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Die Zahl der Taschendiebstähle steigt auch in Berlin immer weiter an.

© Roland Weihrauch/dpa

Betrüger in Berlin: Die Tricks der Kriminellen

Mit immer neuen Methoden versuchen Kriminelle vor allem alte Leute auszurauben. Wir haben eine Auflistung der neuesten Tricks – und Hinweise, wie man ihnen begegnen kann.

Die Tricks von Kriminellen werden immer dreister und ausgefeilter. Hier eine Liste der neuen Maschen von Trick- und Taschenbetrügern – sowie Hinweise für eine bessere Prävention.

FALSCHE POLIZISTEN

Sich als Polizist auszugeben, gehörte schon immer zum Handwerk von Trickdieben. Nun schilderte eine Tagesspiegel-Leserin, dass ein angeblicher „Polizeiabschnitt Tiergarten“ bei ihr angerufen habe. Dazu leuchtete auf dem Display ihres Telefons die „110“ auf – also die Nummer des Polizei-Notrufs. Der Anrufer teilte mit, dass eine „rumänische Diebesbande ihre Wohnung auf der Liste“ habe, weil Geld und Wertgegenstände vorhanden seien. Sicherheitshalber würde man jetzt vorbeikommen, um die Wertgegenstände abzuholen.

Zudem fragte der Anrufer, was überhaupt im Haushalt vorhanden wäre an „Bargeld und Kredit- oder EC-Karten“. Zu Recht kam der Leserin dieser Anruf von „110“ suspekt vor. „Auf meine Weigerung hin drohte er, dann würde ich auch mit auf die Wache genommen“, schrieb Marlies A. dem Tagesspiegel. Der Anrufer habe akzentfrei deutsch gesprochen. Bei der echten Polizei erstattete sie Anzeige.

Die Polizei kennt den Trick, der bei Frau A. versucht wurde. Zuletzt hatte das Präsidium im August vor der Masche gewarnt, nachdem ein 77-Jähriger auf diese Art betrogen wurde. In diesem Fall hatte der falsche Polizist sein Kommen telefonisch angekündigt, ebenfalls verbunden mit der Warnung, dass bei ihm bald eingebrochen werden soll. Tatsächlich übergab der Rentner dem Betrüger Kreditkarten samt der Geheimzahlen.

Wie Trickdiebe vorgehen. Dieses Bild zeigt Berliner Polizisten, die Kriminelle darstellen: Einer lenkt ab, der andere greift zu.
Wie Trickdiebe vorgehen. Dieses Bild zeigt Berliner Polizisten, die Kriminelle darstellen: Einer lenkt ab, der andere greift zu.

© Thilo Rückeis

ANGEBLICHE MONTEURE 

Aktuell warnt die Polizei vor angeblichen Monteuren. In Lichterfelde, Marienfelde und Buckow waren in der vergangenen Woche zwei falsche Fernsehtechniker unterwegs. Bei einer 88-Jährigen gelangten sie unter dem Vorwand, den Fernsehanschluss überprüfen zu wollen, in die Wohnung. Sie forderten die Frau auf, zunächst die Programme am Fernseher durchzuschalten und schickten die verunsicherte Frau dann in den Keller. Dies fiel aufmerksamen Nachbarn auf, die die Männer aus dem Haus drängten.

Nur eine Stunde später standen die beiden Täter vor der Wohnung einer 91-Jährigen – und wurden gewalttätig. Sie stießen die alte Frau nach dem Öffnen der Tür regelrecht in die Wohnung, die beim Sturz leicht verletzt wurde. Auch sie sollte dann ihre Fernsehkanäle durchschalten, wurde aber schließlich misstrauisch. Die angeblichen Techniker flüchteten, als die Frau sagte, dass sie ihren Sohn zu Besuch erwarte. Hinterher fehlten der 91-Jährigen zwei Portemonnaies mit Bargeld und Dokumenten.

Wieder eine Stunde später war das Duo bei einem Ehepaar, 88 und 92 Jahre alt, erfolgreich. Nachdem die Mieter einmal alle Programme durchgeschaltet hatten, fehlten Bargeld und Papiere. Der Wortführer der beiden trug ein schwarzes Sakko und ein weißes Hemd. Die Betrüger hatten gefälschte Ausweise der Telekom und ein elektronisches Gerät dabei.

Auch Kinder werden leicht zu Opfern

Die Brandenburger Polizei warnte in der vergangenen Woche ebenfalls vor einem falschen Handwerker. Dieser hatte sich allerdings nicht Senioren, sondern Kinder als Opfer ausgesucht. So wurde er in Fehrbellin von einem 13-jährigen Mädchen hereingelassen, die alleine im Haus war. Der Vorwand: In der Straße gebe es kein Wasser mehr und er müsse jetzt im Hause etwas reparieren.

Der Unbekannte schickte die 13-Jährige im Haus umher und ließ sie diverse Wasserhähne betätigen. Nach fünf Minuten sagte der Mann, es sei alles in Ordnung, und verließ das Haus. Die Mutter des Mädchens stellte erst am nächsten Morgen fest, dass aus dem Schlafzimmer Bargeld und aus dem Bad eine Schatulle mit Schmuck fehlte.

Vor allem ältere Menschen werden leicht Opfer von Trickbetrügern.
Vor allem ältere Menschen werden leicht Opfer von Trickbetrügern.

© dpa

DER ENKELTRICK

Einer der für Betrüger lukrativsten Tricks ist der als „Enkel“. Dabei beeinflussen die Täter als angeblicher Sohn oder Enkel die meist sehr alten Opfer zuvor am Telefon durch Darstellung einer fiktiven Notlage so sehr, dass diese sich bereit erklären, mit Bargeld „auszuhelfen“ und dieses an eine ihnen völlig fremde Person zu übergeben.

Nach Angaben des Landeskriminalamtes gab es 2015 genau 778 solcher Taten, von denen 92 erfolgreich waren. Die Zahl der Taten ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen, die durchschnittlich erbeutete Summer allerdings erheblich auf 21.300 Euro gestiegen. In den Vorjahren lag sie recht konstant bei 14.000 Euro.

Ältere Menschen sollten ihren Namen aus dem Telefonbuch nehmen

Der Enkeltrick ist lukrativ – aber auch riskant. Denn die Täter wissen nicht, ob ihre Opfer nach dem Anruf nicht doch Verdacht schöpfen. Immer wieder haben Senioren die Polizei informiert. Die Fahnder brauchten dann nur noch zu warten, bis die Betrüger zum Abholtermin kamen. Mehrfach klickten dann die Handschellen.

Die Polizei rät alten Menschen, ihre Vornamen aus dem Telefonbuch streichen zu lassen. Denn die Täter suchen sich die Opfer nach dem Vornamen aus: Wer Hedwig oder Roswitha heißt, ist in der Regel alt und alleinstehend. Nach Angaben des Polizeipräsidiums sind es fast immer ältere Menschen, die Opfer von Trickdieben werden.

Ist alt, funktioniert aber: Der Trick mit dem Glas Wasser.
Ist alt, funktioniert aber: Der Trick mit dem Glas Wasser.

© dpa

DAS GLAS WASSER

Auch andere Tricks sind schon länger bekannt, werden aber von Betrügern immer wieder angewendet. Oft wird an der Wohnungstür nur nach einem Glas Wasser gebeten. Während das Opfer in die Küche geht, ist ein Komplize des Täters schnell durch die offene Tür geschlüpft. Der Appell der Polizei ist eindeutig: „Lassen Sie nie fremde Personen in Ihre Wohnung.“ Wenn Betrüger oder Diebe erst mal drin sind, ist es zu spät, so die Erfahrung der Ermittler. Die Polizei verteilt deshalb gelbe Anhänger für die Türklinke. Darauf steht: „Ich lasse keinen Fremden in meine Wohnung.“

Wo viele Menschen auf einem Haufen sind, ist die Gefahr des Taschendiebstahls besonders groß.
Wo viele Menschen auf einem Haufen sind, ist die Gefahr des Taschendiebstahls besonders groß.

© dpa

DIE „REMPLER“ UND „ABDECKER“

Drastisch gestiegen sind in den vergangenen Jahren die Taschendiebstähle. 2015 waren es mehr als 40.000, doppelt so viele wie 2013, dreimal so viel wie 2010. Durchschnittlicher Schaden: 320 Euro. Auf ihrer Internetseite nennt die Polizei 23 beliebte Tricks, wie die meist aus Südosteuropa stammenden Täter ihre Opfer ablenken. Der jüngste Trend bei diesem Delikt sind laut Polizei sogenannte Abdeckertaten im Auto. Dabei treten die Täter mit einem Stadtplan an die Beifahrerseite von Autos heran, die im Stau stehen oder an einer roten Ampel halten. Dabei beugt sich der Täter weit in den Fahrgastraum – seine langen Finger holen derweil unter dem Plan Wertgegenstände vom Beifahrersitz oder der Mittelkonsole.

PRÄVENTION DER POLIZEI

Die Polizei zeigt im Internet häufige Tricks von Betrügern und gibt Hinweise – unter: www.berlin.de/polizei/aufgaben/praevention/

Für Senioren gibt es regelmäßig Kurse, um sich zu schützen. Der nächste Termin ist der 25. Oktober 2016. Telefonisch kann man sich anmelden unter 030/4664-979 222.

Der Tagesspiegel kooperiert mit dem Umfrageinstitut Civey. Wenn Sie sich registrieren, tragen Sie zu besseren Ergebnissen bei. Mehr Informationen hier.

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