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Ein Passagierflugzeug befindet sich im Landeanflug über den Dächern von Häusern im Ort Sielow unweit des Flughafens Schönefeld.

© dpa

Flughafen Berlin Brandenburg: Es geht um Zentimeter: Ärger um BER-Lärmschutz

Am BER ist bisher kaum ein Haus mit Schallschutz ausgerüstet worden - 8100 haben Anspruch allein in Berlin. Treptow-Köpenick und die Landkreise rügen die hohen Bewilligungshürden.

Am künftigen Berliner Airport eskalieren erneut Konflikte um den Schallschutz. Bisher sind fast nirgendwo die nötigen Dämmungen eingebaut, worauf rund 25.000 Haushalte noch vor dem BER-Start Anspruch haben, davon 8100 in Berlin.

Beschwerden aus Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming

Und die Flughafengesellschaft (FBB) provoziert Unmut. In abgestimmten Schreiben an Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider, inzwischen FBB-Aufsichtsratsvorsitzender, klagen der Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) von Treptow-Köpenick, die Landräte Stefan Loge (SPD) aus Dahme-Spreewald und Kornelia Wehlan (Linke) aus Teltow-Fläming über eine nach wie vor zu rigide FBB-Bewilligungspraxis. Eine Antwort gibt es noch nicht.

Im Brandenburger BER-Sonderausschuss hielt sich Bretschneider dazu bedeckt. Auch Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, erst kurz im Amt, wollte sich dazu am Mittwoch nicht äußern.

Ein Gutachten für jeden Haushalt - also 25.000

Dabei schien inzwischen Ruhe eingekehrt zu sein. FBB und das „Dialogforum“ der Anrainerkommunen und Berliner Bezirke hatten sich im November auf Kompromisse verständigt. „Mich wundert schon, dass der Flughafen nicht wenigstens eine Front bereinigt“, sagte Landrat Loge am Mittwoch dem Tagesspiegel. Aber mit der jüngsten Verschiebung habe der Flughafen „ja nun wieder einmal die Chance, den Schallschutz rechtzeitig fertigzustellen.“ Das Verfahren ist kompliziert und streitanfällig: Die FBB lässt für jedes Haus von Ingenieuren und Gutachtern erstellen, auf welchen Schutz ein Anspruch besteht. Die Kosten werden nachträglich erstattet.

Es geht um Zentimeter - das Parkett entscheidet

Dabei reißen die Beschwerden nicht ab. In den Schreiben an Bretschneider werden Probleme aufgelistet, die es seit Jahren gibt: Etwa, dass die FBB Schallschutz mit der Begründung ablehnt, dass Räume niedriger sind als bauaufsichtlich zulässig und genehmigt. Manchmal geht es um ein paar Zentimeter, weil Parkett verlegt oder eine Holzdecke eingebaut wurde. Ablehnungen betreffen auch beheizte Wintergärten, die zu Wohnzimmern gehören. Oder Küchen, wenn die kleiner als zehn Quadratmeter sind.

„Wir sehen dies mit großer Besorgnis, da wir für die Bauaufsichtsbehörden zuständig sind“, heißt es dazu. Die stünden schon vor der großen Herausforderung, „zusätzlichen Wohnungsbau zu genehmigen“. Auch deshalb möchte man „keineswegs in unnötige Diskussionen zum Bestandsschutz von Gebäuden und zur baurechtlichen Interpretation von langjährig genutzten Wohngebäuden am Flughafen Berlin-Schönefeld verwickelt werden.“ Zitat: „Leider werden durch das Vorgehen der FBB GmbH, Baugenehmigungen wie auch Stellungnahmen der zuständigen Bauaufsichtsbehörde zu interpretieren, unnötige Konflikte verursacht.“

Den Lärmschutz gibt's nur für Innen - das macht aber Räume kleiner

Die FBB sieht das anders. „Wir halten uns genau an das, was vereinbart wurde“, sagte Ralf Wagner, dort für den Schallschutz verantwortlich. Man arbeite strikt nach den Vorgaben des Planfeststellungsbeschlusses. Und danach wird für jeden Raum berechnet, ob und welchen Schutz er bekommt. Das führt auch dazu, dass die FBB grundsätzlich Innendämmungen erstattet. Die lehnen Anwohner oft ab, auch weil Wohnräume kleiner werden. Diese bekommen Rückendeckung vom Landesumweltamt Brandenburg. Präsident Dirk Ilgenstein verwies im BER-Sonderausschuss auf „bauphysikalische Risiken“ von Innendämmungen, etwa wegen Schimmelbildung. Er plädierte ausdrücklich dafür, die Häuser in der Regel außen zu dämmen. Dies wäre teurer und ginge über den Planfeststellungsbeschluss hinaus. Prompt widersprach nicht nur Wagner, sondern auch Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) der Landesbehörde: „Das ist nicht unsere Position.“ Der nächste Krach.

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