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© Uwe Steinert

Freimaurer: Männer mit Geheimnissen

Über Freimaurerei wird viel spekuliert. Um diesen entgegenzuwirken und weil gerade Dan Browns neuer Thriller "Das verlorene Symbol" über die Freimaurerei erschienen ist, wagen die Logen nun etwas mehr Öffentlichkeit als üblich. Jetzt wollen die Logen selbst über sich informieren.

Die Wände sind blau, die Polster der Stühle ebenfalls. An der Decke leuchten kleine Lämpchen wie Gestirne, und auf zwei Säulen befinden sich eine Kerze, das Buch der Weisheit und die Symbole der Freimaurerei: Winkel und Zirkel. Doch mehr geheime Symbole sind im sogenannten „Tempel“ des Wilmersdorfer Logenhauses in der Emserstraße nicht zu entdecken – kein Wunder, ist der Tempel doch zu dieser Stunde noch nicht „eingerichtet“. Erst später, wenn kein Außenstehender mehr dabei ist, wird Christian Meier, der Meister vom Stuhl der Berliner Loge „Urania zur Unsterblichkeit“, Vorbereitungen treffen, damit am Abend hier ein neuer „Bruder“ sein Initiationsritual erleben kann. Mit verbundenen Augen – und ohne zu wissen, was genau ihn bei seiner Einweihung erwartet.

„Für uns ist es sehr wichtig, dass der neue Bruder sich vertrauensvoll auf die Gemeinschaft und das Neue einlassen kann“, sagt Jan Hendrik Taubert, Pressereferent der fünf Vereinigten Großlogen von Deutschland, kurz VGL. Daher würden die Freimaurer – rund 14 500 Mitglieder zählen die 470 deutschen Logen, in Berlin sind es 41 Logen mit rund 800 „Brüdern“ – das Geheimnis um den genauen Ablauf bestimmter Rituale nie lüften: Eben um dem neuen Mitglied ein unvoreingenommenes Erlebnis zu ermöglichen. Erst nach der Einweihung würde dann „die Arbeit an sich selbst“, die das eigentliche Ziel der Freimaurerei sei, beginnen – erst als Lehrling, dann als Geselle und später als Meister. Dass das geforderte blinde Vertrauen in die Gemeinschaft den ethischen Grundsätzen der Freimaurerei, die sich dem Erbe der Aufklärung verpflichtet fühlt, eigentlich widerspricht, ist für Taubert kein Problem: Bei den geheimen Ritualen sei Vertrauen eben wichtiger als Vernunft, sagt der 40-jährige Rechtsanwalt.

Auch wenn diese Geheimniskrämerei Anlass zu Verschwörungstheorien gibt, die sich seit der Gründung der modernen Freimaurerei Anfang des 18. Jahrhunderts um die „Königliche Kunst“ ranken. Um diesen entgegenzuwirken und weil gerade Dan Browns neuer Thriller „Das verlorene Symbol“ über die Freimaurerei erschienen ist, wagen die Logen nun etwas mehr Öffentlichkeit als üblich: Am heutigen Donnerstagabend veranstalten sie einen Vortrag mit Diskussion zum Thema „Vertrauen statt Angst“, morgen findet in der Gedächtniskirche eine öffentliche Gedenkfeier zum 50-jährigen Bestehen der VGL statt.

Einfach ist es nicht, wie ehedem Goethe, Lessing, Voltaire oder Friedrich II. als sogenannter „Suchender“ Mitglied einer Loge zu werden. „Wir sind nicht etwas für jeden“, betont Taubert gern. Frauen brauchen es bei der VGL gar nicht erst versuchen: Die Brüder möchten in ihrem „Schonraum“, in dem sie sich über gesellschaftlich relevante Themen austauschen und persönlich weiterentwickeln wollen, unter sich bleiben. „Frauen stören das Klima, weil wir Männer uns in ihrer Anwesenheit anders verhalten“, so Taubert. Auch wer sich materielle Vorteile von der Mitgliedschaft verspricht oder selbst finanziell dauerhaft auf zu schwachen Beinen steht, hat kaum Aussicht auf Aufnahme. „Wir wollen freie Männer von gutem Ruf“, sagt Taubert. Und zur Freiheit gehöre eben auch eine relative materielle Unabhängigkeit. Eva Kalwa

Diskussion „Vertrauen statt Angst“ heute 19 Uhr. Loft der Urania Berlin, An der Urania 17. Eintritt 10 Euro. Gedenkfeier Freitag 16 bis 17.30 Uhr. Gedächtniskirche am Breitscheidplatz. Kostenlose Tickets unter Tel. 861 4796

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