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Im Visier. In diesen Wochen liefert DHL besonders viele Pakete aus.

© dpa

Ermittlungen zur DHL-Erpressung: SoKo-Paket befürchtet Trittbrettfahrer

Polizei vergrößert Sonderkommission zu Paket-Erpressern. Noch keine heiße Spur zu Tätern – aber etwas bereitet den Ermittlern Sorgen.

Brandenburgs Polizei setzt jetzt noch mehr Ermittler auf die Paket-Erpresser an. Die Sonderkommission „Quer“ wurde am Montag auf 50 Beamte verdoppelt. Bis Montagnachmittag gingen 50 Hinweise ein. Davon seien bereits mehr als zehn überprüft worden. Eine heiße Spur sei aber nicht darunter, sagte ein Sprecher.

Der oder die Erpresser verlangen vom Paketdienstleister DHL der Deutschen Post mehrere Millionen Euro und drohen mit weiteren Bomben. Am Freitag war einem Apotheker in der Potsdamer Innenstadt direkt am Weihnachtsmarkt ein Paket mit einer Rohrbombe geschickt worden. Nur durch Glück zündete die Bombe nicht.

Dem Apotheker kam das Paket verdächtig vor, beim Öffnen zischte es. Sprengstoffexperten der Polizei machten die Bombe mit einem Hochdruck-Wasserstrahl unschädlich. Bereits Anfang November war eine ähnliche Bombe bei einem Online-Versandhändler in Frankfurt (Oder) in Flammen aufgegangen. Es war von Berlin aus verschickt worden.

Christstollen statt Bombe

Das an den Apotheker verschickte Paket war am Donnerstagmorgen in Potsdam an einer Packstation aufgegeben worden. Die Spurenexperten des Landeskriminalamtes fanden auch die Reste eines Papiers mit einem QR-Code und setzten es wieder zusammen. Der Code führt beim Scannen zum Bekennerschreiben im Internet. Darin fordern die Erpresser von DHL Millionensummen und drohen andernfalls mitten im Weihnachtsgeschäft mit weiteren Bombenpaketen.

Deshalb hatte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) an die Bürger appelliert, besonders vorsichtig zu sein und beim kleinsten Verdacht die Polizei zu verständigen. Nun herrscht teils Verunsicherung, Polizei hatte mit einer Reihe von Fehlalarmen zu tun: Die Landes-Bußgeldstelle der Polizei in Gransee (Oberhavel) im Landesnorden sollte nach Empfang eines Pakets geräumt werden. Er enthielt jedoch nur einen Christstollen.

In Pritzwalk (Prignitz) rief eine Frau die Polizei wegen es Pakets an. Darin war die vom Ehemann bestellte Geltube. Aufregung auch in der Thüringer Staatskanzlei in Erfurt: Zunächst vermutete die Polizei in einem Paket ohne Absender eine Handgranate, tatsächliche waren es zusammengerollte Kataloge.

Kein politisches Motiv

In Berlin gab es am Montag „nicht mehr Anrufe wegen verdächtiger Pakete oder Gegenstände als sonst“, hieß es bei der Polizei am Vormittag. Wegen zahlreicher Medienanfragen begann die Polizei gegen Mittag zu zählen. Zwischen 13 und 15 Uhr gab es zwei Anrufer, die ein verdächtiges Paket meldeten. Die Prüfung dauerte am Nachmittag noch an. In den Ermittlungsbehörden geht die Sorge vor Trittbrettfahrern um.

Die Polizei nimmt an, dass der oder die Täter aus der Hauptstadtregion kommen. Die Kriminaltechniker des LKA bauen das Bombenpaket nun nach, um die Spreng- und Zerstörungskraft zu prüfen. Fest steht: Wäre eine der Bomben explodiert, hätte das zu schwersten Verletzungen führen können. In Sicherheitskreisen gilt ein politisches Motiv als unwahrscheinlich, auch wenn DHL von Linksextremisten seit langem attackiert wird.

Zudem gehen die Ermittler nicht davon aus, dass mit der verlangten Summe der terroristische Untergrund finanziert werden soll. Die Bauweise der Bombe könnte aber bei Dschihadisten abgeschaut sein, hieß es.

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