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"Thaipark" heißt der bei Asiaten beliebte Treffpunkt in Wilmersdorf im Volksmund.

© dpa

Charlottenburg-Wilmersdorf: Thaimarkt im Preußenpark stehen Schwierigkeiten bevor

Der wilde Thaimarkt im Preußenpark ist beliebt – trotz Bedenken der Ämter. Nun sucht Stadtrat Schulte das Gespräch mit Machern und prüft neue Regeln.

Grünes Thai Curry oder Tom-Ka- Gai-Suppe hat der Charlottenburg-Wilmersdorfer Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte (SPD) noch nicht auf dem wilden Markt im Preußenpark gegessen, wo an sonnigen Wochenenden Asiaten an zahllosen Ständen mit exotischen Speisen und Gerichten zum Schlemmen einladen. Ebenso wenig die Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Petra Rohland; dafür griffen aber ihre Kollegen auf der benachbarten Grünfläche zu.

So gesehen gab es noch keinen Anlass, den Garküchen und Häppchen-Brätern auf dem Thaimarkt zu Leibe zu rücken. Obwohl Schulte erklärt: „Würden solche hygienische Zustände in einem Restaurant herrschen, würde jeder einen Bogen um den Laden machen.“ Gestapelte, rohe Hühnchen-Schenkel zwischengelagert auf Decken auf Fußhöhe von Passanten, die auch mal Hunde mitführen. Keine Kühlschränke, kein fließend Wasser. Zustände wie beim wilden Campen eben, mit solidem Berlin-Coolness-Faktor. Deshalb ist der Markt in Reiseführern schon mal eine Empfehlung. Sicher keinen Smiley bekommt er dagegen von den Beamten der Veterinär- und Lebensmittelkontrolle – und die drängen auf Besserung.

Hase-und-Igel-Rennen mit den Thais

Auch die Mannen von der Gewerbeaufsicht dürften sich grün ärgern. Diese haben das Hase-und-Igel-Rennen mit den Thais verloren: Sogar verdeckte Ermittler, die das Kommen (mit der vollen Gulaschkanone) und Gehen (zur Wiederauffüllung der entleerten) sowie den Verkauf der Speisen an Schlange-stehenden Besuchern protokollierten, bremsten Berliner Richter aus: „Wegen Geringfügigkeit eingestellt“ wurde so manches Verfahren gegen die Hobby-Köche mit den südostasiatischen Wurzeln.

Das mag an den geringen Beträgen liegen und den begrenzten Geschäften, die in dieser großen Open-Air-Kiezküche zu machen sind. Zur eher fluffigen Haltung zu Recht und Gesetz könnte auch beigetragen haben, dass der multikulturell bevölkerte Preußenpark in der warmen Jahreszeit Treffpunkt von Berlins Thai-Community ist – ähnlich wie mancherorts der Tiergarten für die türkische.

Unter Beteiligung der Thailändischen Botschaft fand im Preußenpark sogar eine Feier mit Bühne, Orchester und Darbietungen statt, die Stadtrat Schulte unterstützte. Kurzum, das Geschäftemachen ist hier kein Selbstzweck sondern gleichsam Nebentätigkeit des Thai-Networkings.

Treiben ist saisonal ein Ende gesetzt

Handlungsbedarf bestehe trotzdem, findet Schulte, er will der bald neu formierten Bezirksverordnetenversammlung (BVV) seine Vorschläge für eine Legalisierung des Treibens unterbreiten. Er nahm Kontakt mit einem thailändischen Berliner auf, der als Sprachrohr seiner Landsleute gilt und eine Art „Marktmeister“ werden könnte. Denkbar sei die Verlegung von Versorgungsleitungen, sagt Schulte, wobei er die Umwandlung des wilden in einen regulären Markt auch kritisch sieht: „Das könnte den Treffpunkt kaputt machen.“ Deshalb ist Schulte auch zurückhaltend, wenn eine harte Linie mit Schwerpunkteinsätzen und wiederholten Kontrollen gefordert wird. „Die Verstöße einfach ignorieren, hilft aber auch nicht weiter.“

Dem Treiben ist nun, saisonal bedingt, sowieso erst mal ein Ende gesetzt. Die kalte Jahreszeit nutzt die Verwaltung auch dazu, nach Blindgängern zu suchen. Ein Grundeigentümer in der Nachbarschaft habe den Senat gebeten, die Luftbilder nach „Bomben-Blindgänger-Verdachtspunkten“ abzusuchen. Dabei entdeckten die Experten auch zwei Verdachtspunkte im Preußenpark. Diese sind nun untersucht worden, Ergebnisse sind laut Senat in zwei Wochen zu erwarten.

Wenn die Experten das Feld räumen, will der Bezirk den Rasen wieder schön machen. Spätestens zum Frühlingsanfang sollen die Gespräche mit Thais und Bezirkspolitikern Ergebnisse bringen. Und neuen Appetit machen.

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