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Draußen ist's am schönsten. Die meisten Berliner gucken gern in der Kneipe ihres Vertrauens, wie hier in Prenzlauer Berg.

© imago/Seeliger

Der Super-Dienstag in Berlin: So ein Tag, so wunderschön...

Deutschlandspiel zur kinderfreundlichen Zeit, der längste Tag des Jahres, Musik in der ganzen Stadt. Und dann kehrt auch noch der Sommer zurück! Ein wenig Vorfreude auf einen ganz normalen Dienstag.

Es soll ja Leute geben, die sich beschwert haben: Alles nicht mehr das, was es mal war, eine Vorrunde in der von Nordirland bis Ukraine jeder mitspielen darf – und am Ende doch irgendwie alle weiterkommen. Und wir so: Eben noch Weltmeister, jetzt in der Mitte Europas gestrandet – wer interessiert sich eigentlich noch für Fußball? Stimmt, wenn man sich die Fanmeile bei den ersten beiden Spielen angeschaut hat: Einst im Taumel des Sommermärchens gegründet, durfte sie vor zwei Jahren die Weltbesten empfangen – und jetzt? Leere Meile, Langeweile.

Das dürfte sich auch am heutigen Dienstag nicht groß ändern, wenn Deutschland im letzten Gruppenspiel auf Nordirland trifft (18 Uhr/ARD). Vielleicht ist es die Angst vorm Anschlag, vielleicht die noch fehlende Euphorie – keine Sorge, die kommt spätestens beim Viertelfinalsieg gegen Italien! Denn schaut man in die Straßen sieht man schon jetzt: Fernseher überall, jubelnde Menschen, Autokorsos von Deutschen, Kroaten und zuletzt Albanern. Die Türken würden ja auch gern mitmachen, ihnen fehlte aber bislang leider die Gelegenheit – das könnte sich heute Abend ändern, wenn sie gegen Tschechien ranmüssen (21 Uhr/ARD/Sat1). Auch das könnte dazu beitragen, dass der heutige Dienstag ein ganz besonders freudiger Tag wird. Wir haben da noch ein paar andere Gründe gesammelt.

SUMMERTIME I

Der Sommer kommt zurück, es wird heiß in Berlin. Am heutigen Dienstag locken allerdings noch moderate Temperaturen bis 25 Grad zum beschwingten Draußensein – bevor es zum Ende der Woche richtig heiß wird: Um die 34 Grad sind für Freitag angekündigt – ist ja zum Glück spielfrei (die Vorrunde endet am Mittwoch, Sonnabend, 15 Uhr, geht’s weiter mit dem ersten Achtelfinale der Schweiz gegen den Zweiten der deutschen Gruppe). Da kann man auch mal wieder ins Freibad gehen.

KINDERFREUNDLICH I

Der leichte Regen am Morgen verzieht sich wenn die Kinder aus der Kita oder der Schul..., öhm, Übergangsbetreuung abgeholt werden (mehr zum Streik gibt's hier). Dann gibt es für die meisten Kinder erstmals die Gelegenheit, nicht immer nur dieselben Fotos ihrer Helden im Paninialbum umzublättern, sondern Müller, Neuer und Co. auch mal live im Fernsehen: Zum ersten Mal bei dieser Europameisterschaft spielt die deutsche Mannschaft kinderfreundlich um 18 Uhr – Zeit für einen gemütlichen Familienabend auf dem Sofa – oder vielleicht doch kombiniert mit einer Pizza vor der Kneipe gegenüber? Am Wochenende geht das übrigens gleich noch einmal: Egal ob erster, zweiter oder dritter der Gruppe C, Jogis Jungs wären auf jeden Fall vor 21 Uhr dran. Also, Kinder, schnell ausnutzen: Ab dem Viertelfinale gibt es nur noch Spätspiele.

KINDERFREUNDLICH II

Wenn der Nachwuchs quengelt, ist heute vielleicht die letzte Möglichkeit, entspannt zur Fanmeile zu gehen. Hinten ist es noch sehr leer, man kriegt Bratwurst und Cola, wenn auch nicht ganz billig, so doch ohne lange Schlagen. Und man muss keine Sorge haben, sich im Getümmel zu verlieren.

SUMMERTIME II

Und wenn die Kleinen schon mal so lange wach sind, kann man doch gleich noch sitzenbleiben und einem der hunderten Musiker zuhören, die heute wieder auf den Straßen der Stadt spielen dürfen. Viele Locations nutzen den doppelten Anlass natürlich für eine EM-Musik-Party (siehe nächste Seite) – den ewigen Mark Forster kann ja eh niemand mehr hören. Ob mit oder ohne Musik: Es ist der längste Tag des Jahres, danach wird es langsam wieder dunkler – und bald ist ja auch schon wieder Weihnachten.

Wohin geht's? Tipps zur Fête de la Musique

Umsonst und draußen. Am Dienstag gibt es wieder öffentliche Musik in der ganzen Stadt.
Umsonst und draußen. Am Dienstag gibt es wieder öffentliche Musik in der ganzen Stadt.

© Heerde/Imago

Am 21. Juni, dem längsten Tag des Jahres und dem Sommeranfang wird traditionell auch die Fête de la Musique gefeiert, also das „Fest der Musik“ – seit 1995 auch in Berlin. Auf knapp 100 Bühnen in der gesamten Stadt wird musiziert, aber auch Hobbymusiker dürfen dank einer Sondergenehmigung des Senats einfach losspielen – von 16 bis 22 Uhr ist Musik überall erlaubt, der Eintritt ist frei. Danach geht es vielerorts drinnen weiter.

FÜR NEUGIERIGE

21 Standorte feiern dieses Jahr Premiere. Im Biergarten und Restaurant Paulsborn am Grunewaldsee gibt es ab 16.30 Uhr Jazz und Swing, die Brasserie Ganymed am Schiffbauerdamm, hat eine kleine Bühne mit Akkordeon und Chansons einrichtet.

FÜR KINDER

Die Freilichtbühne Weißensee beginnt um 16 Uhr mit dem „klingenden Mobil“, einem Instrumentenworkshop für Kinder von 0 bis 12 Jahren. Interessant dürfte auch das Meet & Greet der Nehring-Grundschule Charlottenburg sein, die um 17.45 Uhr den ehemaligen Sänger der Band Culcha Candela Larsito zu Gast hat.

FÜR FUSSBALLFANS

Für diejenigen, die nicht ohne EM können, gibt es vielerorts Übertragungen der Spiele: Es ist laut Ines Schilgen, Sprecherin des Organisationsteams kein Problem, dass gleichzeitig das Spiel Deutschland gegen Nordirland stattfindet. „Fangesänge sind auch ein Teil der Fête- de-la-Musique-Kultur“, sagt sie. Das Festival „Caribbean Splash“ im Strandbad Weißensee kombiniert Fußball mit Musik, das Café Berlin-Paris am Molkenmarkt unterbricht für das Spiel das Programm, bei dem zuvor ab 16 Uhr eine Rap-Freestyle-Session stattfindet.

UND SONST?

Wie jedes Jahr ist der Mauerpark ein beliebter Zufluchtsort. Mit größerem Andrang sei erfahrungsgemäß auch auf dem RAW-Gelände zu rechnen, sagt Schilgen – und rund um das Nicolaiviertel, wo traditionell klassische Musiker auftreten. (Philipp Kiehl)

Das komplette Programm gibt es auf: www.fetedelamusique.de

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