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Das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst in Dahlem sollen bis 2019 nach Mitte ins Humboldt-Forum ziehen - was aus den Gebäuden wird, ist unklar

© Cay Dobberke

"Dahlemer Appell" fordert eine internationale, kulturelle Nachnutzung der Dahlemer Museen: "Alles außer Mitte existiert nicht"

Was wird aus dem Museumsstandort Dahlem? Guy Féaux de la Croix, Vorsitzender des Vereins "Wir-in-Europa e.V.", setzt sich mit seiner Initiative "Dahlemer Appell" für eine internationale Nachnutzung der Museumsbauten ein.

"Man gewinnt den Eindruck: Alles außer Mitte existiert nicht", sagt Guy Féaux de la Croix. Der ehemalige Diplomat und Vorsitzende des Vereins "Wir-in-Europa: Gesellschaft für Kulturaustausch, internationale Begegnungen und europäische Demokratie e.V." ist empört, dass zwei von drei Dahlemer Museen, nämlich das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst, bis 2019 nach Mitte ins Humboldt-Forum umziehen sollen - ohne dass es einen Plan zur Nachnutzung der Gebäude in Dahlem gibt. "Die ganze Infrastruktur und alles ist doch da. Wir sollten nun alle drei Schritte zurück treten und überlegen: Was brauchen wir in Berlin?" Mit seiner Initiative "Dahlemer Appell" fordert Féaux de la Croix ein transparentes Planungsverfahren: "Zunächst muss es zu einem geordneten Verfahren kommen, an dem die Bürger beteiligt werden". Sein Vorschlag: Raum zu schaffen für europäischen Kulturaustausch, für Wechselausstellungen.

SPD und CDU zieren sich in der Causa, sagt er: Seinen Appell habe er "einer ganzen Reihe Mandatsträgern" geschickt. Doch die einzige, die sich einsetze, sei Sabine Bangert, Sprecherin für Arbeitsmarkt- und Kulturpolitik der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus.

Bangert sagt dem Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf, sie finde es "ärgerlich, dass da nichts vorangeht". Zuletzt Ende Juli hat sie eine Anfrage an das Abgeordnetenhaus zur "weiteren Entwicklung der Dahlemer Museumsbauten" gestellt. In der Antwort, die dem Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf vorliegt, wird eine Zwischennutzung der Gebäude nun nicht mehr kategorisch ausgeschlossen, wie noch im Dezember 2015. Auch über eine Beteiligung der Bürger "würden die Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz mit den Bezirksverantwortlichen zu gegebener Zeit über eine geeignete Kommunikationsform beraten", heißt es darin. Und: Der geplante Bau von Depots in Friedrichshagen für zunächst nicht benötigte Exponate aus den Dahlemer Museen wird darin erst einmal aufgeschoben.

Eigentlich sei die Stiftung Preußischer Kulturbesitz am Zug, die Sache in die Hand zu nehmen, aber "die haben finanzielle Probleme, ab 2017 ein zweistelliges Millionenloch", weiß Bangert. Es könne aber nicht sein, dass Steglitz-Zehlendorf kulturell ausblute. Ihr Vorschlag daher: Man könnte auch europäische Mittel akquirieren, um das Projekt anzuschieben. EU-Mittel würden von Berlin aus ohnehin mangelhaft nachgefragt. "Mit einem kulturellen Begegnungszentrum, wie von Féaux de la Croix vorgeschlagen, könnten bestimmt viele Menschen im Bezirk etwas anfangen. Auf jeden Fall müssen Konzept und Finanzierung dafür jetzt angegangen werden; wenn die Standorte erst einmal über Jahre geschlossen sind, wäre das fatal."

Für Guy Féaux de la Croix ist "das alles niederschmetternd. Die Bürger müssen die Sache nun selbst in die Hand nehmen", sagt er, "und deshalb werde ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Bürgerversammlung ins Leben rufen."

Guy Féaux de la Croix wünscht sich eine Beteiligung der Bürger für die Nachnutzung der Museumsstandorte. Sein Vorschlag: In Wechselausstellungen internationalen und europäischen Kulturaustausch zu fördern
Guy Féaux de la Croix wünscht sich eine Beteiligung der Bürger für die Nachnutzung der Museumsstandorte. Sein Vorschlag: In Wechselausstellungen internationalen und europäischen Kulturaustausch zu fördern

© privat

Der Bezirk könnte allerdings nun doch in Gang kommen: Cerstin Richter-Kotowski, CDU-Kandidatin für das Amt der Bezirksbürgermeisterin, hat Féaux de la Croix bereits zu einem Gespräch empfangen und habe sich "inhaltlich sehr aufgeschlossen" gezeigt, so Féaux de la Croix. Außerdem habe sie ihm zugesagt, zur Bürgerversammlung zu kommen. Auch Elisabeth Tietmeyer, Direktorin des Museums Europäischer Kulturen, das ja bis voraussichtlich 2025 in Dahlem bleiben soll, "sei nun bereit, uns doch noch vor dem Spätherbst, wie sie zunächst in Aussicht stellte, zu einem Gespräch zu empfangen." Er werde sich jedenfalls weiterhin dafür stark machen, die europäische Identität zu fördern. "Wir brauchen Visionen - für Europa und auch für Dahlem."

Am Dienstag, 6. September, findet um 19.30 Uhr im Restaurant Eßkultur in den Dahlemer Museen (Takustraße 38-40, 14195 Berlin, Tel.: 030-830 14 33) eine Bürgerversammlung statt.

Der Artikel erscheint auf Tagesspiegel Steglitz-Zehlendorf, dem digitalen Stadtteil- und Debattenportal aus dem Südwesten. Folgen Sie der Redaktion Steglitz-Zehlendorf gerne auch auf Twitter und Facebook.

Die Entscheidung, möglichst viel Sehenswertes in Mitte zu bündeln, halte ich schon lange für falsch: So werden die Touristen ständig in derselben Ecke gehalten, so dass diese verfrüht zum Schluss kommen, sie hätten nun 'alles von Berlin' gesehen, abreisen und nicht mehr wiederkommen.

schreibt NutzerIn P.U.Baer

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