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Christlich demokratischer Segen. Die meisten CDU-Kreisverbände aus Berlins Osten sind schon für die Homo-Ehe. Im Westen ist die Haltung mitunter unentschlossen. Foto: Imago

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Ehe für alle im Bundestag: CDU-Kreisverbände mehrheitlich für die Homo-Ehe

Die Mehrheit der Bundestagsabgeordneten der Hauptstadt-Union will am Freitag für die Öffnung der Ehe stimmen. Philipp Lengsfeld wird dagegen votieren.

Von Sabine Beikler

Eine Probeabstimmung gab es am Dienstag in der Sitzung der Berliner CDU-Landesgruppe im Bundestag nicht. Die Mehrheit der neun Politiker wird am Freitag im Bundestag für die Ehe für alle stimmen. Kai Wegner, Vorsitzender der Landesgruppe, ist schon immer ein Befürworter der Ehe für alle. „Jetzt besteht die Möglichkeit, im Bundestag zeitnah eine Entscheidung zu treffen, die der Lebenswirklichkeit gerade in großen Städten wie Berlin besser gerecht wird. Jede Liebe verdient den gleichen Respekt“, sagte Wegner dem Tagesspiegel. Vor zwei Jahren wäre die große Koalition in Berlin an der Frage beinahe gescheitert.

52 Prozent der Berliner CDU-Mitglieder, die an einer Befragung über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare teilgenommen hatten, sprachen sich gegen die Ehe für alle aus, 42 Prozent dafür. Daraufhin musste sich das rot-schwarz regierte Berlin im Bundesrat in dieser Frage zum großen Ärger der SPD und des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller enthalten.

Klare Unterschiede zwischen jung und alt

Den Ausschlag bei der CDU-Umfrage gab damals das Votum der älteren Mitglieder: 56 Prozent der über 60-Jährigen sprachen sich entschieden gegen die Homo-Ehe aus, acht Prozent waren „eher dagegen“. Dabei stimmten 68 Prozent der 16- bis 29-Jährigen einer Öffnung der Ehe für alle zu – wie auch die Mehrheit der Ost-Kreisverbände. Das waren Mitte, Pankow, Wuhletal und Lichtenberg. Lichtenbergs CDU-Kreischef und Bundestagsabgeordneter Martin Pätzold sagte dem Tagesspiegel, er werde am Freitag im Bundestag mit einem Ja zur Ehe für alle stimmen. „Wenn Menschen füreinander Verantwortung übernehmen und heiraten wollen, muss das auch gleichgeschlechtlich möglich sein.

Keine Differenz zu christlichen Werten

Auch die Neuköllner CDU-Bundestagsabgeordnete Christina Schwarzer ist für eine „vollständige Öffnung der Ehe mit allen Rechten und Pflichten. Wenn zwei Menschen sich versprechen, ein Leben lang Verantwortung füreinander zu übernehmen, ist das eine tief von Werten geprägte Einstellung, die ich als Person und CDU-Mitglied nur unterstützen kann.“

Ihr Bundestagskollege aus Tempelhof-Schöneberg Jan-Marco Luczak ist Obmann im Rechtsausschuss und ein Befürworter der Ehe für alle. Die Ehe als Liebesbeweis zweier Menschen, die sich versprechen, in guten wie in schlechten Zeiten füreinander einzustehen, „ist ein zutiefst konservativer und christlicher Wert“. Er werbe in seiner Fraktion für die Öffnung der Ehe. Luczak hält eine Änderung des Grundgesetzes nicht für nötig.

Bei einer Öffnung der Ehe für alle werde heterosexuellen Paaren „nichts weggenommen“, sagte Klaus-Dieter Gröhler, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Charlottenburg-Wilmersdorf. Karl-Georg Wellmann, Bundespolitiker aus Steglitz-Zehlendorf, war vor zwei Jahren für eine Öffnung der Ehe. Er war auf Anfrage nicht zu erreichen. Der CDU-Kreischef aus Reinickendorf und Bundestagsabgeordnete Frank Steffel wollte sich wie die CDU-Landesvorsitzende und Staatsministerin für Kultur, Monika Grütters, noch nicht positionieren.

Konservativer Flügel hält am Nein fest

Wer sicher gegen die Öffnung der Ehe stimmen wird, ist der Bundestagsabgeordnete aus Mitte, Philipp Lengsfeld. Er unterscheide zwischen einer eingetragenen Partnerschaft und der „Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau, in der leibliche Kinder möglich sind“. Lengsfeld gehört zum Berliner Kreis, dem konservativen Flügel der CDU. Er ist neben der Düsseldorfer Bundestagsabgeordneten Sylvia Pantel einer der Koordinatoren der CDU-Rechten.

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