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Wie Fußball mit der Lokalgeschichte zusammenhängt und was der legendäre Hanne Sobek damit zu tun hat, ist bald Teil einer Sonderausstellung.

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Fußball in Berlin: Sonderausstellung zum 125-jährigen Jubiläum von Hertha

Hertha-Fans bekommen einen temporären Wallfahrtsort im Museum Ephraim-Palais. Das Stadtmuseum plant für 2017 weitere Sonderausstellungen.

Ein Vereinsmuseum für Hertha BSC? Für manche Fans des führenden Berliner Fußballklubs wäre das wohl schöner als ein gelungener Elfmeter. Nicht ganz ein eigenes Museum, aber zumindest eine Sonderausstellung des Stadtmuseums Berlin gibt es im Sommer zu Ehren des 125. Geburtstags des Vereins. "Hauptstadtfußball" soll die Ausstellung heißen und wird in den Räumen des Ephraim-Palais in Mitte aufgebaut.

Besucher können dort von Ende Juli bis Januar 2018 erleben, wie eng die Stadtgeschichte mit dem Fußball verknüpft ist. Was macht Berlins Lebensgefühl für Fans und den Fußball aus? Was treibt Aktive und Fans Woche für Woche ins Stadion? "Die Ausstellung soll nicht eine Art Geschichtsbuch werden, durch das man durchläuft", sagt Sebastian Ruff, Kurator der Stiftung Stadtmuseum und Leiter der Schau. "Vielmehr sollen die Besucher ihre Meinungen und Erfahrungen beitragen und emotional teilnehmen. Fußball ist schließlich Emotion."

Dabei würden natürlich auch 150 Jahre Fußballgeschichte aufgegriffen und Legenden und Fußballprofis in die Ausstellung miteinbezogen. Johannes "Hanne" Sobek etwa, 700 Mal stand er für die Alte Dame auf dem Platz. "Hauptstadtfußball", so versprechen es die Organisatoren, soll eine Mischung aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sein. "Ein wichtiger Teil des Projekts ist die Frage, wie es mit dem Verein weitergeht, wir wollen auch die nächsten 25 Jahre betrachten", sagt Bernd Schiphorst, Vorsitzender des Aufsichtsrates von Hertha. "Für uns ist es das erste Mal, dass es eine Ausstellung über unseren Verein gibt – Premiere sozusagen."

Neben dem Platzhirsch aus dem Olympiastadion soll es auch um die bunte Mischung aus 400 Vereinen gehen, die auf der Berliner Fußballlandkarte zu finden sind. Besonders wichtig: Die Beziehung zwischen dem westlich verankerten Hertha und dem traditionell östlichen 1. FC Union Berlin – nicht zuletzt, weil sie aufschlussreiche Einblicke in den Fußball der geteilten und wiedervereinten Stadt liefern kann.

Ein dauerhaftes Museum für den 30.000 Mitglieder starken Klub lässt allerdings noch auf sich warten. Denn ob es im geplanten Sportmuseum im Olympiapark am Maifeld unterhalb des Glockenturms auch einen Raum für Sammlungen von Hertha geben wird, ist noch fraglich. Bisher war der Plan, eine Ausstellungsfläche "Fußball" im südlichen Teil des Tribünengebäudes einzubauen. Ob der Klub auf diese Weise dauerhaft in die Berliner Annalen eingeht, weiß allerdings noch keiner. "Wir können nicht sagen, wann und wo es ein Museum für Hertha BSC geben wird", bestätigte Aufsichtsratschef Schiphorst.

Das Museum soll 2020 eröffnen

Für das Berliner Sportmuseum an sich läuft es hingegen gut: Im Mai oder Juni soll laut einem Sprecher der Senatsverwaltung für Inneres und Sport mit dem Bau begonnen werden – zumindest ist so der aktuelle Stand. Die Fertigstellung sei für Mai oder Juni 2019 und die Eröffnung ein Jahr später geplant. Bisher verfügt das zukünftige Museum lediglich über Büro- und Depoträume, gegründet wurde es aber bereits 1990.

Neben der Ausstellung "Hauptstadtfußball" hat das Stadtmuseum Berlin weitere Sonderschauen in diesem Jahr geplant. So werden Besucher im April und Mai in der Nikolaikirche in das Leben und die Zeit des Reformators Luther eintauchen können. Die Ausstellung läuft unter dem Titel "Sankt Luther – Reformation zwischen Inszenierung und Marketing", zentrales Stück der Ausstellung ist das kleinste der insgesamt 4,5 Millionen Objekte, die das Stadtmuseum Berlin besitzt: Ein fünf Quadratzentimeter großes Stück von Luthers Messgewand, das er bei der Weihe des ersten evangelischen Bischofs in Merseburg trug.

In der Ausstellung "Berlin 1937 – Im Schatten von morgen" beschäftigt sich das Stadtmuseum mit den Verbrechen und der Propaganda der Nationalsozialisten in Deutschland und Berlin. Die Ausstellung läuft von Mitte Mai bis Mitte Januar 2018.

Zum Abschluss des Jahres, von Mitte September bis Mitte November, bietet das Stadtmuseum Berlin außerdem eine Sonderausstellung der Künstlerin Chiharu Shiota unter dem Titel "Flying Scriptures". Die Japanerin wird den Innenraum der Nikolaikirche in einen "Assoziations- und Denkraum" verwandeln, in dem sie die Zehn Gebote künstlerisch gestaltet und kommentiert. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der künstlerisch-wissenschaftlich orientierten Guardini-Stiftung und der Kulturstiftung der evangelischen Landeskirche.

Einen Neuanstrich soll es für das Märkische Museum geben. Gemeinsam mit dem benachbarten Marinehaus wird das Museum ab 2020 renoviert, teilte das Museum am Dienstag mit. Zur Wiedereröffnung 2023 werde das Haus einen neuen Namen haben, derzeitiger Favorit: Berlin Museum. "Wir sind aber für andere Vorschläge offen", sagt Museumsdirektor Paul Spies.

Das Stadtmuseum Berlin mit seinen fünf Standorten, dem Märkischen Museum, Ephraim-Palais, Knoblauchhaus rund um den Berliner Biedermeier, der Nikolaikirche und dem mittelalterlichen Museumsdorf Düppel, hatte 2016 um die 251 000 Besucher. Kein schlechter Stand – 2014 zählten die Häuser 210 000. Mit 30 000 Hertha-Mitgliedern – also potenziell interessierten "Hauptstadtfußball"-Besuchern – könnte die Bilanz für 2017 ein weiteres Mal gut ausfallen.

Ronja Straub

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