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Noch ist unklar, was aus dem Nachbarschaftshaus am Lietzensee werden soll.

© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Nachbarschaftshaus am Lietzensee muss schließen

Wegen einer Gebäudesanierung soll das Stadtteilzentrum an der Herbartstraße zum Jahresende ausziehen. An einer Rückkehr scheint das Bezirksamt kein Interesse zu haben. Die Nutzer sind empört.

Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf will das Gebäude des Nachbarschaftshauses am Lietzensee sanieren – doch für den gemeinnützigen Betreiberverein ist das keine gute Nachricht. Zum Jahresende muss der Kieztreff an der Herbartstraße schließen, was das endgültige Aus bedeuten kann. Deshalb war die Empörung groß, als sich am Dienstagabend rund 100 Besucher und ehrenamtliche Helfer zur Hausversammlung trafen.

Nur wenige Bezirkspolitiker stellten sich der Diskussion

Der für die Vermietung zuständige Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU) habe weder eine Rückkehr ins Gebäude nach den etwa sechsmonatigen Bauarbeiten noch einen Ersatzstandort angeboten, sagten der Vereinsvorsitzende Mario Georgi und Geschäftsführerin Annette Tafel. Der zuletzt nur noch jeweils ein Jahr gültige Mietvertrag läuft Ende Dezember aus. Eigentlich wollte Engelmann jetzt über die künftige Nutzung der Immobilie und Perspektiven für die bisherigen Nutzer sprechen. Doch wegen einer Erkrankung konnte der Stadtrat nicht teilnehmen.

„Wir fühlen uns im Stich gelassen“, sagte Georgi. Verstärkt wurde dieser Eindruck dadurch, dass aus der Bezirkspolitik nur Vertreter der CDU, der AfD und der Piratenpartei der Einladung gefolgt waren – nicht aber Bezirksverordnete der SPD, Grünen, Linken und FDP.

Vom Seniorenheim zum Stadtteilzentrum

Gerüchte machten die Runde, wonach das Haus an andere soziale Träger vermietet oder als Verwaltungsgebäude genutzt werden solle. In dem einstigen Seniorenheim hatten Bürger 1993 einen sozialen und kulturellen Treffpunkt gegründet. Vor zwölf Jahren entstand daraus das erste Stadtteilzentrum in Charlottenburg-Wilmersdorf, heute gibt es drei weitere im Bezirk.

Trotzdem bestehe noch Bedarf am Nachbarschaftshaus, heißt es in einem Offenen Brief des Vereins und der Versammlungsteilnehmer. 2016 habe man 7000 Besucher gezählt, von denen viele mehrfach gekommen seien, heißt es. Zum Angebot gehören Familien– und Rechtsberatungen, Gymnastik- und Tanzkurse, Chöre, Diskussionsrunden sowie das familiengerechte „Café Elternzeit“. Auch ein Schachclub und andere Vereine gastieren in den Räumen.

Senat strich die Fördergelder

Im Jahr 2015 hatte die Senatssozialverwaltung ihre Zuschüsse gestoppt und sich unzufrieden mit dem Träger gezeigt. Das Berliner Verwaltungsgericht urteilte später allerdings, dass eine ordnungsgemäße Begründung für den Geldentzug fehlte. Der Verein bekam noch Mittel für 2015 zugesprochen, musste danach aber ohne Zuschüsse auskommen. Laut Geschäftsführerin Tafel ist dies dank Spenden und Sparmaßnahmen auch gelungen. Für 2018 habe man einen neuen Förderantrag geplant. Die Diskussion über das Nachbarschaftshaus geht in der BVV am 13. Juli ab 17 Uhr im Rathaus Charlottenburg weiter.

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