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Alles so schön bunt hier. Der U-Bahnhof Cottbusser Platz in Hellersdorf, eröffnet im Sommer 1989.

© Kai-Uwe Heinrich

Denkmalschutz in Berlin: Die klobigen DDR-U-Bahnhöfe sollen geschützt werden

Denkmalschützer wollen die Stationen der U5 aus den 80ern auf die Liste nehmen. Dabei war damals der Architekt nicht glücklich.

Schön sind sie nicht. Aber nach Ansicht der Denkmalschützer schutzwürdig. Sie prüfen derzeit, ob auch die zu DDR-Zeiten gebauten U-Bahnhöfe der heutigen Linie U5 nach Hönow in die Denkmalliste aufgenommen werden sollen. Oder müssen. Von den 173 Stationen im Netz sind bereits 88 als Denkmale eingestuft. Zuletzt wurden, wie berichtet, die sieben Stationen von Siemensdamm bis Rathaus Spandau der U 7 in die Liste aufgenommen. Weitere sollen folgen, kündigte Landeskonservator Jörg Haspel an. Voraussetzung sei, dass ein Bauwerk von historischer, künstlerischer, städtebaulicher oder wissenschaftlicher Bedeutung sei. Und seine Erhaltung müsse im öffentlichen Interesse sein.

Anwärter sind nach seinen Angaben auch die zwischen 1985 und 1989 gebauten Bahnhöfe der heutigen U5 zwischen Tierpark und Hönow. Die Stationen seien typische Zeugnisse des Bauens in der DDR. Rein funktional und ohne schmückendes Beiwerk. Und damit auch ein reizvoller Gegensatz zu den zuletzt unter Schutz gestellten Stationen der U7, die der Hausarchitekt der damaligen Senatsbauverwaltung, Rainer Gerhard Rümmler entworfen hat. Seine der Postmoderne zugeordneten Stationen sind bis auf wenige Ausnahmen üppig ausgestattet, wobei Rümmler meist versuchte, einen Bezug zur Oberfläche herzustellen

DDR: klobig und funktional

Zunächst waren seine Bauten noch schlicht. Wie im U 7-Bahnhof Eisenacher Straße. In dieser 1971 eröffneten Station reichten noch grüne Platten an den Wänden, um den Thüringer Wald rings um Eisenach zu symbolisieren. Im Bahnhof Zitadelle hat er dann Jahre später durch den Einsatz von rotem Backstein und nach mittelalterlichem Vorbild gestrichenen Türen eine Mini-Zitadelle im Untergrund geschaffen.

So großzügig konnte man in der DDR nicht bauen. Hier galt es vorwiegend, den Mangel zu verwalten. Unter der Leitung des Chefarchitekten für Ost-Berlin, Roland Korn, musste man auch beim U-Bahn-Bau nehmen, was die Betonwerke gerade im Angebot hatten. Und so entstanden die zum Teil recht klobigen Bauten. Über das Ergebnis soll selbst Korn nicht glücklich gewesen sein. Entstanden waren nur Zugangsbauwerke für die weitgehend oberirdisch gebaute U-Bahn; Tunnelstationen gibt es hier nicht. Typisch sind auch die Rampen, die – als Ersatz für einen teuren Aufzug – den barrierefreien Zugang ermöglichen.

Schloßstraße wurde überraschend geschützt

Bei dieser Lösung muss es aber nicht bleiben, selbst wenn die Bahnhöfe unter Schutz genommen werden sollten. Ein nachträglicher Einbau von Aufzügen sei immer möglich, sagt der Bauchef der BVG, Uwe Kutscher. Dann selbstverständlich in Absprache mit den Denkmalschützern.

Allerdings hat die BVG auch häufig schon Stationen radikal verändert. Wie beim Bahnhof Kurfürstenstraße der U1. In den 1980er Jahren ließ sie die 1926 nach Plänen des früheren U-Bahn-Architekten Alfred Grenander angebrachten Fliesen abschlagen und ersetzte sie durch ein damals modernes Muster. Derzeit baut die BVG unter anderem die Stationen Bismarckstraße (U2/U7) und Schloßstraße an der U9 um. Mitten in den Arbeiten erhielt Schloßstraße den amtlichen Schutz. Anders als zunächst geplant, muss sich die BVG nun mit den Denkmalschützern abstimmen.

Auch Bahnhöfe sind ein Kind ihrer Zeit, und letztlich geht es bei Denkmalschutz darum, Zeugnisse einer bestimmten Zeit zu bewahren. Deshalb ist Schönheit auch kein Maßstab bei der Bewertung von Denkmalwürdigkeit - zumal sich der Maßstab, was als schön gilt, ändert.

schreibt NutzerIn DaW

Viele Platten müssen weichen

Nicht immer lasse sich aber der Bestandsschutz mit den aktuellen Vorschriften vereinbaren, sagt Kutscher. Etwa beim Brandschutz, was auch für den Bahnhof Schloßstraße gelte. Und auch gesundheitsgefährdendes Material wie asbesthaltige Platten könnten nicht eins zu eins ersetzt werden. Hier müssten andere Materialien gefunden werden.

Zuletzt hat die BVG im Bahnhof Jakob-Kaiser-Platz der U7 Platten durch Fliesen ersetzt. Auch in der Station Bismarckstraße ist dies vorgesehen. Selbst die Eisenacher Straße mit Rümmlers Ur-Platten wird dran glauben müssen.

Ein Umbau würde vieles vereinfachen

Der Bürgermeisterin von Marzahn–Hellersdorf, Dagmar Pohle (Linke), wäre es am liebsten, wenn nur ein Bahnhof „ihrer“ Linie unverändert unter Schutz gestellt würde. Als Muster. Ein Umbau nach heutigen Kriterien würde die Stationen viel fahrgastfreundlicher machen – wie es der Bahnhof Kienberg – Gärten der Welt zeige, sagte Pohle. Diesen Bahnhof hat die BVG als Eingangstor zur Internationen Gartenschau (IGA) fast komplett umgestaltet.

Die – bezirklichen – Denkmalschützer überwachen nach Angaben der Sprecherin des Landesdenkmalamts, Christine Wolf, die ausgewiesenen Objekte „im Rahmen ihrer Möglichkeiten.“ Auf der Liste stehen rund 8000 Positionen, zu denen auch komplette Ensembles gehören.

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