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Grenzenloser Profit versprach Berlins Immobilienmarkt. Nun sagen Experten das Abebben von Zuzug und Nachfrage voraus.

© picture alliance / ZB

Bevölkerungswachstum: 60.000 Neuberliner in einem Jahr

Berlin wächst vor allem dank Geflüchteter. 2016 stieg aber auch seit Jahren die deutsche Bevölkerungszahl.

Mit der Realität kann keine Prognose mithalten, weil sich diese auf die Zukunft bezieht, wie Karl Valentin schon wusste. Nicht um 40 000 Menschen wie vor zwei Jahren ist Berlin zuletzt gewachsen, sondern um 60 000 – und zwar vor allem deshalb, weil die Stadt für Ausländer, darunter viele Geflüchtete attraktiv ist.

Allerdings wuchs 2016 erstmals seit Jahren auch die deutsche Bevölkerungszahl: um 4800 Menschen. Insgesamt zählte die Stadt Ende vergangenen Jahres nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg 3,671 Millionen Menschen. Vor fünf Jahren waren es noch fast eine Viertelmillion weniger. Jeder dritte Berliner kommt aus dem Ausland oder ist Deutscher mit Migrationshintergrund.

Der Krieg in Syrien trägt maßgeblich zum Wachstum Berlins bei: Aus dem geschundenen Land kamen rund 28 600 Menschen, die nun in Berlin registriert sind. Sie bilden inzwischen die größte Gruppe von Ausländern nach den Polen (55 800) und den Türken, der seit Jahrzehnten stärksten Gruppe (97 700). Türkischstämmige Berliner stellen auch die größte Gruppe der Migranten mit deutschem Pass (176 700). Knapp 108 000 Berliner haben einen polnischen Migrationshintergrund und fast 54 000 stammen aus der Russischen Föderation.

Stadt wird in diesem Jahr wohl langsamer wachsen

Das Amt für Statistik betont, dass der „überdurchschnittliche Zuwachs“ der Bevölkerung von Berlin in den vergangenen zwei Jahren „durch die hohe Zahl von Ausländern geprägt“ war – und dieser Trend habe sich bereits im zweiten Halbjahr 2016 abgeschwächt. Das ist ungefähr auch der Zeitpunkt, an dem die Balkanroute für Flüchtlinge durch osteuropäische Länder und Österreich geschlossen wurde. Meldeten sich im ersten Halbjahr 2016 noch rund 37 000 Ausländer in Berlin an, waren es im zweiten Halbjahr nur noch halb so viele (18 500). „Wie erste Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge zeigen, ist für 2017 ein Zuwachs in dieser Größenordnung nicht zu erwarten“, teilte das Amt für Statistik mit.

Herkunft und Kaufkraft der Neuberliner sind für die Stadtplanung wichtig. Die vielen Flüchtlinge und Ausländer aus Osteuropa suchen überwiegend billigen Wohnraum, an dem es in Berlin ohnehin schon fehlt. Zwar wurden in der Stadt zuletzt gut 10 000 neue Wohnungen errichtet, ein großer Teil davon sind aber teure Eigentumsobjekte, die bestenfalls zu hohen Mieten an den Markt gelangen. Im vergangenen Jahr wurden nur 2300 Sozialwohnungen bewilligt, die in etwa zwei Jahren auf den Markt kommen werden. Der Senat will diese Zahl aber jährlich um 500 geförderte Wohnungen erhöhen und investiert dafür in 2017 knapp 200 Millionen Euro. Ralf Schönball

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