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Eine ausgelöschte Familie. Diese drei Stolpersteine erinnern seit Donnerstag in Wilmersdorf an Lothar, Ralph und Elvira Jonas.

© Cay Dobberke

Stolperstein in Berlin: Ein Junge erinnert an einen ermordeten Jungen

Mit 13 Jahren wurde Ralph, Sohn einer jüdischen Familie, 1943 umgebracht. Zum Gedenken wurden nun Stolpersteine in Wilmersdorf verlegt – ein 13-Jähriger übernahm eine Patenschaft.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem „Leute“-Newsletter des Tagesspiegels für Charlottenburg-Wilmersdorf, den Sie am Freitag lesen können.

In Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es stadtweit die meisten „Stolpersteine“, die an Opfer des NS-Terrors erinnern. Mehr als 3000 dieser insgesamt rund 7000 Gedenktafeln in Berlin entfallen auf den Bezirk – und doch war die jüngste Verlegung etwas Besonderes. Vor dem Haus Sigmaringer Straße 25, in dem einst die jüdische Familie Jonas lebte, grub der Künstler Gunter Demnig am Donnerstag drei Stolpersteine ins Pflaster ein. 1943 hatte das NS-Regime Elvira und Lothar Jonas mit ihrem erst 13-jährigen Sohn Ralph ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und ermordet.

Mitgefühl. Der 13-jährige Lev Norman legte Blumen an den neu verlegten Gedenktafeln nieder.
Mitgefühl. Der 13-jährige Lev Norman legte Blumen an den neu verlegten Gedenktafeln nieder.

© Cay Dobberke

Der ebenfalls 13-jährige Lev Norman hat die Patenschaft für den Stolperstein übernommen, der Ralph gewidmet ist. Die jüdische Familie Norman wohnt in der Sigmaringer Straße und finanzierte auch die zwei anderen Tafeln. Von Ralphs Schicksal erfuhr Lev durch die bezirkliche Stolperstein-Initiative um Helmut Lölhöffel. Lev will den Stein pflegen und jährlich am Feiertag Jom Kippur dort Kerzen aufstellen – und vor allem seine Bar Mizwa (religiöse Mündigkeit) symbolisch „mit Ralph teilen“. Lev feiert am Sonnabend in der Synagoge Pestalozzistraße die Bar Mizwa; Ralph Jonas hatte seine eigene nicht mehr erlebt.

Ansonsten weiß man leider fast nichts über Familie Jonas, außer dass der Vater Fleischer war. Die Stolperstein-Initiative fand weder Dokumente noch Verwandte. „Alle Menschen haben einen Grabstein, diese aber haben nichts“, sagte Lev Norman. Nun hat er daran etwas geändert.

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