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Im Höhenflug: Der Parteivorsitzende Raphael Hillebrand zeigt stilecht seine Breakdance-Skills vor dem Parteilogo.

© PROMO

Bundestagswahl: Mit Hip-Hop in die Politik

Die weltweit erste Hip-Hop-Partei kommt aus Berlin und setzt sich für Vielfalt, Kreativität und gesellschaftliche Teilhabe ein.

Hip-Hop als politisches Programm – das bedeutet nicht etwa Graffiti an allen Berliner Hauswänden und fortan nur noch Sprechgesang im öffentlich-rechtlichen Radio. Zwar sind die Gründer der weltweit ersten Hip-Hop-Partei den üblichen Kappen, Sneakern und locker sitzenden Hosen nicht abgeneigt und feierten die Gründung von „Die Urbane. Eine HipHop-Partei“ am 20. Mai stilgerecht mit einem Kickoff-Jam im Cassiopeia.

Rasch wachsende Partei

Politisch gehen die Ambitionen der jungen Partei aber über die vier Säulen Rap, Graffiti, Breakdance und DJing hinaus. Ein erstes ehrgeiziges Ziel ist bereits erreicht: Engagierte Parteimitglieder sammelten die benötigten 2000 Unterschriften, die es zur Aufstellung zur Bundestagswahl braucht. Damit steht die Urbane mit einer eigenen Landesliste in Berlin am 24. September auf dem Wahlzettel. Derweil haben sich in Niedersachsen, Hamburg und Sachsen bereits Schwesterlandesverbände gegründet, bundesweit zählt die Partei etwa 250 Mitglieder, davon leben etwa 70 in Berlin.

Breit gefächertes Parteiprogramm

Seit dem ersten Aufruf der beiden Breakdancer Raphael Hillebrand und Storm Anfang des Jahres hat sich viel getan: Die Partei kann ein Parteiprogramm vorweisen, in dem es um mehr geht als Kulturpolitik – auch wenn die in Form von Forderungen nach Kulturförderung, einer Alternative zur Rundfunkgebühr und der Einführung von von Nutzern vergebenen „Stimmzetteln“ für Kulturinstitutionen auch vorkommt. Die Partei positioniert sich außerdem gegen neoliberale Marktwirtschaft, Massentierhaltung und Energiegewinnungstechniken wie das umstrittene Fracking.

Gegen Diskriminierung und Leistungsdenken

„Unsere Vision ist relativ ganzheitlich“, sagt Generalsekretär Fabian Blume. „Wir sehen ziemlich viel strukturellen Rassismus und Diskriminierung, das zieht von Benachteiligung in der Schule bis ins Verkehrswesen, wo Menschen mit Migrationshintergrund vermehrt kontrolliert werden.“ Das Ziel sei, Ellenbogendenken und Ausgrenzung mit Kreativität entgegenzutreten. Diversität ist ein wichtiges Schlagwort: Möglichst viele Perspektiven will „Die Urbane“ einbringen – daher auch der in der Satzung verankerte Vielfaltsquote für den Vorstand, in dem Männer und Frauen zu gleichen Teilen sowie auch People of Color vertreten sind. „Ich kann als weißer Mann nicht für eine schwarze Frau sprechen“, erklärt Blume, der als Marketingchef bei einer Werbeagentur arbeitet und sich selbst als „Ossi aus der Gruppe“ bezeichnet. Die meisten Mitglieder hätten Hip-Hop im Berlin der Achtzigerjahre als „community-Ding“ erlebt, erinnert sich der 38-Jährige. Letztendlich gehe es der Partei – wie auch den Hip-Hop-Pionieren in den New Yorker Slums – um soziale Teilhabe durch Bildungsarbeit.

Auch für nicht-Hop-Hop-Fans offen

„Natürlich würden wir es begrüßen, wenn man in der Schule zum Beispiel Tanz fördern könnte, anstatt zu sagen: Gertrud und Otto laufen jetzt 100 Meter und wenn Gertrud langsamer ist als Otto, bekommt sie eine schlechtere Note“, führt Blume als Beispiel an. „Das macht die Kids doch kaputt.“ Es muss aber nicht immer Hip-Hop sein: Zwar seien Rap, Breakdance, Graffiti und DJing erprobte Techniken – letztendlich gehe es aber um Kreativität und die könne man auch durch andere Kunstformen und Musikgenres erreichen. Sein Argument bei der Unterschriftensammlung, als Metal-Fans die Unterstützung verweigerten: „Man kann auch Hip-Hop sein und andere Musikstile hören“.

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