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Mörderisches Treiben. Ein unheimlicher Unbekannter bringt in Zehlendorf Kröten um und klemmt sie hinter die Scheibenwischer der Autos.

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Teuflisches Treiben im Idyll: Der Krötenmörder von Zehlendorf

Ein unheimlicher Unbekannter bringt Kröten um und klemmt sie hinter die Scheibenwischer der Autos. Der Zehlendorf Blog hat nachgefragt. Seit Jahren geht das so und macht die Bürger wütend.

Zehlendorf ist ein kleines Paradies. Vor allem, wenn man als Familie das Glück hat, mitten im Wald zu leben. Zum Beispiel oberhalb der Krummen Lanke. Alles um einen herum ist grün, die Luft für hiesige Großstadtverhältnisse klar. Sportlichen Aktivitäten sind also keine Grenzen gesetzt. Auch ein gemütlicher Spaziergang ist ohne jeden Aufwand und jederzeit möglich. Kinder können ohne Aufsicht - weil autofrei und damit gefahrlos - vor der heimischen Tür spielen. Die lieben Kleinen kennen sogar Wildschweine, Füchse und Eichhörnchen aus eigener Anschauung. Aber Krötenmörder?

Klingt nach Idylle, nicht wahr? Doch die heile Welt kann auch trügen. Und das liegt an der Bösartigkeit einiger Menschen. Bei uns in der Gegend geht’s zum Beispiel den Kröten an den Kragen. Man kann es auch drastischer und damit wohl treffender formulieren: Ein Tierquäler, ja Tiermörder treibt sein Unwesen. Immer wieder aufs Neue. Wer auch immer es ist, er schnappt sich zumeist nachts eine der überall umherhopsenden Kröten und klemmt sie bevorzugt unter den Scheibenwischer eines der Autos. Es gibt auch Varianten des Sadismus. Mal stecken die Amphibien im Türgriff, mal werden sie in den Tankdeckel gestopft, mal liegen sie bereits halb zermatscht auf der Kühlerhaube.

Krötenmörder lässt die Tiere qualvoll verenden

Das Ergebnis ist allerdings immer das Gleiche: Die Tiere verenden qualvoll. Und den Entdeckern dreht sich beim Entfernen der verschrumpelten Überreste regelmäßig der Magen um. Ganz abgesehen von der Wut, die in einem aufsteigt. Wer tut so etwas? Und was treibt ihn an? Brauchen Jugendliche einen Kick? Lebt da ein Gestörter nur seine Perversität aus? Oder steckt hinter dem Wahnsinn womöglich System? Vielleicht will uns ja jemand zu verstehen geben, dass wir unerwünscht sind. Aber, ehrlich gesagt, wir Betroffenen (rund zehn Anwohnerfamilien) wissen es nicht.

Fest steht aber zum einen, dass der Krötenmörder Ausdauer hat. Schon seit Jahren quält er die Tiere zu Tode. Zum anderen ist klar, dass er sich unter Umständen einer Straftat schuldig macht. Das bestätigen sowohl Veterinäramt als auch Polizei. Beim zuständigen Abschnitt 43 heißt es, derartige Vorkommnisse könnten durchaus zur Anzeige gebracht werden. 2012 habe es allerdings wohl nur einen "Einzelfall" gegeben. Und in diesem Jahr sei von einer "Serie" bislang noch nichts bekannt. Den gleichen Kenntnisstand gibt es auch beim Veterinäramt. Dort verweist man aber nachdrücklich darauf, dass das Quälen von Kröten sowohl gegen Tierschutz- als auch Naturschutzgesetz verstößt. Nur sei es eben sehr schwierig, Täter oder Täterin zu ermitteln.

Der Autor Christian Böhme arbeitet für den Tagesspiegel. Er lebt mit seiner Familie in Zehlendorf.
Der Autor Christian Böhme arbeitet für den Tagesspiegel. Er lebt mit seiner Familie in Zehlendorf.

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Überraschen kann diese Auskunft keinen. Aber verstörend bleibt es dennoch: Zwischen den U-Bahnhöfen Onkel-Toms-Hütte und Krumme Lanke gibt es jemanden, dem Tierquälerei offenkundig Freude bereitet. Selbst im paradiesischen Zehlendorf kann es also zuweilen teuflisch zugehen.

Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem neuen Online-Magazin des Tagesspiegels.

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