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Verkehrsberuhigt. Am Hardenbergplatz soll es künftig drei schmalere Fahrspuren geben. Noch lieber wäre den Landschaftsplanern eine nur zweispurige Verkehrsführung..

© Simulation: Topotek 1 / Ivas

Berlin-Charlottenburg: Am Zoo soll’s ruhiger werden

Die seit Jahren diskutierte Neugestaltung für den Hardenbergplatz rückt näher: Die westliche Zufahrt soll für den Autoverkehr gesperrt werden, Parkplätze entfallen – und die ursprünglich geplante Tiefgarage kommt doch nicht.

Während die City West rund um den Zoo im Aufschwung ist, geschah auf dem Hardenbergplatz vor dem Bahnhof bisher nichts. Nun rückt auch dort die seit Jahren diskutierte Neugestaltung näher: Am Montag wurden drei Entwürfe bei einer öffentlichen „Standortkonferenz“ diskutiert. Eingeladen hatten die Stadtentwicklungsverwaltung und das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Allerdings blieb das Interesse überschaubar: Neben Behörden- und Investorenvertretern und Politikern nahmen rund zwei Dutzend weitere Bürger teil.

Viele Parkplätze fallen weg

Für Autos solle es künftig nur noch ein Drittel der bisher 220 Parkplätze geben, sagte Ulrich Becker vom Projektsteuerer „Urbanplan“.

Außerdem wolle man den Autoverkehr über die Jebensstraße und Hertzallee leiten. Die Zufahrt an der Hardenbergstraße verursache Unruhe und gefährde Fußgänger. Busse und Taxis dürfen sie weiterhin nutzen. Sie könnte aber schmaler werden, weil auch Taxis über die Jebensstraße auf den Platz gelangen sollen und BVG-Busse aus dem Depot an der Hertzallee starten.

Die Bushaltestellen sollen schrumpfen und die Imbisspavillons im Westen des Platzes weichen.

„Wir wollen die Bewegungsfläche für Fußgänger vergrößern“, sagte Becker. Ein weiteres Ziel laute, den Eingang zum Zoo und den Fuß- und Radweg in den Tiergarten markanter zu gestalten.

Abschied von der Tiefgarage

Keine Chance sah er für die ursprünglich geplante Tiefgarage. Deren Bau forderte zuletzt vor allem die AG City als Vertretung der Geschäftsleute in der Umgebung.

„Wir haben eine Reihe von Gesprächen mit Tiefgaragenbetreibern geführt“, sagte Becker. Doch aus deren Sicht sei die Idee unwirtschaftlich. Als Probleme gelten der hohe Grundwasserspiegel, der den Bau verteuern würde, die Konkurrenz durch viele Parkhäuser in der Nähe und die von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) geforderte Begrenzung auf 300 Stellplätze.

Geradlinig. Die Gestaltung mit drei Farhrbahnen in einem schematischen Modell.
Geradlinig. Die Gestaltung mit drei Farhrbahnen in einem schematischen Modell.

© Simulation: Topotek 1 / Ivas

Drei Teams aus Landschafts- und Verkehrsplanern stellten Entwürfe vor, die sie ein Jahr lang in einem „Moderations- und Gutachterverfahren“ erarbeitet hatten. Laut Baustadtrat Marc Schulte (SPD) bevorzugt der Bezirk den gemeinsamen Beitrag der Büros „Topotek 1“ aus Berlin und „Ivas“ aus Dresden.

Das Konzept unter dem Motto „City meets Park“ sieht vor, die Zahl der Fahrspuren von fünf auf drei oder zwei zu reduzieren. Im südlichen Bereich am Zoo soll ein Großteil des gemischten Baumbestands erhalten bleiben und ein Brunnen entstehen, im weißen Hutmacher-Hochhaus ist ein neues Café angedacht. Ein beiger Bodenbelag soll die Fußgängerzone markieren und grauer Boden den Verkehrsbereich am Bahnhof; dort schlagen die Büros auch eine Platanenreihe vor.

2016 will der Bezirk Fördergelder beantragen

Nach Überarbeitungen könne der Entwurf voraussichtlich 2016 zur Basis eines Förderantrags werden, sagte Schulte. Berlins Wirtschaftsverwaltung sei grundsätzlich bereit, Mittel aus dem Bund-Länder-Programm „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW)“ zu gewähren.

Neuer Eingang zum Zoo

Zoodirektor Andreas Knieriem verlangte, man solle „uns nicht nur informieren, sondern einbinden“ – wurde aber von Schulte und Becker belehrt, dies sei vor seinem Amtsantritt schon längst geschehen. Der Zoo plane selbst einen neuen Eingang am Hardenbergplatz, sagte Knieriem. Es gehe vor allem um einen verbesserten Kassenbereich, um die Warteschlangen zu verkürzen. Nach Zustimmung des Aufsichtsrats könne man 2015 mit den Arbeiten beginnen.

BVG-Vertreter forderten „kurze Umsteigewege“ und Barrierefreiheit, der Platz stelle eine Herausforderung für behinderte Fahrgäste dar. Ein Manager des Unternehmens Bayerische Hausbau, das bereits das Bikini-Haus am Zoo modernisiert hat, kündigte eine Sanierung des Hutmacher-Hochhauses an.

Die Hochhaus-Idee der AG City war nicht das Thema

Zu voll, zu hektisch. Von der Hardenbergstraße (links) sollen keine Autos mehr abbiegen dürfen. 
Zu voll, zu hektisch. Von der Hardenbergstraße (links) sollen keine Autos mehr abbiegen dürfen. 

© Mike Wolff

Nur kurz kam der im Oktober bekannt gewordene Vorschlag der AG City und des Architekten Christoph Langhof für ein 209 Meter hohes Hochhaus zur Sprache. Bezirks- und Senatspolitiker hatten den Vorstoß postwendend abgelehnt. Jetzt kritisierte Baustadtrat Schulte, es sei „nur ein Bild“ vorgestellt worden. Jede „Unterfütterung“ fehle, niemand habe zum Beispiel einen Investor genannt.

Die Planungen des Bezirks seien dagegen umsetzbar und finanzierbar, der BVV-Stadtentwicklungsausschuss.werde darüber beraten.

Keine Elefanten auf dem Platz

Von den Plänen des ehemaligen Baustadtrats und heutigen Bundestagsabgeordneten Klaus-Dieter Gröhler (CDU) spricht niemand mehr. Gröhler wollte den Platz begrünen und dort Großveranstaltungen stattfinden lassen. Er hatte sogar eine Erweiterung des Elefantengeheges im Zoologischen Garten bis auf den Platz angeregt.

Viel Raum für Fußgänger. So oder ähnlich soll der Hardenbergplatz künftig aussehen.
Viel Raum für Fußgänger. So oder ähnlich soll der Hardenbergplatz künftig aussehen.

© Simulation: Topotek 1 / Ivas

Bisher baut nur die Bahn

Unterdessen hat die Deutsche Bahn mit der Modernisierung des Bahnhofs begonnen. Zunächst wird das seit Jahren geschlossene Bahnhofsrestaurant „Terrassen am Zoo“ entkernt und modernisiert. Wie berichtet, gilt McDonald’s als möglicher Mieter, denn die Tage der bisherigen Filiale der Hamburgerkette im Hutmacher-Hochhaus scheinen wegen dessen geplanter Sanierung gezählt.

Abriss- und Neupläne

Nebenan, zwischen der Joachimsthaler Straße, der Hardenberg- und der Kantstraße wird die als Schmuddelecke verrufene Passage voraussichtlich im Frühjahr 2015 abgerissen. Soeben hat der US-Investor den Entwurf für ein neues Geschäftshaus an gleicher Stelle präsentiert. Es wird aber nur sechsstöckig, weil Hines es eilig hat und ein Bebauungsplanverfahren für ein höheres Gebäude vermeiden will.

Der Artikel erscheint auf dem Ku'damm-Blog, dem Online-Magazin für die westliche Innenstadt.

So ordnen das Berliner Büro Lützow 7 und Verkehrsplaner des Büros EIBS den Hardenbergplatz.
So ordnen das Berliner Büro Lützow 7 und Verkehrsplaner des Büros EIBS den Hardenbergplatz.

© Simulation: EIBS

Zu weit zur Straße? Baustadtrat Marc Schulte und Bahhnvertreter fanden den großen Raum für Fußgänger in diesem Entwurf interessant, aber wegen der vielen Umsteiger zwischen Bahn und Bus unpraktisch.
Zu weit zur Straße? Baustadtrat Marc Schulte und Bahhnvertreter fanden den großen Raum für Fußgänger in diesem Entwurf interessant, aber wegen der vielen Umsteiger zwischen Bahn und Bus unpraktisch.

© Simulation: Loidl / HL

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