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Viel Platz zwischen den Fans. Der Abend des ersten Deutschland-Spiels war entspannt.

© Paul Zinken/dpa

Update

Bilanz von Veranstalter und Polizei: Fanmeile: Weniger Besucher als bei der WM 2014

Mehrere zehntausend Menschen zog es zum Deutschland-Spiel auf die Straße des 17. Juni - deutlich weniger als erwartet. Polizei ermittelt wegen Hitlergruß.

Zur Fanmeile auf der Straße des 17. Juni kamen am Sonntag deutlich weniger Menschen als bei der Weltmeisterschaft 2014. "Vorne war es gut gefüllt, hinten weniger", sagte Anja Marx vom Veranstalter der Fanmeile. Zum Deutschland-Spiel am Abend hätten sich "mehrere zehntausend Menschen" vor den Großbildschirmen versammelt. "Vielleicht haben die Leute doch mehr Bedenken als man ahnt", sagte Marx mit Blick auf die latente Gefahr von Terroranschlägen. Nach den Spielen Türkei-Kroatien und Deutschland-Ukraine kam es zu Siegesparaden auf dem Ku'damm. Am Autokorso der deutschen Fans nahmen laut Polizei rund 100 Fahrzeuge teil.

Die Polizei spricht von einer "ruhigen Nacht". Sie war nach eigenen Angaben mit 440 Einsatzkräften rund um die Fanmeile unterwegs, hinzu kamen hunderte Wachschützer, die an den Eingängen der Meile für die Kontrollen zuständig waren. Jeder Besucher wurde abgetastet und musste den Inhalt von mitgeführten Taschen vorzeigen. Glasflaschen, Messer, Fahnenstangen und Spraydosen waren verboten, ebenso größere Taschen wie Rucksäcke.

Elf Anzeigen beim Public Viewing

Die Polizei überprüfte auf der Fanmeile und bei anderen Public-Viewing-Events in der Stadt insgesamt 19 Personen, dabei wurden 11 Strafanzeigen erstattet, wegen Beleidigung, versuchter Körperverletzung, Abbrennen von Pyrotechnik, Rauchen eines Joints oder "öffentllichem Urinieren". Außerdem ermittelt das Landeskriminalamt wegen Verdachts auf Volksverhetzung durch Zeigen des Hitlergrußes gegen Unbekannt. Fotografen hatten beobachtet, wie in einem Pulk von offenbar rechtsgerichteten Männern der Hitlergruß gezeigt wurde. Entsprechendes Bildmaterial werde jetzt ausgewertet, um Verdächtige zu identifizieren, sagte ein Polizeisprecher. Ob vor Ort Anzeige gegen den Mann erstattet wurde, konnte er nicht sagen.

Kritik an der Polizeiarbeit

Der Fraktionschef der Linke im Abgeordnetenhaus, Udo Wolf, kritisierte die Polizei. "Erneut stellt sich die Frage, warum die Polizei nichts unternimmt, wenn Neonazis in der Öffentlichkeit den Hitlergruß zeigen. Auf der Berliner Fanmeile waren jede Menge Polizeikräfte. Entweder sie haben vom Hitlergruß nichts mitbekommen. Oder sie wollten nicht unmittelbar einschreiten. Beides ist schlecht."

Auch die Sanitäter vor Ort hatten wenig zu tun. Bis zur zweiten Halbzeit des Deutschlandspiels gab es nur "19 Hilfeleistungen", sagte Anja Marx.

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