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Am Flughafen BER werden die Mängel verschwiegen und nun wird auch noch wegen Geheimnisverrats ermittelt.

© Britta Pedersen/dpa

Berliner Hauptstadtflughafen: Kein neuer Eröffnungstermin in 2017?

Wird in diesem Jahr doch kein neuer Eröffnungstermin für den Hauptstadtflughafen genannt? Am BER wird beschönigt – und nun wegen Geheimnisverrats ermittelt.

Die BER-Verantwortlichen haben seit Monaten die Rückstände am künftigen Hauptstadt–Airport beschönigt. Und zwar sowohl das Management unter Ex-Chef Karsten Mühlenfeld als auch der damals noch vom Berliner Regierenden Michael Müller (SPD) geführte Aufsichtsrat. Nach dem Tagesspiegel vorliegenden Unterlagen der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) ist die Lage so dramatisch, dass in diesem Jahr wohl nicht einmal ein Eröffnungstermin genannt werden kann. In einem FBB-Statusbericht von Ende Februar 2017 ("streng vertraulich") wird bereits kalkuliert, dass man womöglich erst im September mit den Bauarbeiten fertig sein und dann bis "April 2018" benötigen wird, um Baumängel zu beseitigen.

Die jetzt von früheren Berliner Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup geführte Flughafengesellschaft reagiert auf das Bekanntwerden solch interner Papiere allergisch. Laut "Bild am Sonntag" hat die FBB Strafanzeige wegen "Geheimnisverrats" gestellt. Von den zuständigen Staatsanwaltschaften Cottbus und Neuruppin hatte es dazu auf Tagesspiegel-Anfrage letzte Woche keine Bestätigung gegeben. Am Freitag tagt der Aufsichtsrat erstmals regulär in diesem Jahr, und zum ersten Mal seit der Abberufung Mühlenfelds, dem Start Lütke Daldrups und der Rückkehr des vom Aufsichtsrat zurückgeholten Technikchefs Jörg Marks.

Allein seit Herbst Verzögerungen von sechs Monaten

Wie es um den BER wirklich steht, belegt etwa das vom Tagesspiegel publik gemachte vertrauliche FBB-Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger vom März. Danach kann der BER - ohne erfolgreiche Gegenmaßnahmen - erst 2019 ans Netz gehen. Und seit 2015 waren alle Beschleunigungs- und Aufholversuche erfolglos. Allein seit Herbst waren Verzögerungen von sechs Monaten hinzugekommen.

Die Verantwortlichen kann das Berger-Gutachten, das letzten Freitag im Projektausschuss des Aufsichtsrates vorgestellt wurde, kaum überrascht haben. Dort hatte Berger schon einmal am 26.September 2016, acht Tage nach der Berlin-Wahl, ein erstes Gutachten zum Inbetriebnahme-Fahrplan präsentiert, der noch auf einen BER–Start im November 2017 ausgerichtet war. Und damals lag, so das Fazit, die Erfolgschance nur noch bei 10 Prozent (!), den Airport 2017 starten zu können. Müllers "Mister BER", Lütke Daldrup, für den Mitarbeiter der Senatskanzlei regelmäßig an BER-Baubesprechungen teilnahmen, war anwesend.

Beschleunigungsmaßnahmen hatten keine Wirkung

Trotzdem erklärte Müller am 7.Oktober 2016 nach der Aufsichtsratssitzung, auf der alles beraten wurde, die Lage so: "Es kann ihnen keiner hundertprozentig sagen: ’17 wird gelingen. Aber es kann ihnen auch keiner hundertprozentig sagen: ’17 gelingt nicht." Und noch nach der Sitzung am 2.Dezember 2016 sagte der Regierende und Aufsichtsratschef: "2017 kann noch klappen, es kann auch Anfang 2018 werden." Im Januar wurde dann 2017 gecancelt. Und heute? Im September 2016 waren die Berger–Analysten noch davon ausgegangen, dass der BER mit 80-prozentiger Sicherheit wenigstens im Juni 2018 eröffnet werden kann.

Inzwischen ist die Erfolgschance für Sommer 2018 auf 3 Prozent gesunken, laut März-Gutachten. Auch die Beschleunigungsmaßnahmen, die seit Herbst letzten Jahres auf der Baustelle eingeleitet wurden, hatten keine Wirkung.

"Eine Eröffnung im Jahr 2018 realistisch"

Hinweise, welche Risiken und Probleme noch lauern, finden sich im Statusbericht vom Februar 2017 genug. Zwar wird dort versichert: "Nach derzeitigem Stand ist eine Eröffnung im Jahr 2018 realistisch." Doch schon die Angaben zur Sprinkleranlage, mit deren zu geringer Dimensionierung unter anderem die Absage des Starts 2017 begründet wurde, lassen daran zweifeln. Danach sollen 1,2 Kilometer Rohre ausgetauscht werden, obwohl das Entscheidende fehlt: "Die Vorlage endständiger Berechnungen ... steht aus."

Man behilft sich zunächst mit hydraulischen Bewertungen "als Vorstufe zu den Berechnungen". Wenn die irgendwann vorliegen, muss dann womöglich noch einmal umgebaut werden. Zudem stimmt laut Bericht die Sprinkler- und Brandmeldeanlage mit der Sicherheitsgrenze im Terminal nicht überein, weshalb weitere 1,3 Kilometer Rohrleitungen "ergänzt" werden müssen.

Lütke Daldrup will sich seit dem Wechsel zur FBB jedenfalls nicht festlegen, wann ein Eröffnungstermin genannt werden kann.

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