zum Hauptinhalt
Rainer Leppin, der scheidende Direktor des Fichtenberg-Gymnasiums, sah erst "Licht im Tunnel", aber nun wird die Schule noch viel länger eine Dauerbaustelle bleiben.

© Kitty Kleist-Heinrich

Marode Schulen in Berlin: Fichtenberg-Gymnasium: Sanierung viel teurer als gedacht

Das Fichtenberg-Gymnasium in Steglitz-Zehlendorf wurde zum Symbol für den Sanierungsstau. Nun stehen mehr als fünf Millionen Euro für die marode Schule bereit, aber interne Gutachten haben ergeben: Alles ist noch viel schlimmer, mindestens 13,7 Millionen werden gebraucht.

Das Fichtenberg-Gymnasium in Steglitz-Zehlendorf, das zum Symbol für den Sanierungsstau in Berlin geworden war, wird sich wohl in eine mehrjährige Dauerbaustelle verwandeln. Das geht nach Informationen des Tagesspiegel-Zehlendorf aus einer internen Machbarkeitsstudie des Bezirksamts hervor.

Der Gesamtsanierungsbedarf beläuft sich demnach nicht wie ursprünglich angenommen auf rund fünf, sondern auf mindestens 13,7 Millionen Euro. Diese Summe, sagt ein Insider, könne auch noch höher ausfallen.

Damit ist klar, dass die dringend notwendige Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes nicht in kurzer Zeit gelingen kann, sondern mehrere Bauabschnitte notwendig sein werden.

[Lust auf einen Zeitsprung? Im Mai 2020 berichtet der Tagesspiegel, dass die Schulsanierung knapp 30 Millionen Euro kostet und 2023 abgeschlossen sein soll - hier der Text]

Über viele Jahre hinweg wurden an dem Gebäude notwendige Baumaßnahmen nicht durchgeführt, so dass die Fassade des Gebäudes, das Dach und auch viele Fenster und Räume zunehmend gravierende Mängel aufwiesen, die sogar eine Gefährdung darstellten, etwa durch herunterfallenden Putz.

Im März freute sich der demnächst scheidende Direktor Rainer Leppin noch über "Licht im Tunnel", allerdings wusste er damals noch nicht, was ein neu in Auftrag gegebenes Gutachten erbringen würde. In den letzten Monaten haben sich Experten intensiv auch mit der maroden Aula der Schule beschäftigt.

Die Aula ist das Herzstück der Schule, weil sie, anders als bei anderen Schulen, mitten im Hauptgebäude integriert ist. Das Auladach, eine atemberaubende Rundkonstruktion, liegt unter dem Hauptdach der Schule.

Die Statiker und die extra aus Augsburg angeheuerten Holzgutachter waren begeistert von der Architektur. Michael Karnetzki (SPD), Stadtrat für Immobilien im Bezirk, sagt: „Die hatten glänzende Augen, weil sie diese schöne Zimmermannskunst so beeindruckt hat.“ Trotzdem war das Ergebnis fatal: Die elegante Holzkonstruktion, weit über 100 Jahre alt, hält die Auladecke nicht. Und deshalb muss nun auch die Aula saniert werden. Es muss darüber nachgedacht werden, womöglich den Dachstuhl der Aula abzureißen. Auch diese Arbeiten werden viele Millionen Euro kosten, zumal der Denkmalschutz hier intensiv mitreden wird wollen.

Der Stadtrat ist ehrlich: Ich weiß noch nicht, wer das bezahlt

"Licht am Tunnel" hatte Rainer Leppin auch gesehen, weil die finanzielle Grundlage für eine Sanierung geschaffen worden war. 600 000 Euro standen aus dem Schul- und Sportstättenprogramm bereit, dieses Geld sollte vor allem in die Sanierung des eigentlichen Schuldachs fließen. Dazu kommen nun fünf Millionen Euro aus dem Senatsprogramm Sondervermögen „Infrastruktur der wachsenden Stadt“ (Siwa). Doch dann fehlen immer noch sehr viele Millionen Euro.

Wer soll das bezahlen?

Die "Fichte", wie die Schule im Volksmund heißt, Symbol des Berliner Sanierungsstaus.
Die "Fichte", wie die Schule im Volksmund heißt, Symbol des Berliner Sanierungsstaus.

© Kitty Kleist-Heinrich

Stadtrat Karnetzki ist ehrlich: "Wir müssen dann jedes Jahr neue Mittel einstellen." Wer genau "Wir" ist, lässt er offen, denn der Bezirk hat bekanntlich wie viele andere auch kaum finanziellen Spielraum, zumal Steglitz-Zehlendorf den größten Sanierungsstau in der Stadt hat. Und ob das Land auch weiterhin Mittel zur Verfügung stellen wird in den kommenden Jahren, weiß im Moment niemand.

Kommt eine Containerlösung auf die Schule zu?

"Für uns ist das natürlich keine befriedigende Situation", sagt Rainer Leppin, denn er weiß, was es bedeutet, auf einer Dauerbaustelle zu unterrichten. Die Aula wird nun weiterhin auf unabsehbare Zeit geschlossen bleiben, die Musik- und Theatergruppen können hier nicht rein, Schulfeiern können nicht stattfinden, so dass etwa die Abiturfeier in eine benachbarte Schule verlegt wurde. Zu den Aula-Arbeiten kommen dann die Arbeiten an der Fassade und am Dach, und an den vielen maroden Fenstern. Da liegt der Gedanke nahe, dass man das alles nicht im laufenden Schulbetrieb, aber auch nicht allein nur in den Ferien schaffen kann. Es wird also ganz bestimmt mehrere Bauabschnitte geben müssen.

Die zuständige Schulstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU), die im kommenden Jahr auch gerne Bürgermeisterin werden würde und das Ressort Bildung in Kürze abgeben wird, hatte Anfang des Jahres nichts ausgeschlossen und gesagt: "Wir haben auch schon bei anderen Schulen mit Containerlösungen gearbeitet. Das muss dann eben mal sein."

Auch Michael Karnetzki schließt das nicht aus, aber die genauen Pläne, die muss der Bezirk gemeinsam mit dem Land erst noch machen. Für die bauliche Umsetzung des Siwa-Programms hat der Senat den Bezirken angeboten, diese Maßnahmen selbst zu übernehmen, wenn die Bezirksämter Hilfe brauchen. Richter-Kotowski ist derzeit darüber mit dem Land Berlin im Gespräch.

Die Schule wiederum wird sich weiter gedulden und darauf einstellen müssen, dass die unruhigen Zeiten noch lange nicht vorbei sein werden.

Der Autor ist Redakteur für besondere Aufgaben im Tagesspiegel und hat das digitale Stadtteilportal Tagesspiegel-Zehlendorf konzipiert, auf dem dieser Text auch erscheint. Wenn Sie Anregungen haben oder selbst schreiben wollen, wenden Sie sich gerne an zehlendorf@tagesspiegel.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false