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Da ist er ja, der Nikolaus, beim Besuch auf dem Weihnachtsmarkt an der St.-Hedwigs-Kathedrale.

© Jens Kalaene/dpa

Familienleben zum Nikolaus: Das Leuchten in den Augen ist verschwunden

Seine Kinder sind groß und der Magie der weihnachtlichen Bescherungen entwachsen. Aber unser Autor will unbedingt weiter fest an den Nikolaus glauben.

Unsere Töchter glauben nicht mehr an den Nikolaus oder den Weihnachtsmann. Sie sind elf und 15 Jahre alt. Die Magie der heiligen Männer, die bei Nacht mit ihrem sagenhaften Lieferdienst rund um die Welt Geschenke verteilen, sie ist dahin. Nur ich, der Vater, kann nicht richtig loslassen. Wir waren eine verschworene Bande, Niko, Knecht Ruprecht, meine Frau und ich, und es war jedes Mal so schön, mit Hilfe dieser Kerle ein Leuchten in die Augen unserer Kinder zu zaubern. Ich werde meine Komplizen niemals verraten.

So oft es geht, versuche ich, den alten Zauber wieder zu beleben. Aber es will nicht mehr funken. „Bekomme ich zu Weihnachten ein neues Fahrrad?“, fragt mich Greta, als ich sie zur Flötenstunde bringe. „Ich weiß nicht“, antworte ich. „Das musst Du den Weihnachtsmann fragen.“ Sie schlägt sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

„Ich glaube schon seit fünf Jahren nicht mehr an den Weihnachtsmann.“ Wir, ihre Eltern, seien schuld daran, erklärt mir Greta, die elfjährige. „Damals bin ich am Nikolausmorgen gleich nach dem Aufwachen zur Wohnungstür gerannt. Aber die Stiefel draußen waren noch leer. Dann habe ich Mama gerufen. Sie hat mich ins Bad geschickt. Und danach waren die Stiefel plötzlich mit Süßigkeiten gefüllt.“

Der Schlitten mit den Rentieren ist abgefahren

Ziemlich leichtfertig kombiniert, finde ich. „Vielleicht war der Nikolaus einfach spät dran und ist erst in dem Moment gekommen, als Du im Badezimmer warst.“ Meine elfjährige Tochter vertritt eine profanere Hypothese: „Vielleicht hat aber auch Mama schnell die Stiefel gefüllt.“

Ja, ich gebe zu, die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass es so gewesen ist, wie Greta sagt. Unsere Kinder sind so schnell groß geworden, und die mythischen Wesen, die unsere Fantasie beflügelt haben, haben sich verflüchtigt. Vielleicht hat man sie drangekriegt für die krummen Dinger, die wir Eltern mit ihnen gedreht haben, verurteilt wegen Lug und Trug von der höchstrichterlichen Instanz, der reinen Vernunft, sitzen sie zusammen ein: Niko und Rupi, die Zahnfee und der Osterhase – verleugnet als Hirngespinste.

Das Leuchten in den Augen unserer Kinder ist verschwunden. Der Schlitten mit den Rentieren ist abgefahren. Aber der Schnee, den sie aufgewirbelt haben, bedeckt noch jede Nacht den Sternenhimmel. Der Glaube verbindet uns mit einer unsichtbaren Welt. Von dort kommen die größten Gaben, die wir uns wünschen können.

Im Rathaus Kreuzberg (Yorckstr. 4-11, 1. Etage) steht dieses Jahr bereits zum dritten Mal ein bunt geschmückter Wunschbaum. Der Verein „Schenk doch mal ein Lächeln“ lädt Spendenwillige dazu ein, bis zum 15. Dezember einen oder mehrere Wunschsterne vom Baum zu pflücken und Kindern aus bedürftigen Familien mit kleinen Geschenken eine Freude zu bereiten. Die Gaben werden im Rathaus gesammelt und zu Weihnachten an die Familien überreicht.

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