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Mahlzeit. Wenn der Lieferdienst die Treppen hochkommt, ist dann ein Trinkgeld fällig wie im Restaurant?

© dpa

Fallstricke des Alltags: Soll man dem Pizzaboten Trinkgeld geben?

Leser fragen, Elisabeth Binder antwortet - unsere Sonntagskolumne. Diesmal: Im Restaurant gibt's Trinkgeld, dann bekommt der Bote ... oder nicht?

Die Leserfrage: Seit unser Kind auf der Welt ist, bleiben wir häufiger zu Hause. Statt ins Restaurant zu gehen, bestellen wir beim Lieferservice. Nun fragten wir uns, ob man dem Boten, der das Essen ins Haus bringt, ebenfalls Trinkgeld geben muss. Im Restaurant tut man das ja auch.

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Elisabeth Binders Antwort: Das Thema „Trinkgeld“ gehört zu den Dauerbrennern, und die Antworten lösen immer wieder neue Fragen aus. Erst kürzlich ging es an dieser Stelle darum, dass man im Restaurant, wenn man zufrieden ist und die Rechnung noch im zweistelligen Bereich liegt, zehn Prozent als Faustregel durchaus veranschlagen sollte. Das kam manchen Lesern zu viel vor. Natürlich ist das immer auch eine Ermessensfrage. Man muss sich nicht an ungeschriebene Regeln halten. Wer aber im Restaurant seines Vertrauens glücklich ist und bleiben möchte, wird sich wohl entsprechend verhalten. Bei dreistelligen Summen kann man dann den Prozentsatz auch verringern.

Man sollte sich immer mit den Arbeitsbedingungen der Menschen beschäftigen, mit denen man im Alltag zu tun bekommt, und sein Auftreten diesen Menschen gegenüber daran anpassen.

schreibt NutzerIn prokrastes

In den USA gibt es manchmal sogar 20 Prozent!

In den USA arbeiten manche Restaurants mit Trinkgeldrechnern, die 20 Prozent veranschlagen. Allerdings besteht dort, anders als hier, der Hauptlohn der Kellner aus Trinkgeld.

Ob man dem Boten ein Trinkgeld gibt, ist ebenfalls eine Frage der persönlichen Zufriedenheit. War er schnell? Ist er freundlich? Wenn Sie den Impuls haben, ein Trinkgeld zu geben, dann tun Sie es. Das hält, wie eine Nachfrage beim Lieferservice ergab, wirklich jeder anders. Obligatorisch ist es jedenfalls nicht. Mit einem Kellner können Sie den Boten schlecht vergleichen. Schließlich ist im Restaurant der Service viel umfassender. Das Auftreten der Kellner, die Art des Empfangs, das ganze Ambiente und die gestalterischen Kräfte, die dahinter stecken, tragen zum Gelingen eines Abends wesentlich bei.

Sparsamkeit ja, Geiz nein

Zu Hause übernehmen Sie diesen Teil selber, also können Sie streng genommen auch den größten Teil des Trinkgelds für sich behalten. Den Boten mit einer kleinen Gabe von ein bis zwei Euro zu erfreuen kann, gerade weil es nicht Pflicht ist, dennoch zu Ihrem eigenen Wohlgefühl beitragen. Das wäre doch ein Argument dafür. Es gibt immer gute Gründe, die für Sparsamkeit sprechen. Wo diese hart am Geiz vorbeistreift, meldet sich mitunter mahnend eine innere Stimme. Auf die sollte man hören. Die wird Ihnen auch die Frage eingegeben haben.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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