönlich immer mehr das Gefühl, dass es hier nicht um sachlich vorgetragene, vielleicht auch berechtigte Kritik geht, sondern einzelnen Personen mit Unterstützung der Medienlandschaft Dinge suggerieren wollen, die nicht der Tatsache entsprechen. Eine Spaltung der Behörde und das Schüren von Ängsten in der Bevölkerung sind die Folge.

Ob mit oder ohne Zuwanderungsgeschichte

Ich habe in den letzten Tagen viel gehört und viel gelesen: Polizeibeamte mit Migrationshintergrund seien per se nicht loyal, dümmer, frecher, krimineller als Kollegen ohne Zuwanderungsgeschichte. Ich glaube nicht, dass der Migrationshintergrund hierbei auch nur irgendeine Rolle spielt. Jetzt mag es unter tausenden von Polizeischülern oder den bereits ausgebildeten Polizeibeamten mit Migrationshintergrund auch weniger „Gute“ geben. Im schlimmsten Fall begeht auch ein Polizeischüler oder Polizeibeamter mit Migrationshintergrund eine Straftat. Dieser Personenkreis gehört nicht in unsere Reihen! Dasselbe trifft auf den Kollegen ohne Zuwanderungsgeschichte auch zu!

Kein Synonym für Intensivtäter aus Neukölln

Ich kenne einige wenige Kollegen, die sich auch abfällig gegenüber Migranten äußern. In der Regel sind es einige wenige Beamte, die ein zweifelhaftes Vokabular pflegen. Sind deshalb alle Polizeibeamten ohne Migrationshintergrund automatisch Nazis. Eindeutig: Nein! Ich habe in Berlin mein Abitur erworben, habe die Ausbildung im mittleren Polizeivollzugsdienst als Jahrgangsbester und auch das Studium an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (gehobener Polizeivollzugsdienst) mit guten und sehr guten Leistungen abgeschlossen. Mir hat niemand etwas geschenkt. Ich habe in meiner bisherigen polizeilichen Karriere nie das Gefühl gehabt, dass mich die Behörde aufgrund meines Migrationshintergrundes bevorzugt oder benachteiligt hätte. Das ist auch richtig so! Beurteilt einfach unsere menschlichen Eigenschaften, Kenntnisse und Fähigkeiten – und das unabhängig von Migrationshintergrund oder Religionszugehörigkeit. Ich möchte nicht, dass es in Zukunft irgendwann dazu kommt, dass der Polizeibeamte mit Migrationshintergrund als Synonym für den Intensivtäter aus Neukölln steht.

Diese Art und Weise Dinge darzustellen, schadet dem Ansehen der gesamten Berliner Polizei und wird der guten Arbeit unserer Kollegen nicht gerecht!

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