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Tausende von Pankow über Reinickendorf bis Spandau ärgern sich über den Lärm der vielen Flugzeuge in Tegel.

© Thilo Rückeis

Fluglärm: In der Tegeler Einflugschneise soll es leiser werden

In Tegel sollen Flugzeuge ab Dezember mit einem neuen Verfahren landen. Flieger verlieren dabei konstant an Höhe statt wie bisher stufenweise. Das könnte auch am BER klappen.

Im Dezember zieht auch Tegel nach. Ein geändertes Verfahren bei Landungen soll zumindest weiter entfernt wohnende Anwohner etwas vom Lärm entlasten. Mit dem „kontinuierlichen Sinkanflug“, englisch „Continuous Descent Operation (CDO)“ genannt, können die Piloten länger hoch fliegen, sodass weniger Krach am Boden ankommt. Das Verfahren solle später auch auf den BER übertragen werden, sagt der Sprecher der DFS, Stefan Jaekel. Auf anderen Flughäfen, etwa in Frankfurt (Main), München, Köln, Hannover oder Leipzig, werde schon so geflogen.

Wie sich die Lärmentlastung konkret auswirke, werde man erst in der Praxis feststellen können, sagte Jaekel weiter. Bisher könne man die Folgen nur schätzen. Erfahrungen an den anderen Flughäfen hätten aber gezeigt, dass es in größeren Entfernungen vom Flughafen unter den Routen bei diesem Verfahren leiser geworden sei.

Normalerweise sinken die Flugzeuge in Stufen und fliegen dazwischen in einer konstanten Höhe. CDO ermöglicht dagegen einen nahezu konstanten Sinkflug. Er endet, sobald die Maschine vom Instrumentenlandesystem erfasst wird – zehn Meilen (rund 18 Kilometer) von der Landebahn entfernt. Unmittelbar am Flughafen wohnende Anwohner haben daher nichts vom CDO-Verfahren. Es lässt sich aber nur durchführen, wenn es wenig Verkehr gibt, weil der Kontrollaufwand für die Lotsen deutlich höher ist als beim herkömmlichen Landeverfahren. Je nach Typ, Beladung und herrschender Temperatur sinken die Flugzeuge unterschiedlich schnell. Daher sind auch größere Sicherheitsabstände zwischen den Flugzeugen erforderlich. So können pro Stunde weniger Maschinen landen. Positiv für die Fluggesellschaften ist, dass die Maschinen weniger Treibstoff verbrauchen.

Am BER soll CDO frühestens ein Jahr nach der Inbetriebnahme möglich sein, sagte Jaekel. Erst müsse man den herkömmlichen Flugbetrieb dort auswerten. Das Verfahren müsse für jeden Flughafen neu angepasst werden. Auch die Flugrouten sollen bekanntlich nach einem Jahr überprüft werden. Das CDO-Verfahren kann allerdings unabhängig von den Routen durchgeführt werden.

Kaum eine Chance sieht Jaekel dafür, in Tegel sogenannte Lärmpausen zu schaffen, wie sie in Frankfurt (Main) morgens und abends – bei weniger Verkehr – erprobt werden. Dabei werden unmittelbar vor und nach dem Nachtflugverbot einzelne Bahnen nicht genutzt, Anwohner dort bleiben dann eine Stunde länger vom Krach verschont. In Frankfurt ist dies möglich, weil die Bahnen zum Teil sehr weit voneinander entfernt sind, sodass die Entlastung wirksam wird. In Tegel liegen sie dagegen so dicht beieinander, dass Anwohner es kaum merken würden, sollte konsequent nur eine Bahn genutzt werden. Am BER seien aber solche Lärmpausen für jeweils eine der Start- und Landebahnen vorstellbar, sagte Jaekel. Anwohner hatten diese Pausen bereits gefordert.

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