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Besucher auf der Münchner Wiesn: Von den Bayern lernen heißt feiern lernen.

© Josef Hildenbrand/dpa

Die Wiesn in der Hauptstadt: Wo in Berlin das Oktoberfest gefeiert wird

Prosit in Preußen: Einmal im Jahr weht ein Hauch von München durch die Stadt– unsere Empfehlungen von der "Gay-Wiesn" bis zum Rummel.

O'zapft is! Einmal im Jahr rückt Berlin zumindest kulturell ein wenig an München heran – Wiesn-Liebhaber, Exil-Bayern und Touristen freut’s. Zwar dürfte Berlin an die Bilanz der bayerischen Landeshauptstadt – zuletzt 5,6 Millionen Besucher und rund 6,1 Millionen Liter Bier – kaum heranreichen. Einen guten Anlass, um die Trachtenlederhosen zu entstauben und bierselig den „Holzmichl“ zu schmettern, bietet sich aber allemal.

PROSTEN VOR GLÄSERNER KULISSE

Bereits gestartet ist am 1. September das Oktoberfest am Hauptbahnhof mit einem Festzelt für bis zu 1000 Gäste. Das Bühnenprogramm der selbsternannten Meisterjodler „Gaudi Buam“ soll die Menge zum Kochen und das Löwenbräu zum Fließen bringen. Besonders wild könnte es am „Regenbogentag“ am 16. September ab 18 Uhr mit Dragqueen Gloria Viagra werden. Schwule, Lesben und Transgender sollen im Mittelpunkt stehen und die Grenzen zwischen strammen Lederhosen und berüschten Dirndln verwischen. Washingtonplatz, bis 17. September, täglich 11 bis 22 Uhr, Fr–Sa 11 bis 24 Uhr, Eintritt frei.

SCHUNKELN AM POSTBAHNHOF

Echte Holzhüttenatmosphäre statt Plastikzelt erwartet Besucher auf dem Spreewiesn-Oktoberfest am Postbahnhof. Auf der Karte steht Obatzda mit Radisal, außerdem Eiszapfen – klingt verlockend, hinterher gibt’s einen Obstler. Auch hier ist der Berlin-Einfluss spürbar: Es gibt mehrere Termine für die „Gay-Wiesn“, außerdem ist die Aufforderung, sich Wiesn-adäquat zu kleiden, durchaus ernst zu nehmen – bei unpassender Garderobe könnten Jogginghosen-Preußen am Einlass scheitern. Straße der Pariser Kommune 8, bis 28. Oktober, täglich ab 18 Uhr, Do und So geschlossen, Eintritt sieben/elf Euro, Reservierung empfohlen.

MIA SAN BIA IN MITTE

Für das Hofbräuhaus ist ein zünftiges Oktoberfest natürlich Pflicht. Am 16. September sind darum auch gleich zwei Fassanstiche geplant und Besucher können ein, zwei, drei oder mehr Mass vom eigens gebrauten Hofbräu-Oktoberfestbier kosten. Dazu verspricht die hauseigene Hofbräuhaus-Showband Schunkelstimmung, bis der Hahn auf Bayerisch kräht. Karl-Liebknecht-Straße 30, 16. September bis 3. Oktober, So–Do 10 bis 1 Uhr, Fr/Sa 10 bis 2 Uhr, Eintritt frei.

MASS LEEREN AM FERNSEHTURM

Wer rausfinden will, warum es auf einem der Berliner Oktoberfeste einen Maibaum gibt, kann dies bei der Wiesn auf dem Alexanderplatz: Vielleicht liegt die Antwort auf dem Boden eines leer getrunkenen Paulaner-Glases? Die Veranstalter planen außerdem einen Dirndl-Wettbewerb und eine Gaudi-Stube. Alexanderplatz, 22. September bis 8. Oktober, 10 bis 2 Uhr, Eintritt frei.

FEIERN IN REINICKENDORF

Das schon zum 68. Mal stattfindende und größte Oktoberfest Berlins auf dem Zentralen Festplatz bietet vor allem eines: Rummel, bis der Scooter kracht. Für echte Jahrmarkt-Atmosphäre sorgen zahlreiche Fahrgeschäfte, Bumm-bumm-Musik, Zuckerwatte und Losbuden. Kleiner Tipp: Erst nach der Schießbude zum Bierstand gehen. Die Oktoberfestband „D’Chieminger und DJ Hummel“ soll den musikalischen Boden für Szenen bereiten, die noch lange nach dem Firmenausflug für Gesprächsstoff in der Kantine sorgen. Zentraler Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm, 22. September bis 15. Oktober, Mi–Sa ab 15 Uhr, So/Mo sowie 2. und 3. Oktober ab 13 Uhr. Festzelt am Wochenende sowie am 2. und 3. Oktober fünf Euro, sonst Eintritt frei.

GAUDI IM WILDEN OSTEN

Für Wiesn-Fans, die die „Gaudi Buam“ nach dem Ende des Hauptbahnhof-Oktoberfests vermissen, gibt es einen Nachschlag: Ab dem 22. September tritt die bayerische Band im Zelt auf der Marzahner Wiesn auf – statt über das Alpenpanorama geht der Blick hier auf Plattenbauten. Auch schön. Landsberger Allee, Ecke Blumberger Damm. 22. September bis 1. Oktober. Mo–Do 14 bis 22 Uhr, Fr–Sa 14 bis 1 Uhr, So 12 bis 22 Uhr, am letzten Sonntag bis 20 Uhr. Eintritt frei.

BLASMUSIK IN BRITZ

Einen einzigartigen Blick aufs Wasser ganz im Grün des Britzer Gartens bietet das vielleicht einzige Oktoberfest in Neukölln. Aber bitte am Abend nicht nach vielmaligem „Oans, zwoa, g’suffa“ den See von innen erkunden! Seeterrassen und Festplatz im Britzer Garten, 23., 24. und 30. September sowie 1. bis 3. Oktober, 11 bis 19 Uhr. Eintritt zwei Euro, ermäßigt einen Euro.

ANSTOSSEN IN SCHÖNEFELD

Wer gerade in Schönefeld gelandet ist oder sich von einem BER-Baustellenbesuch erholen muss, kann beim Oktoberfest vom Möbelhaus Höffner vorbeischauen. Anhänger robuster Partymusik werden mit Auftritten von DJ Ötzi, Tim Toupet, Mickie Krause und der niederländischen Hermes House Band verwöhnt. Ein Shuttle-Bus verkehrt täglich zwischen 15.30 und 23 Uhr zwischen Möbelhaus und dem S-Bahnhof Grünau. Am Rondell 1, Schönefeld. 29. September bis 2. Oktober, 12 bis 23 Uhr. Tagesticket 18 Euro, am 2. Oktober gibt es Familientickets à 16 Euro.

BAYERISCHE FRÖHLICHKEIT IN SPANDAU

Spandau ist nicht unbedingt als Partybezirk bekannt, in diesem Oktober gibt es aber die Chance für einen Imagewandel: An der Zitadelle Spandau stehen auf der Berlin-Brandenburg-Wiesn die bewährten „Gaudi Buam“ vor eindrucksvoller historischer Kulisse auf der Bühne. Prosten und Schunkeln mit Stil – das können auch die Spandauer. Zitadelle, 6. und 7., 13. und 14., 20. und 21., 27. und 28. Oktober, 15 bis 1 Uhr. Eintritt zehn Euro.

Markus Hüttmann

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