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Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bei einer Willkommensaktion für eine Willkommensklasse in Berlin.

© Jörg Carstensen/dpa

Berliner Schulmisere: Nett grüßen reicht nicht für eine Schulsenatorin

Chaotisch und inkompetent: Die Bilanz der Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) fällt angesichts maroder Schulen und Lehrermangels verheerend aus. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Susanne Vieth-Entus

Wenn’s ernst wird, müssen die Staatssekretäre ran. So viel steht fest nach den vier Jahren, in denen Sandra Scheeres das Amt der Senatorin für Hochschule, Schule und Jugend innehat. Ob Hochschulverträge, marode Schulen oder Erzieherinnenmangel – auf kaum einem schwierigen Feld konnte die Senatorin überzeugen, wenn mehr gefragt war als ein Allgemeinplatz. Nur weil die Staatssekretäre überwiegend geräuschlos arbeiteten, konnte der Beobachter den Eindruck gewinnen, dass die bescheiden wirkende Sozialdemokratin nicht die schlechteste Lösung für das heikle Groß-Ressort war. Zumal sie als langjährige Abgeordnete gut mit ihrer Fraktion vernetzt ist und des Öfteren von dort Rückhalt bekam, wenn der Finanzsenator ihre Forderungen nicht erfüllen wollte.

Sie ist gut in die SPD-Fraktion vernetzt

Ausgerechnet im Wahljahr offenbart sich jetzt, dass es nicht reicht, genug Geld auszuhandeln, wenn die Kompetenz fehlt, aus diesem Geld das Beste zu machen. Zurzeit muss die Senatorin mehrere Millionen Euro pro Jahr allein dafür ausgeben, dass nicht genug Grundschullehrer ausgebildet wurden: Teure Studienräte müssen die Lücken stopfen; wo sie nicht reichen, kommen Quereinsteiger.

Es besteht kein Zweifel mehr, dass Scheeres den absehbaren Mangel zu spät und auch nur halbherzig bekämpft hat, obwohl sie gewarnt war: Ihre eigenen Statistiker hatten einen Bedarf von Tausenden Grundschullehrern prognostiziert, ohne dass Scheeres daraus hinreichende Konsequenzen gezogen hätte. Mit keinem Wort wurde in den Hochschulverträgen festgehalten, dass es ein Studienplatz- Kontingent für künftige Grundschullehrer geben müsse. Nun versucht die Senatorin ihr Versäumnis dadurch zu beschönigen, dass sie für sich reklamiert, zuletzt den Ausbau der Lehramtsstudienplätze vorangetrieben zu haben: Es dauert aber noch sechs Jahre, bis die wenigen zusätzlichen Grundschullehrer ihre Ausbildung beenden, für die Scheeres sich viel zu spät eingesetzt hatte.

Zöllners Fußstapfen waren zu groß

Dass die Fußstapfen ihres Vorgängers Jürgen Zöllner zu groß waren für Scheeres, war vielen klar, als Klaus Wowereit nach einigen Absagen versierter Kandidatinnen den verwunderten Hochschulen und Schulen Scheeres präsentierte. Als Jugendsenatorin hätte Scheeres vielleicht noch bestehen können, aber auch auf diesem Feld hat sie keine neuen Impulse gegeben: Bis heute arbeitet die Qualitätskontrolle der Kitas im Verborgenen, bis heute gibt es keinen öffentlichen Zugang zu den Ergebnissen der externen Prüfer.

Ihr bleibt nur die Rolle als Grüßauguste

Nun aber ist erstmal auf dem Schulsektor Schadensbegrenzung angesagt: Bis zur Wahl hat Scheeres Zeit, die Misere an den Grundschulen, die zunehmend ohne Fachleute dastehen, zu erläutern. Sie wird weiterhin versuchen, den Lehrermangel mit dem Flüchtlingszuzug zu begründen, obwohl alle Welt weiß, dass hauptsächlich die absehbare Pensionierungswelle dafür verantwortlich ist. Wahrscheinlich wird sie bald wieder ihrem rhetorisch begabten Staatssekretär das Feld überlassen, damit er die Wogen glättet. Der Senatorin bleibt dann die Rolle der Grüßauguste, die sie seit vier Jahren gut gespielt hat – wann immer eine neue Kita oder Turnhalle zu eröffnen war.

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