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Ein Olympiastadion hätte Berlin schon einmal - immerhin.

© dpa

Das Olympiakonzept der Hauptstadt: Berlin wirbt mit Spitzensport zum Mitmachen

2,4 Milliarden Euro soll für Olympische Spiele in Berlin investiert werden - für Spiele "zum Anfassen und Erleben" mitten in der Stadt. Auf die Frage, wie er das Vertrauen der Bürger nach dem BER-Desaster wiedergewinnen will, hat Klaus Wowereit eine eher flapsige Antwort.

Von Sabine Beikler

Wie ihn die Zeiten ändern: Vor einer Woche noch verkündete er hier seinen Rücktritt, an diesem Montag nun stellte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) im Roten Rathaus die Pläne für Olympische und Paralympische Spiele vor – unaufgeregt, solide, aber auch emotional, als er die Atmosphäre von Spielen beschreibt. „Das hat Kraft, hat Magie“, schwärmt er. Berlin sei eine internationale Metropole. Deshalb wolle man „Besonderes kreieren“. Während Wowereit spricht, sitzt Sportsenator Frank Henkel (CDU) neben ihm und grinst. Wowereit schaut zu ihm mit missbilligendem Blick. Diese Präsentation mochte sich der Regierende nicht verderben lassen.

Berlin will die Spiele 2024 oder – was in einer europäischen Stadt nach sportpolitischer Arithmetik wahrscheinlicher wäre – 2028. Berlin setzt auf Nachhaltigkeit und Bescheidenheit sowie auf inklusive Spiele von Behinderten und Nichtbehinderten, Hamburg auf ein maritimes, kompakteres Konzept. Berlin stehe für „demokratische Spiele, Spiele zum Anfassen und Erleben“, sagte Wowereit. Olympia solle „mitten in der Stadt“ ausgetragen werden mit Public Viewing, einem Schul-Patenprogramm und einem Sportfest für Jugendliche noch vor den Spielen. Erneut kündigte Wowereit 2015 eine Bürgerbefragung an, sollte sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am 6. Dezember für Berlin und gegen Hamburg entscheiden. Über die „Art und Weise“ der Befragung wolle der Senat mit dem Parlament debattieren. „Das Votum der Bürger wird eingefordert.“

Die Bewerbungs - und Investitionskosten für die Olympischen Spiele sollen sich auf knapp 2,5 Milliarden Euro belaufen

Die Bewerbungskosten bezifferte Wowereit auf 50 Millionen Euro. „Es kann auch weniger sein, es kann auch etwas mehr sein.“ Die Investitionen für die Sportanlagen würden sich unter Einbeziehung der Inflation 2024 auf etwa 2,4 Milliarden Euro belaufen. Auf die Frage, wie er das Vertrauen der Bürger nach dem milliardenschweren BER-Desaster wiedererlangen könne, antwortete Wowereit mit einem Seitenhieb auf die im Bau befindliche Elbphilharmonie in Hamburg, die bei geplanter Fertigstellung 2017 rund 550 Millionen Euro teurer wird als geplant. „Bei Olympia gehe es nicht um „ein großes Bauvorhaben, es geht um Sportstätten. Das ist etwas ganz anderes“, betonte Wowereit.

Er habe seine Lehren aus der gescheiterten Olympiabewerbung von Berlin in den neunziger Jahren gezogen. „Das war damals eine totale Fehleinschätzung der Chancen“, sagte der Regierende. Eine Bewerbung funktioniere nur gemeinsam mit Sport und Politik, der Wirtschaft und der Solidarität aller Bundesländer. Er sei davon überzeugt, dass man mit Berlin „international viel, viel bessere Chancen hätte als mit jeder anderen Stadt“. Wowereit ließ offen, ob er nach seinem Rückzug als Olympia-Botschafter Werbung für seine Stadt machen werde. Für den Fall, dass Berlin Olympia austrägt, hoffe er aber, „dass ich Zuschauer sein werde“.

Olympia - ja oder nein? Zur Tagesspiegel-Debattenserie geht es hier.

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