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Der neuer Vorstand der Seniorenvertretung: Klaus Eisenreich, Ingrid Hancke, Elmar Krause, Jörg Hahnfeld (von links)

© Wolfgang Mohns

Neue Seniorenvertretung in Steglitz-Zehlendorf: Senioren fordern Übergänge und Tempolimits vor Alteneinrichtungen – und eine bessere Zusammenarbeit mit dem Amt

Etwa ein Drittel aller Menschen in Steglitz-Zehlendorf sind über 60 Jahre alt. Der Vorstand der Seniorenvertretung fordert Konzepte dafür, dass alte Menschen länger in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben können – und ein eigenes Büro mit Internetanschluss.

Worin sehen Sie in Steglitz-Zehlendorf die größten Herausforderungen in Bezug auf Menschen über 60?

Wir möchten, dass sich die Bedingungen für ein gutes Verbleiben der Senioren in ihren Wohnungen verbessern. Das nachbarschaftliche Miteinander, sowie die Unterstützung und Hilfe durch das soziale Umfeld muss ausgebaut werden. In den Ortsteilen des Bezirks müssen haushaltsnahe Dienstleistungen, ambulante Pflege, Seniorentagesstätten und Freizeitstätten erhalten, weiterentwickelt und angeboten werden. Außerdem muss die senioren-fußläufige Nahversorgung mit allen Gütern des täglichen Bedarfs im Kiez verbessert und gesichert sein. Die Bewegung, und zwar insbesondere das Gehen, ist für die Gesundheit der Senioren von absoluter Priorität. Ihre Mobilität muss durch stolperfreie, gut ausgeleuchtete Gehwege und abgesenkte Bordsteine an den Übergängen und Kreuzungen unterstützt werden. Die Senioren benötigen intakte Bänke und saubere Toiletten auf ihren täglichen Wegen.

Der Bezirk wird immer älter, die Menschen leben länger und sie sind aktiver. Ist der Bezirk auf diese Entwicklung vorbereitet?

Wir hoffen, dass sich der Bezirk auf die neuen munteren Hochaltrigen einstellen wird. Die Kommune trägt für die „ü80“ Sorge und Mitverantwortung. Im siebten Altenbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurden Erkenntnissen und Empfehlungen formuliert, auf deren Basis wir Taten von der zuständigen Bezirksadministration erwarten – wir werden diese Taten begleiten. Der Bezirk hat jetzt 6.000 Hochaltrige, 2030 werden es 12.000 Menschen über 80 Jahre sein. Übrigens ist der Bericht des Bezirksamts zur Situation älterer Menschen in Steglitz-Zehlendorf mit dem Titel „50 und älter“ aus dem Jahre 2010 mit seinen „Handlungsempfehlungen“ in den meisten Teilen immer noch aktuell.

Ist Steglitz-Zehlendorf seniorenfreundlich?

Der Bezirk bemüht sich seniorenfreundlich zu sein, und unsere Senioren sind freundlich und geduldig. Die Situation der Fahrtreppen und Aufzüge, Pünktlichkeit der S-Bahnen und der Busse könnte besser sein. Die Wiederbelebung der Straßenbahn, auch in Steglitz, würde die Mobilität verbessern. Ebenso von Vorteil wäre der Lückenschluss zwischen S-, U- und Regionalbahn im Bezirk und ins Umland.

Das leider sehr verbreitete Zuparken der Gehsteige und Überwege sollte mit Fahrbahnmarkierungen und Kontrollen des Ordnungsamtes vermindert werden. An Bushaltestellen, Krankenhäusern und anderen seniorenrelevanten Einrichtungen vermissen Senioren häufig Geschwindigkeitsbeschränkungen und Fußgängerüberwege, wie sie an Schulen und Kitas üblich sind. Die Fußgängerampeln entsprechen oft nicht den Anforderungen der Senioren. Das Verweilen auf den schmalen Mittelinseln über eine Ampelphase lang ist bei stark befahrenen Autostraßen - besonders bei Nässe und Schneematsch - eigentlich unzumutbar.

Die Begleitdienste für mobilitätseingeschränkte Bürger müssen noch besser werden. Mobile Bürgerämter, die in den Kiez auf Anfrage kommen, werden von den Senioren gewünscht. Ein großes permanentes Arbeitsfeld der Seniorenvertretung gemeinsam mit der Polizei ist die Sicherheit von Senioren.

Laut Gesetz ist das Bezirksamt verpflichtet, die Seniorenvertretung zu unterstützen, Räume und Logistik zur Verfügung zu stellen und die Seniorenvertretung in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Geschieht das alles?

Wir befürchten, wie in den vorherigen Amtsperioden, eine mangelnde Anerkennung durch das Bezirksamt und die Bezirksverordnetenversammlung. Zum Beispiel haben wir bei den Sprechstunden Probleme. Wir halten zwar im Büro, das wir derzeit mitnutzen, wöchentliche Sprechstunden ab und sich auch mit Sprechstunden in den Kiezen präsent - bis jetzt aber leider nur in nichtkommunalen Einrichtungen. Um aber noch besseren Kontakt zu unserer Zielgruppe zu bekommen, braucht es monatliche oder besser 14-tägige Sprechzeiten in jeder kommunalen Seniorenfreizeitstätte sowie in den Rathäusern des Bezirks. Mit dieser Bitte hatten wir bisher keinen Erfolg.

Bisher wurde uns ein viel zu kleines Büro an ungeeignetem Ort sowie mit unzureichenden Nutzungszeiten zur Verfügung gestellt; in diesem Büro sind zwei weitere ehrenamtliche Organisationen untergebraucht. Wir als Seniorenvertretung benötigen ein eigenes Büro mit barrierefreien Zugang, welches wir jederzeit für Bürger-Gespräche sowie für Besprechungen und Sitzungen des Vorstandes und der Ausschüsse nutzen können. Das Büro muss senioren-fußläufig zentral und am besten in einem der Rathäuser im Bezirk angesiedelt sein. Wir wünschen uns auch einen Internetanschluss.

Was benötigen Sie, damit die Kommunikation mit dem Amt besser wird?

Wir brauchen für unsere Arbeit wieder eine Kontaktperson im Sozialamt als Ansprechpartner – das ist in den anderen Berliner Bezirken eingeführt und selbstverständlich. Diese Person würde an den Sitzungen der Seniorenvertretung teilnehmen, dort über relevante Fakten aus dem Amt berichten sowie Wünsche und Fragen der Seniorenvertreter an die zuständige Stellen bringen.

Wohnen im Alter ist ein eigenes Politikfeld; Senioren berichten, dass es schwer sei, Möglichkeiten für neue Wohnformen wie generationenübergreifendes Wohnen jenseits des Seniorenheims zu finden. Wird sich die Seniorenvertretung diesem Problem annehmen?

An neuen Wohnformen für Alte wird überall in den westlichen Ländern gearbeitet, experimentiert und geforscht. In Neubaugebieten werden Mehrgenerationenhäuser gebaut. In unserem Bezirk beschränken sich solche Initiativen auf persönliche und private Vorhaben. Auf dieser Baustelle „Senioren-Wohnformen“ hat der Bezirk noch Nachholbedarf. Wir werden wie in den vorherigen Amtsperioden von der Seniorenvertretung wieder eine „AG Wohnen“ gründen, die sich mit Senioren-Wohnen und Altersarmut intensiv befassen wird. Leider hat der Bezirk in der Vergangenheit alle preiswerten, kommunalen Seniorenwohnheime verkauft.

Doch fast immer wollen Senioren in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Hier wäre ein seniorengerechter Umbau der Mietwohnung ohne Rückbauverpflichtung wünschenswert. Auf Umzüge in kleinere senioren- oder altengerechte Mietwohnungen oder auf Wohnungstausch im angestammten Kiez ohne Erhöhung der Mieten werden sich Senioren aus sozialen und solidarischen Gründen einlassen.

Den Vorstand der Seniorenvertretung bilden Klaus Eisenreich, Ingrid Hancke, Elmar Krause, Jörg Hahnfeld.

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