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Ende nicht in Sicht. Der Flughafen Tegel bleibt vorerst in Betrieb.

© Thilo Rückeis

Berliner Flughäfen: Das Wunder von Tegel

Der Flughafen ist trotz Millionen-Investitionen störanfällig, aber er funktioniert. Und muss weitermachen.

Das alltägliche kleine Wunder – es muss weitergehen in Tegel. Nachdem seit diesem Wochenende klar ist, dass der BER in diesem Jahr nicht mehr in Betrieb gehen wird, steht auch fest, dass Tegel noch länger durchhalten muss. Und dass Anwohner entlang der Flugrouten, die sich 2012 schon auf ruhigere Zeiten eingestellt hatten, den Krach am Himmel ebenfalls weiter ertragen müssen.

Der Berliner Lufthansasprecher Wolfgang Weber ist zuversichtlich, dass Tegel es weiter schafft. Bereits vor fünf Jahren habe man geglaubt, dass es nicht mehr lange gut gehe. Doch der Flughafen laufe immer noch. Die Anlagen seien zwar störanfällig, aber den Technikern gelängen die Reparaturen in der Regel schnell.

Schon rund 40 Millionen Euro wurden für den Weiterbetrieb ausgegeben

Die Flughafengesellschaft, die vor der geplanten Schließung 2012 schon jahrelang nicht mehr viel Geld in die Anlagen gesteckt hatte, hat inzwischen nach ihren Angaben rund 40 Millionen Euro für den Weiterbetrieb investiert. Allein rund drei Millionen Euro hat sie für einen neuen „Anti-Skid-Belag“ auf der südlichen Start- und Landebahn ausgegeben.

Der Belag verbessert die Griffigkeit der Räder vor allem bei schlechtem Wetter. Er war 2015 aufgetragen worden und soll rund vier Jahre halten. Er würde also auch eine BER-Eröffnung erst 2019 noch überstehen. Auch die Klimaanlage wurde für rund 500 000 Euro erneuert; ebenso hat man die Gepäckfördertechnik ertüchtigt. Und es gab nochmals Erweiterungen im Terminal A. Zudem hat man den internen Funkverkehr modernisiert.

Von einem Großteil der Investitionen profitieren auch die künftigen Nutzer der Flughafenanlagen. Unter anderem von einem neuen Tank für die Sprinkleranlage im Terminal-Sechseck und vom erneuerten Leitungs- und Kanalsystem.

Allerdings müssen die potenziellen Nachnutzer nun auch ihren Einzug erneut verschieben. Wie die Beuth-Hochschule, die im Hauptterminal einen neuen Standort für 2500 Studenten bekommen soll. Wie weit das erneute Scheitern der BER-Inbetriebnahme das gesamte Nachnutzungskonzept zurückwerfe, lasse sich erst sagen, wenn es einen neuen verbindlichen BER-Termin gebe, heißt es bei der Tegel Projekt GmBH, die für die Nachnutzung des Areals zuständig ist.

Entstehen soll neben einem Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien, Berlin TXL – The Urban Tech Republic genannt, auch ein Quartier mit 5000 Wohnungen. In der Urban Tech Republic sollen im Jahr 2040 rund 800 große und kleinere Unternehmen mit bis zu 17.500 Beschäftigten forschen, entwickeln und produzieren. Das Bebauungsplanverfahren für das nach dem Sozialdemokraten Kurt Schumacher benannte Wohnquartier ist bereits an den Start gegangen.

Durch Wirbelschleppen beim Landen werden oft Dächer beschädigt

Weitere Wunder brauchen auch die Anwohner, die nicht nur unter dem Lärm des Flugbetriebs – vor allem auch in der Nacht – leiden. So weist Roland Bley, der Mitglied der Fluglärmschutzkommission für Tegel ist, darauf hin, dass im Nahbereich der Landebahnen immer wieder durch sogenannte Wirbelschleppen beim Landen Dächer und Gebäudeteile von Wohnhäusern beschädigt würden. Dass es durch die herabstürzenden Teile noch keine Personenschäden gegeben hat, ist für Bley ein Wunder. Auch deshalb ist für ihn ein Dauerbetrieb in Tegel, wie ihn die FDP anstrebt, unvorstellbar.

Ob die Partei durch den zumindest verlängerten Betrieb in Tegel nun Aufwind bei ihrem geplanten Volksbegehren bekommt, muss sich zeigen. Zurzeit versucht sie, während der Grünen Woche verstärkt Unterschriften vor den Messehallen zu sammeln. Auch die Plakatkampagne ist erweitert worden. Bis zum 20. März müssen rund 174.000 gültige Unterschriften vorgelegt werden, damit dann ein Volksentscheid folgen könnte. Bisher verlief die Sammlung allerdings recht schleppend.

Ryanair will nun für den Weiterbetrieb in Tegel werben

Unterstützung kommt jetzt ausgerechnet von der in Schönefeld angesiedelten Billigfluglinie Ryanair. Sie will für den Weiterbetrieb von Tegel werben – unter anderem auf ihrer Internetseite. Ryanair setzt sich für zwei Berliner Flughäfen ein, weil nach Ansicht der Gesellschaft am BER die Kapazität nicht ausreiche. Bliebe Tegel am Netz, könnte Ryanair in Schönefeld ungestört weiterwachsen. Die irische Gesellschaft, die lange mit einem Standort weit weg von der Stadt geliebäugelt hat, baut derzeit ihren Standort Schönefeld aus, was mit erheblichen Wachstumsraten verbunden ist.

Dies ist in Tegel nicht mehr möglich. Das Wachstum bei den Passagierzahlen sei dort endlich, sagte Lufthansasprecher Weber. Im vergangenen Jahr zählte die Flughafengesellschaft fast 21,3 Millionen Fluggäste; 1,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Unter den Engpässen in Tegel dürfte in den vergangenen Jahren vor allem Air Berlin gelitten haben. Die Gesellschaft wollte am BER ein Drehkreuz etablieren und so kräftig zulegen. Sogar ein eigenes Pier im Terminaltrakt ist für die Gesellschaft vorgesehen. Die Umsteigewege der Passagiere wären dort kurz. In Tegel dagegen muss Air Berlin die Fluggäste in mehreren Terminals abfertigen – die Umsteigewege können lang und beim Wechsel zwischen den Bereichen A und C auch anstrengend sein. Dabei bleibt es nun.

Auf den verlängerten Betrieb in Tegel muss sich auch die BVG einstellen, die mit mehreren Buslinien zum Flughafen fährt. Auch bei ihr sind die Pläne für ein Umstellen des Betriebskonzepts längst fertig.

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