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Experimentierfeld Tegel: Für die Komplettansicht des Wimmelbildes von Gerhard Seyfried bitte auf das Plus-Symbol klicken.

© Tegel Projekt / Seyfried

Flughafen Tegel: "Der sympathischste Flughafen Berlins"

An diesem Sonnabend werden die Zukunftspläne für Tegel öffentlich diskutiert. Gerhard Seyfried hat sie schon mal gezeichnet.

Schräge neue TXL-Welt: Im Schatten des ehemaligen Flughafen-Towers hüpfen Menschen ins Wasser des neuen Strandbades, in dem auch ein russisches U-Boot und ein Hai herumschwimmen. Über das einstige Rollfeld rauschen statt Flugzeugen Menschen in futuristischen Podcars. Und unter dem Eingangsschild „Berlin TXL“ ernten fröhlich grinsende Menschen frischen Hanf.

Dieses Wimmelbild des Comiczeichners Gerhard Seyfried („Pop Stolizei! Stei Polizop!“) begrüßt seit vergangenem Jahr die Gäste des Flughafens Tegel als großes Plakat neben der Flug-Anzeigentafel – und an diesem Sonnabend auch die Besucher der öffentlichen Standortkonferenz zur Nachnutzung des Flughafens. „TXL macht Platz. Für Dein Berlin“, lautet der Titel der Veranstaltung im Westhafen Event und Convention Center. Bis zu 1500 Besucher erwartet die landeseigene Tegel Projekt GmbH, die ihre Einladung mit Seyfrieds Bild geschmückt hat, das ihr der Künstler als Auftragsarbeit gezeichnet hat.

Gerhard Seyfried, der sich auch als Autor historischer Romane einen Namen gemacht hat, ist seit seinem Umzug aus Bayern nach Berlin im Jahr 1976 ein großer TXL-Fan. „Der Flughafen ist nach wie der sympathischste und passagierfreundlichste in Berlin“, sagt der 68-Jährige. „Ich mag Schönefeld einfach nicht, er ist schlecht angebunden und unübersichtlich – und dass das Milliardengrab BER jemals fertig wird, glaube ich auch nicht.“

Er verbindet viele schöne Erinnerungen mit Tegel, wie die regelmäßigen Flüge in Richtung USA zwischen 1978 und 1985, als er oft in die USA flog, um mit Zeichnern wie Gilbert Shelton zusammenzuarbeiten. „Man sollte den Flughafen Tegel lieber ausbauen und modernisieren, statt ihn wie geplant zu schließen, sobald der BER eröffnet“, sagt Seyfried.

Tegel-Fan: Gerhard Seyfried in seinem Atelier.
Tegel-Fan: Gerhard Seyfried in seinem Atelier.

© Doris Spiekermann-Klaas

Für das Land Berlin ist das allerdings nach jetziger Lage keine Option – daher die heutige Standortkonferenz und daher auch das Plakat mit Seyfrieds Visionen für das 495-Hektar-Areal. Dafür hat er auch einige der offiziellen Ideen seiner Auftraggeber aufgegriffen, so den geplanten Industrie- und Forschungspark „Urban Tech Republic“.

Persönlich wünscht sich Seyfried allerdings mehr Platz für Parks und Wohnflächen, als es bisher vorgesehen ist. Er ist ein großer Freund der Freifläche auf dem einstigen Flughafen Tempelhof und hat sich beim Kampf um das Areal mit einem Plakat engagiert, das er zusammen mit seiner Zeichnerkollegin Ziska geschaffen hat.

Welche TXL-Visionen Chancen haben und was die politisch Verantwortlichen wie Stadtentwicklungs-Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup (SPD) und Reinickendorfs Bezirksstadtrat Martin Lambert (CDU) davon halten, wird am Sonnabend diskutiert. „Neben dem aktuellen Planungsstand geht es um die Menschen, die am Standort tätig werden wollen“, kündigen die Veranstalter an. So wollen künftige Nutzer wie die Beuth-Hochschule, Wohnungsbaugesellschaften sowie Start-up- und E-Mobility-Unternehmen ihre Plänen vorstellen.

Zudem soll es ein Familienprogramm geben und die Möglichkeit „unterschiedlichste Formen der Elektromobilität auszuprobieren“, die Moderation übernimmt Volker Wieprecht (RadioEins).

Und wahrscheinlich wird man auch die TXL-Fans der Berliner FDP antreffen, die sich mit einem Volksbegehren für die Offenhaltung als Flughafen stark macht. Zumindest Gerhard Seyfrieds Unterstützung wäre ihnen sicher – auch wenn man dem Hauszeichner der linksalternativen Szene sonst keine FDP-Nähe nachsagen kann. „Für das Volksbegehren würde ich unterschreiben“, sagt er.

Standortkonferenz 15-18.30 Uhr, Westhafen Event & Convention Center Sektor B, Halle 1, Westhafenstr. 1, Eintritt frei. Mehr Informationen auf dieser Website.

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