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Jetzt sollte er aber bald mal mit Packen anfangen - Klaus Wowereit in seinem Amtszimmer. Was unter Michael Müller mit dem Bild "Drummer und Gitarrist" im Hintergrund passiert, ist unklar.

© Jens Kalaene/dpa

Der Übergang zum Ex-Regierenden von Berlin: Bald muss Klaus Wowereit wieder Parkplätze suchen

Die Kunst muss raus, die Sekretärin bleibt, die Aktentasche kann mit, der Dienstwagen ist abzustellen: Was Klaus Wowereit zum Abschied am Donnerstag zu beachten hat – und was er danach tun sollte.

Für Emotionen bleibt nicht viel Raum. „Bis Donnerstag müssen die privaten Dinge raus sein“, sagt Senatssprecher Richard Meng. Aber viel Privates ist eh nicht drin, im Amtszimmer des Noch-Regierenden Klaus Wowereit. Sein Vor-Vorgänger Walter Momper kann sich nur an einen Füllfederhalter erinnern. Vorgänger Eberhard Diepgen immerhin durfte die zerfledderte senatseigene Aktentasche aus Knastproduktion mit nach Hause mitnehmen. Mit der soll der Legende nach schon Ernst Reuter im Schöneberger Rathaus unterwegs gewesen sein.

Amtsübergaben funktionieren im nüchtern-preußischen Berlin ohne großen Pomp, daran wird auch Klaus Wowereit nicht viel ändern. Die Amtsräume inklusive Ruheraum und Sanitärbereich sind besenrein zu übergeben. Geschenke hochrangiger Berlin-Besucher werden in die Asservatenkammer des Rathauses verfrachtet, die Sekretärin allerdings bleibt – zumindest wenn es nach der Tradition geht. „Kontinuität“ sei wichtig, sagt Diepgen, deshalb ließ er die Sekretärin seines Vorgängers im Amt, übergab sie 1989 an Walter Momper, um sie ein Jahr später wieder zu übernehmen.

Beim Thema "Kunst hinterm Schreibtisch" gehen die Geschmäcker auseinander

Persönlichen Geschmack leistet sich ein Regierender allenfalls in der Gemäldefrage. In puncto Kunst hinterm Schreibtisch blieben Momper und Diepgen uneins. „Diepgen hatte sich einen Jungen Wilden hingehängt. Ich habe mir dann den Leistikow wiedergeholt.“ Walter Leistikows Schlachtensee-Gemälde hing über Jahrzehnte im Schöneberger Rathaus. Wowereit konnte damit nichts anfangen – „zu dunkel, da wird man ja depressiv“. Er suchte sich was Farbenfrohes, Peppiges fürs Amtszimmer, das Bild „Drummer und Gitarrist“ von Rainer Fetting. Ob Michael Müller dem Bild etwas abgewinnen kann, ist nicht bekannt.

„Das beste Privileg, was man hat“, sagt Momper zu Chauffeur und Dienstlimousine. Zwar fiel es ihm nicht schwer, anschließend wieder selber am Steuer zu sitzen, dafür aber die Parkplatzsuche. Dito äußert sich Eberhard Diepgen. Die Limousine plus Chauffeur geht ohne Zeitverzögerung an den Nachfolger über.

Diepgen hinterließ Wowereit anderthalb Seiten Notizen zum BER

Zum Ritual einer Amtsübergabe gehört das vertrauliche Gespräch. Für Wowereit und Müller, die sich ja schon recht vertraut sind, ist es erst am Montag vorgesehen. Darin werden die kleinen Amtsgeheimnisse weitergereicht. Diepgen erinnert sich, Wowereit noch zusätzlich anderthalb Seiten Notizen zum Flughafenprojekt hinterlassen zu haben. Damals, 2001, sei noch mit Hochtief als Generalübernehmer verhandelt worden.

Die Beschäftigten der Senatskanzlei haben sich schon in der vergangenen Woche von Wowereit verabschiedet, dabei überreichte Klaus Schroeder, Vorsitzender des Hauptpersonalrats, dem Regierenden Golfspieler ein „kleines Büchlein“ über sein sportliches Hobby. Das Entscheidende ist der Untertitel: „Zehn Chancen zu scheitern“ – ein kleiner Seitenhieb wegen der Gehalts-Kürzungen in den ersten Wowereit-Jahren. „Wir hoffen, dass der Nachfolger unseren Vorstellungen etwas näherkommt.“

Diepgen: Am besten erstmal ins Ausland

Was Müller als Antrittsgeschenk bekommt, muss noch besprochen werden. Im Senat wurde am Dienstag erst mal sein 50. Geburtstag gefeiert. Wobei Senatssprecher Meng nicht beantworten wollte, ob die Senatskollegen ein Ständchen brachten. „Am Ende ein Glas Sekt“ habe es aber gegeben, zumal Wowereit ja ein letztes Mal im Chefsessel des Sitzungssaals Platz genommen hatte. Das letzte Mal war es auch für Finanzsenator Ulrich Nußbaum. Verraten durfte Meng, dass Nußbaum, der sein berufliches Schicksal an das seines Dienstherrn gebunden hatte und ebenfalls aus dem Amt scheidet, den anderen Senatoren jeweils einen „Schokoladennikolaus“ mitgebracht hatte. Der beste Zeitpunkt war das nicht, denn mehrere Senatoren waren wegen des CDU-Parteitags in Köln. Deren Staatssekretäre mussten das Abschiedsgeschenk entgegennehmen – immerhin Süßes statt dem Sauren, das der Finanzsenator viele Jahre verabreichte, um den mit Schulden belasteten Landeshaushalt über Wasser zu halten.

Diepgen gibt Wowereit einen guten Rat mit auf den Weg: „Das Beste ist, ein Jahr ins Ausland zu gehen.“ Um richtig loszukommen vom Berliner Politikgeschehen und der Versuchung, die Entscheidungen des Nachfolgers zu kommentieren. Seinen Rat hat Diepgen selbst nur mangelhaft befolgt. Er reiste für einen Monat nach Neuseeland.

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