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Das bisherige Angebot nach Nauen mit der Regionalbahn gilt als unzureichend.

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Vorschläge für den ÖPNV in Spandau: Nauen-Express und S-Bahn nach Hakenfelde?

Von der Bötzow- bis zur Siemensbahn: Experten diskutierten Lösungen für den öffentlichen Personennahverkehr im wachsenden Bezirk.

Einig waren sich die Fachleute und die Besucher im proppenvollen Bürgerbüro von Daniel Buchholz in Siemensstadt: Der ÖPNV in Spandau ist dringend verbesserungswürdig. Allein im Bezirk werden in den nächsten Jahren mindestens 10.000 neue Wohnungen entstehen, was einen Bevölkerungszuwachs von etwa 18.000 Menschen bedeutet, so der Vorsitzender des Arbeitskreises Stadtentwicklung/ Bauen/ Verkehr/ Umwelt der SPD-Abgeordnetenhausfraktion. Vier Experten stellten ihre zum Teil kontroversen, sämtlich nicht neuen Lösungsansätze vor.

25.000 Pendler zwischen Berlin und dem Havelland

Rund 25.000 Menschen pendeln werktäglich zwischen dem Havelland und Berlin. Die hier verkehrenden Regionalzüge sind oft überlastet und anfällig für Verspätungen, weil die Fernzüge auf der Trasse Vorrang genießen, sagte der Vorsitzende des Berliner Fahrgastverbandes IGEB, Christfried Tschepe.

Er präsentierte das von ihm favorisierte Konzept der S-Bahn Berlin für eine Express-S-Bahn, die im 20-Minuten-Takt ohne Zwischenstopp von Westkreuz nach Spandau und von hier aus weiter über Albrechtshof, Seegefeld, Falkensee, Finkenkrug und Brieselang nach Nauen verkehren könnte. Parallel dazu sollen die Regionalbahn-Linien RE2 und RE6 erhalten bleiben und die bestehende S5 von Spandau über neue Haltepunkte an der Nauener und der Hackbuschstraße bis Albrechtshof verlängert werden (unter diesem Link finden Sie ein PDF).

Die Forderung nach einer Verlängerung der S-Bahn ins Havelland, die auch Bestandteil des noch geltenden Koalitionsvertrages zwischen SPD und CDU ist, stieß bei den Brandenburger Politikern bisher auf taube Ohren.

In jüngster Zeit ist dort aber ein Umdenken zu erkennen, so Daniel Buchholz. Michael Hasse, Vorsitzender des Deutschen Bahnkunden-Verbandes (DBV) für Berlin und Brandenburg, sowie Jürgen Czarnetzki, Vorsitzender der Bürgerinitiative Spandauer Verkehrsbelange, warnten allerdings vor Engpässen im Zuge der bestehenden Gleistrasse. Ein „verfeinertes Regionalbahnkonzept“ sei auch deshalb der S-Bahn vorzuziehen, weil die Havelländer schnell nach Berlin wollen, so die Meinung von Hasse. Ein Ausbau der Regionalbahn sei zudem „wesentlich preisgünstiger.“

Straßenbahnen auf den Hauptbuslinien?

Viel Zustimmung fand Michael Hasse für seine Feststellung, dass der Busverkehr in Spandau „nicht die Qualität hat, die man sich wünscht“. Deshalb schlägt der DBV vor, die Busse auf den Hauptstrecken durch ein neues Straßenbahnnetz auch in Spandau zu ersetzen. Dessen Ausbau müsse in ganz Berlin forciert werden. „Wir brauchen ein Schienenbau-Beschleunigungsgesetz.“

Applaus erntete Jürgen Czarnetzki für seine Forderung einer Wiederinbetriebnahme der Bötzowbahn. Auf der vorhandenen, derzeit nur vom Güterverkehr genutzten Trasse zwischen den Bahnhöfen Spandau und Johannesstift könnte das Falkenhagener Feld mit seinen rund 30.000 Bewohnern ans Bahnnetz angebunden werden. Außerdem würde sich eine Verlängerung bis nach Hennigsdorf anbieten.

Die S-Bahn endet bisher in Spandau, die Forderung einer Verlängerung nach Nauen ist alt.
Die S-Bahn endet bisher in Spandau, die Forderung einer Verlängerung nach Nauen ist alt.

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Kontrovers diskutiert wurde die Frage, was mit der 1980 stillgelegten Siemensbahn geschehen soll, die vom Bahnhof Jungfernheide nach Gartenfeld führt. Der Landschaftsarchitekt David Koglin schlägt in einer Masterarbeit vor, die zum Teil auf einem Viadukt verlaufende S-Bahntrasse mit dem in mehr als drei Jahrzehnten entstandenen Bewuchs für Fußgänger und Radfahrer als Grünzug-Verbindung zwischen der Jungfernheide und dem Charlottenburger Schlosspark zu nutzen. Jürgen Czarnetzki plädierte dagegen vehement für eine Wiederinbetriebnahme der Siemensbahn und deren Verlängerung vom Hauptbahnhof über einen dringend benötigten Bahnhof an der Perleberger Brücke bis zur Wasserstadt Spandau und weiter nach Hakenfelde. „Eine Entlastung des Nordrings ist nur auf der Siemensbahn möglich.“ In beiden Fällen müsste aber die seinerzeit abgerissene Bahnbrücke über die Spree erneuert werden.

Angesichts der seit Jahren andauernden Diskussionen wurde aus dem Kreis der Besucher die Forderung laut, dass sich alle Verantwortlichen endlich an einen Tisch setzen und ein gemeinsames Konzept mit zeitnaher Umsetzung erarbeiten.

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