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Riskanter Spaß. Trotz Warnungen trauen sich Familien auf das Eis – wie hier auf dem Kölpinsee bei Waren (Müritz) in Mecklenburg.

© Bernd Wüstneck/dpa

Berliner Seen: Vorsicht, dünnes Eis!

Die Seen sind zugefroren, das Wochenende wird sonnig. Polizei und Feuerwehr warnen.

Von Markus Lücker

Und plötzlich steht der Wetterforscher knietief im Schlachtensee. Eigentlich kennt sich Klaus Müller aus in Klimafragen. Beim Institut für Meteorologie der Freien Universität leitet er das Stadtmessnetz. Berlinweit prüft er Bodentemperaturen, Niederschläge, Windstärken. Er weiß, wie tückisch Eisflächen sein können. Er weiß, dass Zuflüsse die Eisdicke beeinflussen und Pflanzen wie Schilf zusätzlich Wärme ins Wasser leiten können. Aber mitten auf dem See spazieren schon einige Familien – und Müller will ja nur kurz rauf und nur an den Rand: Plumps, schon hatte er nasse Beine. Dort, wo er den See betreten wollte, hatte eine Regenwasserleitung das Eis instabil gemacht. Allein mit dem Auge ließ sich das nicht erkennen. Da hilft auch das Meteorologenwissen nicht.

Die Feuerwehr warnt aktuell wieder davor, dass spaziergangbedürftige Berliner und Brandenburger nicht auf scheinbar zugefrorene Seen und Flüsse gehen sollen. Nur weil es in den vergangenen Tagen mit strammen Minusgraden gefroren hat, garantiere das noch keine tragfähige Eisdecke. Es ist eine Warnung, die praktisch keine Entwarnung kennt. „Wir nennen grundsätzlich keine Temperaturen oder Zentimeterzahlen, ab wann das Eis sicher sein könnte“, sagt die Pressesprecherin des Deutschen Feuerwehrverbands Silvia Darmstädter.

Immer wieder würden Leute anrufen mit der Frage: „Kann ich nicht einfach mit meiner Bohrmaschine ein Loch machen, nachmessen und ihr sagt mir, ab x Zentimetern ist es okay?“ Nein, könne sie nicht. Nur örtliche Behörden würden gelegentlich Gewässer freigeben. Die kennen dann aber auch die Besonderheiten des jeweiligen Sees oder Flusses und wissen, auf welche Gefahren zu achten ist.

Vor allem Kinder müssen über die Gefahren aufgeklärt werden

Die Berliner Wasserschutzpolizei warnt mithilfe des Comicpärchens Hansi der Hase und Bobbi dem Polizistenbär vor den Gefahren. Gerade Kinder müssten besonders über zugefrorene Seen aufgeklärt werden und wie man sich verhält, wenn man einbricht. Auch weil die Polizei keine besonderen Streifen zur Kontrolle von Eisflächen fahren könne: „Wenn wir was hören oder sehen, holen wir die Leute natürlich runter, aber wir können ja nicht an jedem See eine Streife positionieren“, sagt der Pressesprecher der Polizei Berlin.

Gerade jetzt in den Winterferien ist das immer wieder ein Problem. Erst am Donnerstag ist im niedersächsischen Buchholz ein sechsjähriger Junge eingebrochen und musste gerettet werden.

Abschätzen muss das Risiko jedoch letztlich jeder selbst. Immerhin sollen die Temperaturen in den kommenden Wochen laut Deutschem Wetterdienst weiterhin nachts deutlich unter Null fallen. In Mecklenburg-Vorpommern waren in diesen Tagen trotz der Warnung der Behörden zahlreiche Familien auf dem Eis zu sehen. Besonders auf Seen, die zum Teil extrem flach und am Ufer auf großer Breite nur knietief sind. Aber auch im Norden ist das Eis auf den Seen trotz Frost, der dort noch knackiger als in Berlin ausfiel, bislang nur drei bis vier Zentimeter dick.

Aber es gibt ja Alternativen für Winteraktivitäten an diesem sonnigen Wochenende auch in Berlin: Schlittschuhfahren kann man noch bis März an verschiedenen Orten, etwa in Charlottenburg, Neukölln oder in überdachten Hallen am Müggelsee. Auch wird der Winterspaziergang nicht weniger erbaulich, nur weil er ohne Eis und Rutschgefahr auskommen muss. Oder man bleibt halt einfach zu Hause. Da ist es wenigstens warm und man bekommt ganz sicher keine nassen Knie.

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