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Miese Stimmung. An der Charité könnte wieder gestreikt werden.

© dpa

Fehlende Pflegekräfte in Berlin: An der Charité droht neuer Streik

Die Gewerkschaft Verdi wirft der Universitätsklinik vor, den vor einem Jahr mühsam ausgehandelten Tarifvertrag zu unterlaufen.

An der Charité droht neuer Streit. Auf der Hälfte der Stationen fehlen Verdi zufolge Pflegekräfte – trotz des spektakulären Tarifabschlusses vor einem Jahr. Die Nachtdienste sollen zuweilen sogar schlechter besetzt sein als noch im Jahr 2016. Damals vereinbarten die Gewerkschaft und die Universitätsklinik, dass in der Nachtschicht auf keiner Station nur eine Schwester eingesetzt werden darf. Verdi teilte nun am Mittwoch mit, dass dieser Tarifvertrag unterlaufen werde.

Aus dem Uniklinikum hieß es dazu gestern: „Die Charité hat trotz der schwierigen Arbeitsmarktlage mehr als 200 Vollkräfte in Pflege und Funktionsdienst zusätzlich eingestellt. Bei Abschluss des Tarifvertrags war mit einem Personalmehrbedarf von ca. 200 Vollkräften gerechnet worden. Diesen Personalaufbau hat die Charité trotz des schwierigen Arbeitsmarkts mit Jahresbeginn erreicht. Da die Messsysteme dynamisch die Mehrleistungen der Kliniken abbilden, ist absehbar ein weiterer Personalaufbau von rund 70 Stellen notwendig. Die Charité ist entschlossen alle verfügbaren Kräfte einzustellen.“

Der 2016 unterzeichnete Charité-Tarifvertrag für mehr Personal ist bundesweit einmalig, er soll deshalb in Gesprächen mit der Klinikleitung weiter entwickelt werden. Dies wird dadurch erschwert, dass die Charité dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) beitreten will. Der KAV aber untersagt seinen Mitgliedern über Sonder-Tarifverträge wie den an der Charité zu verhandeln, um sich nicht per Vertrag zu einer umfassenden Personalpolitik verpflichten zu lassen.

Doch vor einem Jahr verpflichtete sich die Charité nach einem Streik genau dazu, nämlich mehr Pflegekräfte anzustellen. Zuvor arbeiteten rund 4300 Schwestern und Pfleger an der Klinik. Über Jahre war es auf den Normalstationen der Charité üblich geworden, dass eine Fachkraft bis zu zwölf Kranke pro Schicht versorgte. Durch den neuen Tarif sollen es mittelfristig nicht mehr als zehn Patienten sein.

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