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Berlin: Fremd gegessen

Känguruburger, tibetische Teigtaschen, Zebrafilet: Was Berlins exotische Küche zu bieten hat

Die Deutschen sind ein weltoffenes Volk. Niemand sonst reist so gerne in fremde Länder, das ist statistisch belegt. Und nirgendwo sonst interessiert man sich so für ausländische Kochkunst. Manche sagen, das liege an unserer Geschichte. Viel wahrscheinlicher ist aber: Das liegt an unserer Küche. In Berlin gibt es viele Möglichkeiten, internationale Spezialitäten zu probieren. Und zwar nicht nur Döner, Pizza und 22 süß-sauer, sondern wirklich exotische Sachen. Ein Streifzug:

Die Extra-Platte im „Massai Berlin“ in der Goltzstraße ist wie die Inneneinrichtung des Ladens – bunt zusammengewürfelt. Der Kuskus kommt aus Tunesien, das Fladenbrot aus Eritrea. Das Krokodil- und Zebrafleisch aus Südafrika. Die meisten Gäste schauen vorbei, weil sie einmal das seltene Fleisch essen wollen. Und dann Sätze sagen wie „Schmeckt nach Huhn“ oder „Schmeckt wie Rindfleisch“. Was macht der Geschäftsführer, damit die Deutschen auch ein zweites und drittes Mal kommen? „Nicht so scharf würzen wie normal.“ Das Restaurant würde auch gerne Kamelfleisch anbieten. Aber bisher hat es keinen Importeur gefunden. Zumindest keinen seriösen, denn im Massai Berlin soll ausschließlich Fleisch von zugelassenen Zuchtfarmen verwendet werden.

Exotisches Fleisch gibt es auch im „Corroboree“ am Potsdamer Platz. Corroboree nannten die ersten europäischen Siedler die Feste der Aborigines, als sie nach Australien kamen. Und hier am Potsdamer Platz kann man folgerichtig Kängurufleisch probieren. Als Filet, im Burger, im Wrap, im Salat. Hauptsache, es ist Känguru. Befürworter preisen das viele Eisen und die Vitamine an – und dass nur zwei Prozent Fett drin sind. 50 Kilogramm Kängurufleisch werden im Corroboree pro Woche verschlungen. Bedenkt man, dass ein männliches ausgewachsenes Exemplar bis zu 55 Kilo wiegt und etwa 30 Prozent davon verwertbares Fleisch sind, kommt man auf die traurige Zahl von drei geschlachteten Kängurus pro Woche. 50 Kilogramm Kängurufleisch heißt aber auch: 16 Hühner sind noch am Leben. Es gibt immer Gewinner und Verlierer.

Die Spezialität des Restaurants im Kreuzberger Tibet-Haus kommt unspektakulär daher: kleine wässrige Teigbällchen mit Sauce. „Momos“ heißen die Happen, es gibt sie in den Variationen Lamm- oder Gemüsefüllung. Momos sind die Currywürste Tibets, sagt der Besitzer. Man bekommt sie an jeder Ecke und gleich auf die Hand. Das Restaurant liegt im Souterrain, an den Wänden hängen selbstgeschossene Fotos von Mönchen und die Tibet-Flagge. Der Ladenbesitzer kommt aus Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. Er erzählt, dass viele seiner Gäste nach Yak-Fleisch fragen. Und dass er das nicht anbietet, die meisten Tibeter essen nämlich Lamm. Am liebsten in Momos verpackt.

Wem das alles zu exotisch ist, der findet sein Glück beim Dönerladen um die Ecke. Da weiß man, was man isst. Zum Beispiel Iskembe, die gelbliche Suppe mit den Fleischstückchen drin. Lecker. Was heißt Iskembe eigentlich auf Deutsch? Mal eben im Wörterbuch nachschlagen. Ah, hier steht es: Pansen.

ALLES GESCHMACKSSACHE:

Wo in der Stadt ungewöhnlich gekocht wird

AFRIKANISCH

Das Massai Berlin mit der gemischten Platte mit Krokodil- und Zebrafilet gibt es zwei Mal: in der Goltzstr. 35 in Schöneberg (Tel. 21912190) und in der Lychener Str. 12 in Prenzlauer Berg (Tel. 48 62 55 95). Geöffnet täglich 17-24 Uhr.

ASIATISCH

Im Maoa am Leipziger Platz 8 bekommt man Straußenfleisch, Mango-Curry-Sorbet und Marinade aus Fenchel und Knoblauch. Mo.-Sa. 17-1 Uhr, So. ab 11.30 Uhr. Infos telefonisch unter 22 48 80 87.

ÄTHIOPISCH

Im Blue Nile,Tempelhofer Ufer 6, kann man an Tischen aus Schilfrohr sitzen und mit den Fingern essen. Zum Beispiel Speisen aus rohem Fleisch. Tägl. 15-24 Uhr, Reservierung empfohlen, Tel. 25294655.

AUSTRALISCH

Im Corroboree im Sony-Center am Potsdamer Platz bekommt man Känguruburger und Krokodilhappen, dazu Foster’s-Bier. Täglich ab 11 Uhr, Infos gibt’s telefonisch unter 26101705.

BRASILIANISCH

In die Villa Rodizio, Milastr. 2 in Prenzlauer Berg, kommen die meisten Gäste wegen der riesigen Grillfleischspieße. Geöffnet täglich ab 18 Uhr. Infos unter Telefon 44046900.

ISRAELISCH

Im Beth Café gibt es jüdische und israelische Spezialitäten, zum Beispiel gefillte Fisch, Falafel und verschiedene Suppen. In der Tucholskystr. 40 in Mitte, Tel. 281 31 35. Mo.-Do. 11-20 Uhr, Fr. 11-15 Uhr.

KAMBODSCHANISCH

Das Angkor Wat in der Paulstr. 22 in Tiergarten hat Ente in Zitronengras-Sauce, Fisch-Curry und Haifisch mit grünen Bohnen im Angebot. In kambodschanisches Fondue taucht man nicht Brot, sondern Garnelen. Mo.-Fr. 18-24 Uhr, Sa.- So. schon ab 12 Uhr. Reservierung unter Telefon 3933922.

NORWEGISCH

Die Spezialität im Munch’s Hus: Elchbraten in karamellisierter Ziegenkäse-Wacholdersauce. Kronprinz Håkon Magnus war auch schon da. In der Bülowstraße 66 in Schöneberg, täglich 10-23 Uhr, Telefon 21014086.

SRI-LANKISCH

Das Suriya Kanthi (Prenzlauer Allee 224 in Prenzlauer Berg) hat in der Raummitte ein Becken zum Händewaschen - denn die Nudel- und Reisgerichte isst man mit der Hand. Täglich von 12-24 Uhr. Infos unter 442 53 01.

RUSSISCH

Im Café und Bistro Grüne Lampe, Uhlandstraße 51 in Wilmersdorf, gibt es unter anderem Rote-Bete-Suppe, sibirische Teigtaschen und Bratpasteten aus Fleisch. Auch Lammfleisch nach kasachischer Art und ein usbekisches Reisgericht werden serviert. Täglich 9.30-22 Uhr, Infos telefonisch unter 88719393.

TIBETISCH

Das Restaurant im Souterrain des Tibet-Hauses, Zossener Straße 19 in Kreuzberg, führt als Spezialität die tibetischen Teigtaschen Momos. Geöffnet täglich 12-23 Uhr, Infos unter 6948948.

UNGARISCH

Im Landgasthaus Gémeskút Csárda (Hultschiner Damm 236 in Marzahn) gibt es Szegediner Fischsuppe, Salamiplatte und Gulasch. Täglich 11.30 bis 23 Uhr, Telefon 56547511.

SELBST KOCHEN

Wer zu Hause exotische Gerichte aus aller Welt nachkochen möchte: Auf der Seite www.kochen-international.de findet man kostenlos hunderte Zubereitsungstipps. Mit spezieller Ländersuchfunktion und Diskussionsforum.

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