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Henning Schröder bei sich zuhause. Er ist am 28. November 2017 gestorben.

© Journal für Nikolassee, Schlachtensee und Krumme Lanke, Heft 3/2017

In Gedenken an Henning Schröder: Chronist, Autor, gewissermaßen Ortsvorsteher Nikolassees

Am 28. November starb Henning Schröder. Er war überzeugter und engagierter Nikolasseer. Eine Würdigung, zusammengetragen

Henning Schröder war der „ideelle Gesamtnikolasseer“, er wusste alles über Nikolassee, er tat alles für seinen Ortsteil, seine Heimat.

Er ist am 28. November nach schwerer Krankheit verstorben. Für alle, die ihn kannten und mit ihm zusammengearbeitet haben, eine wahrhaft bittere, sehr traurige Nachricht. Sie trifft uns wie ein Schlag, es war doch noch so viel zu tun z.B. bei dem vierten Band der Villenkoloniereihe, diesmal zur Kolonie Zehlendorf-West.

In dem „Journal für Nikolassee, Schlachtensee und Krumme Lanke“ wurde er vor einigen Monaten von Jaqueline Lorenz vorgestellt und seine Arbeit gewürdigt:

„Chronist, Autor, gewissermaßen Ortsvorsteher und vor allem Nikolasseer. — Das ist Henning Schröder mit ganzer Seele, der mit seinem ehrenamtlichen Einsatz immer wieder dafür sorgt, dass Nikolassee sein Gesicht behält und das bleibt, was es immer war: Ein ruhiger Ortsteil mit dem Charme über 100-jähriger Häuser und seinen Bewohnern, die Geschichten von früher zu erzählen wissen. Sein eigentliches Anliegen dabei ist, ein einheitliches Ortsbild mit charmantem Buckelpflaster und altem Baumwuchs auch den neu Zugezogenen zu erhalten, die heute in den ehemaligen Mehrfamilienhäusern oft mit nur einer Familie leben. Sie für die Ortsgeschichte zu begeistern und bei ihnen Verständnis und Achtung für diesen besonderen erhaltenswerten Teil Steglitz-Zehlendorfs zu wecken, gilt sein ganzer Einsatz.

Im Alter von einem Jahr wurde er Nikolasseer

Henning Schröder selbst lebt seit über einem halben Jahrhundert in der Prinz-Friedrich-Leopold-Straße, wenige Meter vom S-Bahnhof Nikolassee entfernt, in — natürlich — einem Haus mit Geschichte, die 1928 begonnen hatte. Er übernahm einst die elterliche Wohnung, zog in ihren Räumen seine beiden Söhne groß und hält von hier aus Ohren und Augen offen für die Anliegen rund um Nikolassee. Im Alter von einem Jahr war er mit Einzug in die Lückhoffstraße zum Nikolasseer geworden, der er heute nach eigener Aussage ‚durch und durch’ ist.

1963 machte Henning Abi, dann, nach Volkswirtschaft- und Jura-Studium-Beginn — die Eltern waren früh verstorben — wechselte er in eine Verlagsbuchhändlerlehre mit dem Schwerpunkt: Herstellung. In der Lückhoffstraße 16 im ‚Fachverlag für Zuckerindustrie’ von Dr. Albert Bartens fand er seinen Arbeitsplatz. Viele Jahre erstellte er u.a. die monatliche Fachzeitschrift, begleitet von den technischen Neuerungen seiner Zeit im Bereich des Verlagswesens. Er blieb bis zur Rente an diesem Ort. Sich neben seiner Arbeit für die in Nikolassee lebenden jungen Menschen zu engagieren, ihnen einen erfolgreichen Weg zu weisen, das lag Henning Schröder schon früh am Herzen, ein guter Lehrer wäre er geworden. An der Dreilinden-Grundschule, wo seine zwei Söhne zur Schule gingen, war er im Förderverein aktiv, ebenso als Elternsprecher und im Bezirks-Schulbeirat. ...

Mit den Lebensjahren stieg bei Henning Schröder auch das Interesse an der Ortgeschichte von Nikolassee. ‚Das liegt wohl daran, dass auch ich mit dem Älterwerden stärker meine Wurzeln wiederentdeckt habe’, bemerkt der Ortschronist schmunzelnd, der mit 60 Jahren sein Buchprojekt startete. Inzwischen hat er vier Bücher dazu auf den Markt gebracht: ‚Nikolassee. Häuser und Bewohner der Villenkolonie’ in erster und zweiter überarbeiteter Ausgabe, ‚Schlachtensee-West’ und ‚Schlachtensee’. Einer weiteren ‚Schwester’ von Nikolassee setzt er derzeit sein literarisches Denkmal: Das Buch über ‚Zehlendorf-West’ ist in Vorbereitung und wird bereits ungeduldig erwartet. ...

Er leitete die Bürgerinitiative 'Wir in Nikolassee'

Mit ebenso fundiertem Wissen leitet er die Bürgerinitiative (BI) ‚Wir in Nikolassee’, in deren erster Reihe er voller Sachverstand und erfolgreich mit viel Biss für das kämpft, was den Nikolasseer Bürgern unter den Nägeln brennt, und womit er informierend an die Öffentlichkeit tritt. Da seine Diskussionen in der Regel fair und sachlich verlaufen, bekommt Schröder die Beteiligten, die es anzusprechen gilt, dann auch meist an den Gesprächstisch: An dem geht es schon mal über Jahre um fehlende Bebauungspläne gegen ortsbildzerstörende Bautätigkeiten, um falsche Parkraumbewirtschaftung oder um Lärmschutz vor dem AVUS-Lärm. Der Bau einer Mauer im Ortsteil konnte verhindert werden. ... Als für die evangelische Kirchenbroschüre ‚Gemeindebrief Nikolassee’ der verantwortliche Redakteur krankheitshalber ausfiel, übernahm Henning Schröder als Vorsitzender des Fördervereins der Ev. Kirchengemeinde Nikolassee ohne zu zögern dessen Aufgaben, so dass der Gemeindebrief pünktlich erscheinen konnte.

Dr. Christine Mehlhorn vom Gemeindekirchenrat spricht aus, was in ganz Nikolassee bekannt ist und noch lange gelten möge: ‚Henning Schröder arbeitet aus der Gemeinde heraus für die Gemeinde. Er kennt eine Menge Leute und bringt sie zusammen — zum Nutzen unseres Ortsteiles und seiner Bewohner.’"

So findet die Trauerfeier für ihn auch in "seiner" Nikolasseer Kirche hoch über der Rehwiese am Sonnabend, 16. Dezember, um 13 Uhr statt. Möglichkeit für alle, die ihn kannten und schätzten, sich von ihm zu verabschieden.

Dieser Beitrag erscheint als Gastbeitrag von Dirk Jordan auf dem Bezirksportal Steglitz-Zehlendorf des Tagesspiegels.

Dirk Jordan

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