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Die neue Strecke zwischen Berlin und München.

© dpa

Einheitsprojekt der Bahn: Putzen für die Party: ICE-Strecke Berlin-München wird eröffnet

Im Berliner Hauptbahnhof wird gewischt: Hier findet am heutigen Freitag das Fest zur neuen Streckeneröffnung Berlin-München statt. Seit 1991 wurde an diesem Einheitsprojekt geplant.

Wozu so ein U-Bahnhof gut sein kann: Im Foyer des Berliner Hauptbahnhofs (zwischen Rolltreppen, U-Bahngleisen und ICE-Durchgang) wird seit frühen Morgenstunden gewischt und geputzt - hier wird am heutigen Freitag ein großer Festakt begangen. Anlass: Nach vielen Jahren Bauzeit ist die ICE-Strecke Berlin-München fertiggestellt. Statt sechs Stunden benötigen die ICE-Sprinter knapp vier Stunden für diese Strecke.

Feste auch in Nürnberg, Erfurt, Leipzig, Wittenberg

Ein Sonderzug fährt am heutigen Freitag auf der neuen Trasse. Unterwegs wollen drei Ministerpräsidenten zusteigen. In Nürnberg, Erfurt, Leipzig, Lutherstadt Wittenberg und Berlin sind Feste geplant. Zur Abschlussveranstaltung in Berlin werden Bundeskanzlerin Angela Merkel und der ehemalige Formel-1-Rennfahrer Nico Rosberg erwartet. Am Sonntag dann ist dann Fahrplanwechsel.

Welche Veranstaltungen sind für Freitag geplant?

In Nürnberg, Erfurt, Leipzig, Wittenberg und Berlin wird an den Hauptbahnhöfen das Ereignis mit Festveranstaltungen und Reden gewürdigt. Ministerpräsident Bodo Ramelow steigt in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt in einen ICE-Sonderzug nach Berlin. Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich kommt in Leipzig hinzu, sein Kollege Reiner Haseloff aus Sachsen-Anhalt in Wittenberg. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller begrüßt die Gäste aus dem Zug am Berliner Hauptbahnhof. In einem Festzelt nebenan wird dann Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet.

Was bedeutet die neue Strecke für die Fahrgäste?

Bahnfahrer sparen bis zu zwei Stunden. Das „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8“ ist eines der wichtigsten Bahnvorhaben vergangener Jahre. Sprinterzüge brauchen künftig 3:55 Stunden, von Berlin nach Nürnberg 2:51 Stunden. Täglich gibt es 10.000 Sitzplätze mehr als bisher. Von dem Ausbau profitieren nach Bahn-Angaben rund 17 Millionen Menschen in verschiedenen Regionen.

Sie wären dann soweit: Aufbau für die ICE-Strecken-Eröffnungsfeier am Berliner U-Bahnhof am Hauptbahnhof.
Sie wären dann soweit: Aufbau für die ICE-Strecken-Eröffnungsfeier am Berliner U-Bahnhof am Hauptbahnhof.

© André Görke

Was wurde gebaut, wie lange hat es gedauert?

Der zuletzt vollendete Abschnitt von Erfurt bis nach Ebensfeld in Oberfranken ist 107 Kilometer lang. Durch 22 Tunnel und über 29 Brücken fahren die Züge mit bis zu 300 Kilometern pro Stunde quer durch den Thüringer Wald und Oberfranken. Der Neu- und Ausbau der Strecke von Nürnberg nach Berlin hat am Ende rund zehn Milliarden Euro gekostet. Der 1991 beschlossene Bau verzögerte sich um mehrere Jahre, weil das Projekt 1999 durch die rot-grüne Bundesregierung vorübergehend gestoppt wurde.

Was erwartet die Bahn von der neuen Strecke?

Dank kürzerer Fahrzeiten hofft die Bahn auf mehr Reisende zwischen Berlin und München, unter anderem auf solche, die bislang das Flugzeug genutzt haben. „Wir rechnen mit einer Verdopplung unser Fahrgastzahlen auf 3,6 Millionen Reisen pro Jahr“, sagt Fernverkehrschefin Birgit Bohle. In diesem Jahr dürften Bahnkunden bundesweit wohl 141 Millionen mal mit dem ICE oder IC fahren, das wäre ein Plus von gut zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Was müssen Fahrgäste auf der Neubautrasse zahlen?

Die neue Strecke München-Berlin wird für Bahnfahrer deutlich teurer als die alte: 150 statt 132 Euro mit dem Flexpreis - ein Plus von 13,6 Prozent. Dafür haben sie die große Zeitersparnis.

Was ändert sich sonst an den Fahrpreisen?

Zum Fahrplanwechsel am diesem Sonntag werden Fahrkarten zum vollen Preis - dem sogenannten Flexpreis - im Durchschnitt um 1,9 Prozent in der zweiten Klasse teurer, in der ersten Klasse um 2,9 Prozent. Nach Berechnung der Bahn liegt die Preiserhöhung im Fernverkehr aber insgesamt nur bei 0,9 Prozent. Das liege daran, dass nur etwa 10 Prozent aller Fahrgäste den vollen Preis zahlten. Die anderen 90 Prozent hätten entweder eine Bahncard oder kauften sich ein Ticket im Sonderangebot, das bei der Bahn Sparpreis heißt. Bahnkunden zwischen Karlsruhe und Basel zahlen nicht mehr - eine Entschädigung dafür, dass die Rheintalbahn nach einer Panne beim Tunnelbau wochenlang gesperrt war. (mit dpa)

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Lesen Sie mehr zur neuen ICE-Strecke

- Ein historischer Augenblick für die Bahn: Fast zehn Jahre Arbeit haben die Fahrplanmacher in die neue Strecke Berlin-München gesteckt. Ein Gespräch über Zeit und Takt.

- Rund 17 Prozent aller Reisenden im Fernverkehr fahren nach Angaben der Bahn von oder nach Berlin - auch eine Folge der Air-Berlin-Pleite.

- Schneller nach München, Dresden und ans Meer: In vier Stunden nach München, in 80 Minuten nach Dresden – die Bahn verbessert zwei wichtige Berliner Anbindungen. Und auch die Ostsee rückt näher.

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