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Julia Hübner, Stella Bauhaus, Shai Hoffmann und Jakob Mader: das Team des "Bus der Begegnungen".

© Peter van Heesen

"Bus der Begegnungen": Raus aus der Filterblase

Ins Gespräch kommen, Vorurteile abbauen: Bei einer Deutschlandtour mit einem Oldtimerbus wollen Berliner Ehrenamtler für eine offene Gesellschaft werben.

Von Laura Hofmann

Neulich fuhr Shai Hoffmann an einem Samstagabend mit seinem Fahrrad durch die Schöneberger Goltzstraße, vorbei an Bars, gefüllt mit Menschen, die ihm gefühlt alle ähnlich sind. Der 35-jährige Sozialunternehmer und Berater fragte sich: „Wer bricht wirklich mal aus seiner Komfortzone aus?“ Aus der sogenannten Filterblase, in der sich viele Menschen nicht nur im digitalen Raum, sondern auch im analogen Leben bewegen.

Als Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde, zeigten sich viele US-Amerikaner entsetzt angesichts einer Spaltung in der Gesellschaft, die sie in ihrem Umkreis so nicht erlebt hatten. Diesen Moment eines bösen Aufwachens will Hoffmann bei der Bundestagswahl verhindern.

Leitfäden gegen Rassismus

Dafür möchte er mit einem Team von etwa 15 Ehrenamtlern eine Woche mit einem Oldtimerbus durch die Region fahren und dabei mit Menschen ins Gespräch kommen, spielerisch und über gemeinsames Essen und Trinken. Dass dieses Vorhaben, das er gemeinsam mit Armin Langer, Autor des Buchs „Ein Jude in Neukölln“, entwickelt hat, missionarisch wirken kann, ist Hoffmann bewusst. Er betont jedoch, es gehe ihm und den anderen Mitfahrenden darum, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und sich auszutauschen darüber, wie eine Gesellschaft gestaltet werden kann, in der alle gern leben.

Auch wenn die Gesprächspartner seine Vorstellung einer offenen Gesellschaft nicht teilen. „Für den Fall, dass wir mit Rassismus konfrontiert werden, haben wir ’Kleiner 5’ mit an Bord“, sagt Hoffmann. Die Berliner Initiative setzt sich dafür ein, dass keine rechtspopulistische Partei bei der Bundestagswahl die Fünf-Prozent-Hürde knackt. Dafür hat sie unter anderem Gesprächsleitfäden entwickelt, die zeigen, wie man rassistische Aussagen kontern kann.

„People of Color“

Viele der Mitreisenden bezeichnen sich selber als „People of Color“, ein Begriff für Menschen, die aufgrund ethnischer Zuschreibungen Rassismus ausgesetzt sind. Hoffmann selbst ist jüdisch.

Losgehen soll die Reise des „Bus der Begegnungen“ am 11. September in Anklam, weiter geht es über Neubrandenburg, Greifswald, Rostock, Schwerin und Neuruppin, bevor er am 17. wieder in Berlin eintrifft, in Pankow. Zur Ankunft haben sich der jüdische Satiriker Shahak Shapira und die im Iran geborene Schauspielerin Pegah Ferydoni angekündigt.

Voraussetzung dafür, dass die Gruppe überhaupt starten kann, ist allerdings eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne, die heute auf der Plattform „startnext“ beginnt. Damit die Sache Fahrt aufnimmt.

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