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Quo vadis? BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta ist auf dem Absprung. Wo sie ankommt, ist allerdings ungewiss.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

BVG-Chefin Sigrid Nikutta: Was kommt für die Managerin nach der BVG?

Seit 2010 führt Sigrid Nikutta die BVG. Ihre Personalpolitik dort ist umstritten. Zuletzt wurde häufiger über einen Weggang der Managerin spekuliert.

Sie ist eine Chefin auf Zeit. Dass Sigrid Evelyn Nikutta, die die BVG seit 2010 führt, das Unternehmen verlassen will, ist kein Geheimnis. Sie ist auf dem Sprung nach weiter oben. Ob sie als Güterverkehrsvorstand bei der Deutschen Bahn landet, ist allerdings weiter ungewiss. Der Aufsichtsrat hat seine Sondersitzung, die die Personalie klären sollte, am Donnerstag überraschend vertagt. Zuvor war sie sogar vorübergehend als Nachfolgerin von Bahnchef Rüdiger Grube im Gespräch. Ihre Fühler hatte sie nach Tagesspiegel-Informationen auch bereits zum Hamburger Hafen ausgestreckt.

Umstrittene Personalpolitik

Nikutta hat die BVG seit ihrem Kommen öffentlich zwar gut „verkauft“, intern aber ist sie umstritten. Auch wegen ihrer Personalpolitik. Leitende Mitarbeiter hat sie auf unbedeutende Posten versetzt oder zum Ausscheiden gezwungen – zum Teil unter Fortzahlung der nicht schlechten Gehälter über mehrere Jahre.

Neu besetzt hat sie die Positionen mit Vertrauten. So wurde der langjährige U-Bahnchef Hans-Christian Kaiser durch die in diesem Job unerfahrene Nicole Grummini ersetzt, die seit Anfang Juli allein verantwortlich ist. Nikutta hatte sie von der Bahn zur BVG gelotst. Den Straßenbahn-Bereich leitet jetzt Rico Gast, der vorher als Leiter der Stabsabteilung Geschäftsentwicklung unmittelbar für Nikutta gearbeitet hatte.

Überraschende Trennungen

Getrennt hatte sich Nikutta überraschend auch vom Marketing-Experten Wilfried Kramer. „Der Weggang Kramers war ein erheblicher Verlust für das Unternehmen, der bis heute nicht ausgeglichen werden konnte,“ sagte ein leitender Mitarbeiter dem Tagesspiegel. Mehr oder weniger aus heiterem Himmel hatte die Chefin auch den damaligen Bus-Chef Martin Koller gefeuert. Und zuletzt versetzte sie den Chef der U-Bahn-Werkstätten, Martin Süß, auf einen anderen Posten. Dem Vernehmen nach haben sich er und Nikuttas Vertraute Grummini nicht vertragen.

Wie sich diese Personalentscheidungen auswirken, ist völlig ungewiss. Sollten die Beförderten scheitern, müsste Nikutta dies auf ihre Kappe nehmen. „Noch leben sie von der Arbeit ihrer Vorgänger“, sagte ein Insider.

Umstrittene Chefin

Bei der Bahn befürchtet man nun, dass Nikutta auch dort ähnlich rigoros vorgehen könnte. Sie schrecke nicht davor zurück, anderen auf die Füße zu treten, heißt es bei der BVG nach den bisherigen Erfahrungen. Nikutta gilt als durchsetzungsstark und als Frau, die weiß, was sie will. Und sie ist ehrgeizig. Manche sagen dazu auch „machtgeil.“ Wenn ein besseres Angebot komme, werde sie das Unternehmen verlassen, auch wenn ihr Vertrag erst bis 2021 verlängert worden ist, heißt es unisono.

Wie umstritten die Chefin ist, zeigt sich daran, dass die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat nach Tagesspiegel-Informationen der Vertragsverlängerung nicht zugestimmt, sondern sich enthalten haben. Dies ist nicht alltäglich. Und auch Nikuttas Forderungen waren vom damaligen Aufsichtsratschef und Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) 2016 nicht voll erfüllt worden. Verzichtet hat Nikutta dabei auch auf einen Dienstwagen, mit dem ihr Mann ihre Kinder zur Kita gebracht hatte. Das Paar hat fünf Sprösslinge. Diese Dienstwagen-Nutzung war ursprünglich vertraglich so geregelt.

(Miss-)Erfolge

Unter Nikutta haben sich auch Probleme verschärft. Jahrelang hat sie den Kauf neuer U-Bahnen verschleppt und darauf gesetzt, alte Krücken aufzumöbeln und weiter fahren zu lassen. Das Durchschnittsalter der Züge liegt inzwischen bei knapp 30 Jahren. Erst spät hat sie die Wende eingeleitet. Doch nun muss eine Durststrecke überwunden werden. Bis zur Lieferung neuer Züge drohen Fahrzeugausfälle in großem Umfang.

Als Erfolg verbucht Nikutta für sich, dass die BVG unter ihrer Leitung zum ersten Mal seit der Vorkriegszeit in der Bilanz Gewinne ausweist. Dies ist jedoch nur möglich, weil das Land nach wie vor bei den Zuschüssen kräftig zubuttert. Im vergangenen Jahr bilanzierte das Unternehmen einen Gewinn in Höhe von 11,7 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die kleinere S-Bahn schloss mit einem Bilanzgewinn in Höhe von 71,2 Millionen Euro ab – auch dank der Zuschüsse der Länder Berlin und Brandenburg.

Mitarbeiter sehen einen möglichen Wechsel an der Spitze der BVG gelassen. Als Chefin ist Nikutta bei vielen beliebt, lange nachtrauern werde man ihr aber auch nicht, sagte ein Insider.

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