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Und jetzt alle - Lachyoga, wie hier im Club Steglitz, wirkt ansteckend und ist gesund

© Anett Kirchner

Lach-Yoga-Kurs im Club Steglitz: Bis die Tränen kullern

Es gibt Verlegenheits-Lachen, Handy-Lachen, das Vokale-Hochlachen oder das Pinguin-Lachen. Ganz wichtig: den Blickkontakt zu den Mit-Lachern halten. Zu Besuch bei einem Lach-Yogakurs.

Wenn wir vor eine unerwartete Situation gestellt werden, etwa im Straßenverkehr, haben wir fast immer die Wahl: es leicht zu nehmen, bestenfalls darüber zu lachen, oder uns zu ärgern. „Leider sind wir viel zu oft im Ärgermodus“, sagt Christiane Hasenwinkel. Das stresst, ist nicht gesund und zudem unnötig, findet sie. Außerdem hängen irgendwann die Mundwinkel nach unten. Zuviel Ärger, zu viel Traurigkeit, zum Lachen in den Keller gehen: für die Frohnatur sind das keine Optionen. Deshalb hat sie eine Methode gesucht, dem Ärger entgegenzuwirken. Und gefunden: Lach-Yoga. Im Club Steglitz am Selerweg bietet die zertifizierte Trainerin einen neuen, offenen Kurs an.

„Ho-Ho-Hahaha…“, tönt es aus dem Clubsaal. Dazu ist ein rhythmisches Klatschen zu hören. Später: „Murmel, Murmel, Murmel.“ Jetzt laufen alle kreuz und quer durch den Raum, schauen sich von Zeit zu Zeit in die Augen, verharren kurz. Und lachen dann. Manche laut. Sehr laut sogar. Sie brüllen beinahe. Und gehen dabei in die Knie. Doch einige kichern nur leise, trauen sich vielleicht nicht. Es ist eine ungewohnte Szenerie, wirkt ein wenig wie im Schauspielunterricht. Wer nicht weiß, was gerade geschieht, fragt sich sicherlich, ob hier etwas nicht stimmt. Doch es ist alles in Ordnung.

Sich in unerwarteten Situationen zu ärgern statt zu lachen stresst, ist nicht gesund und zudem unnötig, findet die Lachyoga-Trainerin Hasenwinkel. Ganz wichtig beim Lachen sei der Blickkontakt mit den Mitlachern, das wirke ansteckend
Sich in unerwarteten Situationen zu ärgern statt zu lachen stresst, ist nicht gesund und zudem unnötig, findet die Lachyoga-Trainerin Hasenwinkel. Ganz wichtig beim Lachen sei der Blickkontakt mit den Mitlachern, das wirke ansteckend

© Anett Kirchner

Lach-Yoga geht auf den indischen Arzt Dr. Madan Kataria zurück, der 1995 in Mumbai den ersten Lachclub gründete. Das Training besteht abwechselnd aus Dehn-, Klatsch-, Atem- und Lachübungen. Oft werden mit pantomimischen Bewegungen Situationen aus dem Alltag nachgeahmt. So gibt es etwa das Verlegenheits-Lachen, das Handy-Lachen, die so genannte Schneeballschlacht, das Vokale hochlachen oder das Pinguin-Lachen. Jede Übung hat dabei einen medizinischen Hintergrund. Die während des Lachens erzeugte Schwingung in der Luftröhre und die Bewegung des Zwerchfells können beispielsweise mit einer „inneren Massage“ verglichen werden, beschreibt die Trainerin.

Wichtig beim Lachen ist, dass die Teilnehmer aus ihrer Komfortzone herausgehen, keine Angst haben, sich lächerlich zu machen. Hier darf ruhig einmal so richtig laut und herzhaft ohne Scheu gelacht werden - vor Freude, vor Staunen, vor Verblüffung oder vielleicht eben nur, weil das Gegenüber lacht - und gern, bis die Tränen kullern.

Denn „Lachen ist gesund“, sagt schon der Volksmund. Es fördert die körperliche Gesundheit. Zum Beispiel werden das Blut mit mehr Sauerstoff versorgt, die Lungenelastizität verbessert, die Herztätigkeit auf sanfte Weise angeregt und chronische Schmerzen gelindert. Außerdem werde durch die Bewegung des Zwerchfells die Arbeit der Verdauungsorgane und des Stoffwechsels angeregt. Und auch auf die Psyche habe es eine positive Wirkung. „Menschen, die viel lachen, sind heiterer, entspannter und offener“, sagt die Trainerin. Denn dabei würden genau die Hormone ausgeschüttet, die zufrieden machen. Das Gehirn könne nicht unterscheiden, ob ein Mensch tatsächlich lache oder nur so tue als ob.

Die während des Lachens erzeugten Schwingungen in der Luftröhre und die Bewegung des Zwerchfells können mit einer „inneren Massage“ verglichen werden, beschreibt die Trainerin Christiane Hasenwinkel
Die während des Lachens erzeugten Schwingungen in der Luftröhre und die Bewegung des Zwerchfells können mit einer „inneren Massage“ verglichen werden, beschreibt die Trainerin Christiane Hasenwinkel

© Anett Kirchner

An diesem Donnerstagnachmittag sind zwölf Teilnehmer, zumeist Frauen, in den Club Steglitz gekommen. Allmählich scheint sich das neue Angebot herumzusprechen. Christiane Hasenwinkel freut sich über das rege Interesse. Bei den letzten Kurstagen waren jeweils nur sieben Teilnehmer anwesend. Je mehr desto besser, macht sie deutlich. Denn Lach-Yoga lebe von Partnerübungen und vom gegenseitigen Motivieren. „Wir lachen miteinander“, so die Devise.

Ganz wichtig: den Blickkontakt zu den Mit-Lachern halten. Das wirke oft wie ein Zündfunke und stecke regelrecht an. Es lache sich eben besser in Gemeinschaft. Das könne man vor allem bei Kindern beobachten. Laut Lachforschung, der so genannten Gelotologie, lachen Kinder bis zu 400 Mal am Tag, Erwachsene nur noch 15 Mal am Tag.

Hier darf ruhig einmal so richtig laut und herzhaft ohne Scheu gelacht werden - vor Freude, vor Staunen, vor Verblüffung oder vielleicht eben nur, weil das Gegenüber lacht - bis die Tränen kullern
Hier darf ruhig einmal so richtig laut und herzhaft ohne Scheu gelacht werden - vor Freude, vor Staunen, vor Verblüffung oder vielleicht eben nur, weil das Gegenüber lacht - bis die Tränen kullern

© Anett Kirchner

Christiane Hasenwinkel ist ursprünglich Diplom-Pädagogin, arbeitete aber jahrelang im Sozialdienst in einem Altenheim. Dort sei sie schließlich auf die Idee gekommen, einen Lach-Yoga-Kurs anzubieten. Zum einen, weil ältere Menschen wegen ihrer körperlichen Einschränkungen oft ernst seien. Zum anderen: „Weil ich wollte, dass die Leute von außen ihre Schwellenangst überwinden und in unser Altenheim kommen.“ Es gelang. Fünf Jahre trainierte sie erfolgreich dort eine gemischte Lach-Yoga-Gruppe. Von der Abiturientin bis zur 86-Jährigen waren alle Altersgruppen vertreten.

Der Einstieg in einen Lach-Yoga-Kurs ist jederzeit möglich, sagt sie, auch ohne Vorkenntnisse. Die Übungen eigneten sich besonders auch für Menschen nach einer schweren Krankheit; zum Beispiel ehemalige Krebspatienten. Wovon Christiane Hasenwinkel überzeugt ist und was man ihr auch sofort abnimmt, ist das einmalige Gefühl, das sie nach einer Lach-Yoga-Stunde hat: Freude und gute Laune. Denn sie lebt es selbst, hat eine positive und ansteckend fröhliche Art an sich. „Lachen ist ein Riesen-Spaß“, findet sie.

Der offene Lach-Yoga-Kurs findet jeweils donnerstags, von 17.15 Uhr bis 18.45 Uhr im Club Steglitz, Selerweg 18-22, statt. Eine Doppelstunde kostet fünf Euro pro Person. Weitere Informationen gibt es bei Nena Snajder-Kannert unter Telefon 030/ 39 50 14 18.

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