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Das ICC war am Freitagabend bereit zur Aufnahme hunderter Flüchtlinge.

© Cay Dobberke

Update

Berlin-Charlottenburg: 500 Flüchtlinge ziehen zu Fuß ins ICC um

Das Internationale Congress Centrum wurde am Freitag für Flüchtlinge freigegeben, um die Messehalle 26 räumen zu können. 200 Bewohner hatten sich von dort mit unbekanntem Ziel verabschiedet.

Seit Anfang Oktober lebten Flüchtlinge in der Messehalle 26 am Funkturm – nun sollte ein Großteil der 1020 Bewohner ins benachbarte Internationale Congress Centrum (ICC) umziehen.

Dem stand am Freitag nichts mehr im Weg: Nachmittags gab die Charlottenburg-Wilmersdorfer Bauaufsicht das im März 2014 geschlossene Kongresszentrum als Notunterkunft frei. Am späten Abend sollten rund 500 Menschen aus der nahen Messehalle zu Fuß ins ICC gehen – über die Passage, die den Messedamm überquert.

Nach Auskunft von Regina Kneiding, Specherin der Sozialverwaltung, wurden weitere Bewohner der Messehalle auf andere Unterkünfte verteilt: Familien in die Herzbergstraße, alleinreisende Männer in eine Turnhalle nach Reinickendorf.

Laut dem Malteser-Hilfswerk, das die Unterkunft betreibt, hätten sich von den etwa 1000 Bewohnern aus der Messehalle rund 200 am Freitag mit unbekanntem Ziel verabschiedet. Das sei nicht ungewöhnlich: „Es kommen ja auch jeden Tag mehr an, als letztlich untergebracht werden müssen“, sagte Kneiding. Die Malteser bleiben Betreiber der Notunterkunft und wollen im ICC nur Familien unterbringen.

Ein Blick durch eine Tür des ICC-Nordeingangs. Weitere Innenfotos waren nicht erlaubt.
Ein Blick durch eine Tür des ICC-Nordeingangs. Weitere Innenfotos waren nicht erlaubt.

© Cay Dobberke

Neubelebung als Notunterkunft: Der noch leere Saal 2 im ICC (Archivbild).
Neubelebung als Notunterkunft: Der noch leere Saal 2 im ICC (Archivbild).

© Kai-Uwe Heinrich

Nach Angaben von Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (SPD) erteilte die Bauaufsicht die Nutzungserlaubnis fürs ICC mit Auflagen wegen kleinerer Mängel. Matthias Nowak von den Maltesern zeigte sich zuversichtlich, dass diese noch am Freitagabend behoben werden könnten. Die wichtigsten haustechnischen Anlagen wie die Strom- und Trinkwasserversorgung, die Klimaanlagen und die Toiletten funktionierten einwandfrei. Allerdings waren laut Kneiding Fahrstühle im ICC ausgefallen, sodass Inventar mühsam über Treppen gebracht werden musste.

Notunterkunft bleibt drei Jahre

Die Umbauten im ICC sollen rund 750.000 Euro gekostet haben. Laut Malteser-Sprecher Matthias Nowak ist eine dreijährige Nutzung vereinbart. Zum wichtigsten Raum wird Saal 2, in dem früher bis zu 3500 Gäste saßen. Außerdem wird beispielsweise die Kassenhalle Nord zum Eingang und Registrierungsbereich. Tageslicht ist rar, nur ein Rangzwischengeschoss mit 20 Räumen wird von der Sonne beschienen.

Der Umzug hat sich aus unbekannten Gründen um vier Tage verzögert. Die Messehalle 26 war Anfang Oktober zur Notunterkunft geworden. Sie steht nicht mehr zur Verfügung, weil die Messe Berlin sie als „Erlebniswelt Heimtiere“ für die Internationale Grüne Woche im Januar herrichten und anschließend auch wieder für andere Ausstellungen nutzen will.

Werde die Halle nicht frei, drohten von Ausstellern allein im ersten Quartal 2016 Schadenersatzforderungen von bis zu 25 Millionen Euro, hatte Messe-Geschäftsführer Christian Göke zuletzt gewarnt.

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