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Die Bezirksverordneten beim Ortstermin.

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Für die Sichtachsen sollen 30 alte Bäume fallen: Zitadelle soll sich nicht verstecken

Ein großer Teil der betroffenen Gehölze ist stark geschädigt, erfuhren die Bezirksverordneten beim Ortstermin.

Den Ausschlag gaben bereits vor einigen Jahren die Teilnehmer einer Tagung europäischer Festungen, die nicht verstehen konnten, warum sich die Spandauer Zitadelle hinter Bäumen versteckt (schließlich hatte sie früher ein freies Schussfeld auf anrückende Feinde und bräuchte heute ein freies Schussfeld für Fotografen in der Gegenrichtung) und ein bulgarischer Minister, dessen Fahrer die Zufahrt übersah. Die Zitadelle als historisches Bauwerk von europäischer Bedeutung soll jetzt sichtbarer, das Umfeld zumindest in Teilbereichen der Historie angepasst werden.

Morsche Altbäume und junger Wildwuchs

Die geplanten Eingriffe in den Baumbestand im Umfeld der Zitadelle sind geringer als befürchtet. Das versicherten Vertreter des Grünflächenamtes und der Naturschutzbehörde bei einem gemeinsamen Ortstermin der zuständigen BVV-Ausschüsse. 30 größere Bäume sollen im ersten Bauabschnitt der Verbesserung des Blickfeldes auf die historische Festung weichen. Dazu kommt eine nicht ermittelte Zahl von Jungaufwuchs, der in den vergangenen Jahren durch mangelnde Pflege und Gartenabfälle entstanden ist, sagte Enrico Hübner von der Arbeitsgruppe Naturschutz und Gewässer. Rund 20 bis 30 Prozent der betroffenen Gehölze seien bereits tot oder extrem geschädigt, rund die Hälfte müsste ohnehin gefällt oder stark zurückgeschnitten werden.

"Aussichtsbalkon" und Stahlband als Wegweiser

Das von Landschaftsarchitekten erstellte Konzept sieht eine Umgestaltung des Zitadellenumfeldes vor, in dem in der Vergangenheit viel Wildwuchs entstanden ist. Der um die Festung führende Weg soll als Bastionsweg mit durchlässigem Drainasphalt befestigt werden und als Leitlinie ein Band aus Cortenstahl erhalten, an dem auch Infotafeln befestigt werden können. Südöstlich der Zitadellenbrücke ist ein Vorplatz mit einem Aussichtsbalkon geplant, nordwestlich davon ein Zitadellen-Vorplatz. Östlich davon soll hin bis zur Freilichtbühne ein Parkwald mit Spielplätzen entstehen. Der erst kürzlich fertiggestellte Spielplatz soll dagegen mittelfristig einem freien Platz weichen, weil die Planer die Standorte der einstigen Lünetten – der vorgelagerten Festungswerke – wieder andeuten möchten. Der Zaun der Freilichtbühne soll ein stückweit nach Osten versetzt werden, der Bereich davor ebenso wie das Wäldchen im Südwesten des Zitadellenvorfeldes als Wanderstrecke der Biber unangetastet bleiben.

Für die Umgestaltung des ersten Teilbereiches zwischen dem Ravelin Schweinekopf im Westen der Zitadelle und der Freilichtbühne sind 900 000 Euro aus den Mitteln des städtebaulichen Denkmalschutzes für die Spandauer Altstadt vorgesehen. Die Zeit drängt, denn die Antragsfrist für die für dieses Jahr vorgesehene, erste Rate in Höhe von 100 000 Euro endet am 30. Juni. Nachdem die Bezirksverordneten auf Antrag von SPD und Grünen einstimmig zunächst alle weiteren Planungen bis zum Ortstermin gestoppt hatten, scheinen nur noch die Grünen skeptisch zu sein, während sich jetzt eine klare Mehrheit für das Projekt abzeichnet

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