zum Hauptinhalt
Sexualmediziner Klaus M. Beier ist Leiter der Initiative "Kein Täter werden".

© Mike Wolff

Bundesverdienstkreuz an Klaus Beier: Sexualmediziner für Missbrauchsprävention geehrt

Klaus Beier ist Chef der Initiative "Kein Täter werden", sie helfen Pädophilen ihre Neigungen zu kontrollieren. Er bekommt das Bundesverdienstkreuz.

Wenn Klaus Beier an diesem Mittwoch das Rote Rathaus betritt, dann geht es nicht um Forschungspolitik, Landeszuschüsse oder den Klinikalltag. Sondern um einen Orden: das Bundesverdienstkreuz. Beier, Jahrgang 1961, ist der wohl bekannteste Sexualmediziner des Landes. An diesem Mittwoch soll ihm Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) das Bundesverdienstkreuz verleihen.

Beier wird für seine Arbeit in der Missbrauchsprävention geehrt. Er leitet an der Charité die europaweit bekannte Initiative „Kein Täter werden“. Seine Kollegen und er haben dadurch wahrscheinlich zahlreiche Kinder vor Übergriffen bewahrt. In den vergangenen elf Jahren haben rund 2600 Männer an der Universitätklinik um medizinischen und seelischen Rat gefragt, Hunderte davon nahmen danach an einer Therapie teil. Hinzu kommen noch Tausende, die sich an die inzwischen bundesweit zehn weiteren Projektstandorte wandten. Nahezu alle Betroffenen sind Männer.

Neigungen kontrollieren

Viele von ihnen berichteten von ihrer Furcht vor Spott und Hass – und wie lange sie mit sich gerungen hätten, bevor sie sich an die Charité wandten. An der Charité arbeiten Psychologen und Ärzte dann am immer gleichen Ziel: Wer sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlt, soll lernen, seine Neigung so zu kontrollieren, dass er sie nie ausleben wird.

Mehr als ein Prozent aller Männer gelten als pädophil. Allein in Deutschland gebe es folglich Hunderttausende potenzieller Täter – und potenzieller Patienten. Die gesellschaftliche Relevanz der Arbeit, sagte Beier, werde trotz wachsender Erkenntnisse über das Problem immer noch unterschätzt. Doch es gibt Fortschritte. Kurz bevor Beier in Berlin gewürdigt werden soll, haben die gesetzlichen Krankenversicherungen zugesagt, das therapeutische Angebot des Netzwerks „Kein Täter werden“ ab 2018 für fünf Jahre aus Kassenmitteln zu bezahlen. Bislang kam das Geld mehrheitlich vom Bundesjustizministerium, weil die Arbeit als Kriminalprävention, nicht Krankenbehandlung eingestuft wurde.

Die Nachfrage nach Therapieplätzen ist groß, viele Betroffene müssen lange auf Hilfe warten. Seit 1996 ist Beier als Professor für Sexualmedizin an der Charité tätig. Zuletzt gründeten seine Mitarbeiter und er das Projekt „Du träumst von ihnen“, das sich an sexuell auffällige Jugendliche richtet.

Zur Startseite